Treppen steigen für einen schöneren Po? Psychologie-Studenten der FU wollen mit einer Gesundheitsintervention für mehr Bewegung im Alltag werben. Sophie Krause hat sie dabei beobachtet.
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Am Ausgang des U-Bahnhofs Alexanderplatz sitzen sie etwas abseits, am Fuße der Treppen, und beobachten ihre Versuchspersonen: Die Studenten des Seminars „Gesundheitspsychologie“ an der FU haben provisorisch Tische aufgebaut, sie sind mit Papier und Stift ausgerüstet. Immer wenn ein Passant vorbei kommt, notieren sie ihre Beobachtungen. Nimmt er die Treppe oder die Rolltreppe. Die meisten steuern zuerst auf die bequeme Variante zu, die Rolltreppe. Doch dann sehen sie die mit Luftballons und Sonnenblumen bunt geschmückte Treppe daneben und entscheiden sich spontan um.
Unter der Leitung ihrer Dozentinnen Linda Parschau und Daniela Lange vom Fachbereich Psychologie führen zwei Seminargruppen im Rahmen eines Masterseminars an diesem belebten Vormittag eine sogenannte Gesundheitsintervention durch. Dabei wollen sie die Passanten dazu motivieren, die Treppe zu benutzen und dadurch ganz leicht etwas für ihren Körper zu tun.
„15 Minuten Bewegung am Tag reichen schon aus, um sich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen“, erklärt Daniela Lange. „Wenn man regelmäßig mit der BVG fährt und jedes Mal auf dem Weg die Treppe benutzt, würde das schon ausreichen.“ In das Geschehen eingreifen oder die Passanten direkt ansprechen dürfen die Studenten nicht. Deshalb gibt es auch keine direkte Rückmeldung der Passanten, wie sie die Gesundheitsbotschaften finden.
Spaß haben beim Treppensteigen
Zunächst erkunden sie den Normalzustand: ohne Dekoration, ohne Plakate notieren sie, wie viele der vorbeiziehenden Passanten sich für die Treppe oder ihr fahrendes Pendant entscheiden.
Dann beginnen sie mit ihren Versuchen und hängen große Plakate mit dem Slogan „Gesundheit to go – Nimm die Treppe!“ auf. Später werden Plakate aufgestellt, die die Aussicht auf einen knackigen Po, freigesetzte Endorphine und ein vermindertes Herzinfarktrisiko anpreisen. Sie sollen den Passanten das Treppensteigen schmackhaft machen. Einige Personen bleiben vor den Plakaten stehen, lesen sie, schauen sich um und nehmen die Treppe. Andere ziehen unbeeindruckt vorbei. Am Rand der Treppen sitzen die Studenten, beobachten und notieren fleißig.
Der letzte Teil ist die „Fun-Bedingung“. Dazu kleben die Studenten verschiedenfarbige Fußstapfen auf die Treppenstufen, die jeweils Routen in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen markieren. „Man muss die Leute nur darauf aufmerksam machen und dies mit positiven Emotionen, wie Spaß und Freude verknüpfen.“, erklärt Daniela Lange. Gesundheit ist nicht immer nur mit Anstrengung und Verzicht verbunden.
Intervention mit Erfolg
Ihre vorher verfassten Thesen konnten die Studenten durch die Intervention bestätigen: Die Passanten ließen sich besonders von dem spaßigen Teil des Versuches, wie den Fußstapfen und dem Versprechen durch das Treppensteigen ein schöneres Äußeres zu bekommen, animieren. Der Teil der Intervention, der nur auf die gesundheitlichen Vorteile des Treppensteigens hinwies, motivierte allerdings nur Frauen, die Stufen zu erklimmen.
Trotz der Ergebnisse sei die wissenschaftliche Aussagekraft der Beobachtungen gering, gibt Linda Parschau zu bedenken. Die Studie sei zu klein angelegt, um das Treppennutzungsverhalten der Menschen langfristig zu verändern und fundierte Ergebnisse zu erlangen. Für die Studenten geht es bei dem Pilotprojekt aber vor allem um das Üben der wissenschaftlichen Praxis. Und für einige Menschen ist es vielleicht der erste Schritt zu mehr Bewegung im Alltag.