Unterwegs mit TheaterScouts

Sie sind keine Schauspieler, Regisseure oder Dramaturgen, aber auch sie wollen junge Menschen für Theater begeistern: Die TheaterScouts des Hans-Otto-Theaters in Potsdam. Von Veronika Schweighoferová

TheaterScouts Bild

Werbung für den Theaterbesuch: TheaterScouts bei der Arbeit. Foto: Christian Leonhardt

Der TheaterScout, der mich heute zur Vorstellung von „Der Turm“ (Regie: Tobias Wellemeyer) in Potsdam begleitet, heißt Anna, ist 21 Jahre alt und studiert Germanistik und Judaistik an der FU. In ihrer Freizeit engagiert sie sich seit mehreren Monaten für das Theater. Zusammen mit anderen Studenten begleitet sie als TheaterScout junge Leute beim Theaterbesuch. Sie ist bei der Einführung, beim Stück selbst und auch im Anschluss dabei. Nach der Vorstellung lädt sie dazu ein, sich zusammenzusetzen und über die Eindrücke zu reflektieren. „Ich liebe Theater. Und auf diese Weise kann ich meine Vorliebe auch anderen Leuten, vor allem Jugendlichen, vermitteln“, erklärt Anna.

Nach dem Abschlussapplaus in die Kantine

Im Hans-Otto-Theater erkennt man die Scouts schon von weitem an ihren T-Shirts. Ungefähr vier Scouts begleiten die jungen Besucher bei monatlichen Theatervorführungen. Bevor das Stück beginnt, besuchen wir mit ihnen gemeinsam die Einführung des Dramaturgen Remsi Al Khalisi, die erste Einblicke in die Inszenierung gibt. Anschließend folgen drei Stunden Theater: „Der Turm“ basiert auf dem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten gleichnamigen Buch und nimmt den Zuschauer mit in die Zeit der DDR und zur Familie Hoffmann in den Villenvierteln Dresdens. Hier wird der Turm gebaut: zwischen den Bewohnern und der Außenwelt, zwischen der Familie und der Partei, sogar zwischen einzelnen Menschen. Aber mit dem Niedergang der DDR beginnt das Turmfundament langsam zu bröckeln. „Der Turm“ ist eine Geschichte von Freiheit, Träumen, Realität und Utopie. Ein Zufall, dass das Spiel am 9. November aufgeführt wurde?

Nach dem Abschlussapplaus ist der Theaterbesuch für die meisten Zuschauer zu Ende – nicht aber für mich. Ich werde von den Scouts in die Theaterkantine mitgenommen. Es wird über die schauspielerischen Leistungen und über die emotionale Spannung diskutiert, die vor allem durch passende Musik im Stück hervorgerufen wurde. Unsere Eindrücke münden in der Frage, wie junge Leute aus heutiger Sicht die DDR betrachten und darüber reflektieren.

Vermittler zwischen Szene und Publikum

Hervorgegangen ist die Initiative der TheaterScouts im Hans-Otto-Theater aus einem Seminarprojekt einiger Studierender. Vier Studenten gründeten die Scouts im Rahmen des Fachs Kulturarbeit an der Fachhochschule Potsdam. Am Anfang ihrer Arbeit steht immer die Auswahl eines passenden Stückes für junge Leute in Kooperation mit dem Theaterhaus. Daneben kümmern sich die TheaterScouts um die Verteilung von Flyern und Postern und um zusätzliche Workshops mit Regisseuren und Schauspielern. In ihrer Arbeit verstehen sie sich als Vermittler zwischen der Theaterszene und dem Publikum und erhoffen sich, vor allem jüngere Zielgruppen für einen Theaterbesuch begeistern zu können.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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