Russisch Roulette an der Uni

Es geht wieder los! Die Urabstimmung über das Semesterticket steht an. Warum die Wahl zum Glücksspiel wird und man sogar unabsichtlich gegen das Ticket stimmen kann, erklärt Dorothea Engel

montagskommentar_editedAlle drei Jahre pilgern die Studierenden zur Urabstimmung über den Erhalt des Semestertickets. Doch dieses Mal entscheiden sie nicht nur über dessen Weiterführung, sondern auch über eine Erweiterung um das Tarifgebiet Brandenburg. Obwohl es nur drei Abstimmungsfragen gibt, wirkt das Setzen der Häkchen an der richtigen Stelle wie eine Abenteuerreise.

Noch kinderleicht lässt sich die erste Frage beantworten: „Soll das Semesterticket für den Tarifbereich Berlin ABC fortgeführt werden?“ Immerhin bezieht sie sich nur auf den generellen Erhalt des Tickets, also in der Form, wie es jetzt ist. Hat man nichtsahnend sein Kreuzchen beim „Ja“ oder „Nein“ gesetzt, folgt die nächste Frage und die erste Verwirrung.

In der zweiten Frage geht es darum, ob das jetzige Ticket um den brandenburgischen Tarifbereich ergänzt werden soll. Das bedeutet, man könnte sowohl im Raum Berlin als auch im Raum Brandenburg die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Wenn man dieses VBB-Gesamtnetz-Ticket hat, so enthält es auch das normale ABC-Ticket aus Frage eins. So weit, so kompliziert.

Fragen haben Auswirkungen aufeinander

Warum sollte man dann also noch bei ersterer Frage mit „Ja“ stimmen? Mit dem Gesamtnetz-Ticket hat man doch den Berlin-Bereich bereits mit abgedeckt – so glaubt man! Nehmen wir hier den ungünstigen Fall an:

Man will das Berlin-Brandenburg-Ticket und stimmt gegen das Berlin-Ticket aus der Idee heraus, dass das Berlin-Brandenburg-Ticket ja ebenfalls für Berlin gültig ist. Nun stimmen aber keine zehn Prozent der Studierenden für das Berlin-Brandenburg-Ticket ab. So verfällt erstens das Ticket, was man wollte, und zweitens hat man sogleich gegen das Berlin-Ticket gestimmt.

Wäre man beim russischen Roulette, so hätte man die Patrone erwischt und den Revolver dabei auf sich selbst gezielt. Die Fragen haben also gegenseitige Auswirkungen aufeinander und das macht es so schwierig sie zu beantworten!

Es könnte eng werden für das Semesterticket

Auf der anderen Seite könnte das einen Glückstag für alle Gegner des Semestertickets sein. Wenn sie sie selbst genug Verwirrung beim Ankreuzen stiften und eigentliche Befürworter des Tickets sich gewissermaßen verwählen, könnte es eng werden für die zukünftige Freie Fahrt für FU-Studierende.

Wenn beide Ticket-Vorschläge das Zustimmungsquorum von zehn Prozent erfüllen, geht man nicht nach dem Mehrheitsprinzip aus den Fragen eins und zwei, sondern es wird zusätzlich noch dasjenige Ticket berücksichtigt, das der Anti-Semesterticket-Wähler bevorzugt. Also wer das Glücksspiel bis zur zweiten Abstimmungsfrage überstanden hat, wird spätestens von der dritten endgültig K.o. geschlagen. Und da wundert man sich noch über niedrige Wahlbeteiligung.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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