Macht, wo sie keiner sieht

Der Kuratoriumsposten für Jürgen Zöllner hat einmal mehr das Macht-Gezerre im Akademischen Senat demonstriert. Doch es hat auch ein Stück Verhandlungsmacht der Studierenden offenbart. Von Veronika Völlinger

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An der Causa Zöllner haben die Mitglieder des Akademischen Senats vergangenen Mittwoch einmal mehr die Absurdität der Machtverhältnisse in diesem wichtigsten Gremium der FU demonstriert: Es ging um einen wichtigen Posten, denn die externen Mitglieder des Kuratoriums sollen wichtige Lobbyarbeit für die FU in der Öffentlichkeit leisten. Es ging auch um eine wichtige Person, denn der Berliner Ex-Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner, den sich die Unileitung für das Kuratorium wünschte, hat in seiner langen Zeit in politischer Verantwortung für reichlich Kontroverse gesorgt. Studierende machen ihn für alle negativen Effekte der Exzellenzinitiative, Prüfungswiederholungen und eine generelle „elitäre und ungerechte Bildungspolitik“ verantwortlich.

Über diese also wollten die AS-Mitglieder zwar gemeinsam mit Zöllner diskutieren. Die Öffentlichkeit sollte dabei jedoch ausgeschlossen werden. Da hätte sich das Präsidium der FU eigentlich denken können, dass die Sitzung nicht einfach routiniert der Tagesordnung folgen würde. Trotzdem spielten viele Professoren und auch Sonstige Mitarbeiter das übliche Augenrollen ab, als sich die studentischen Vertreter zum wiederholten Mal für eine öffentliche Befragung Zöllners im AS einsetzten.

Teilerfolge für hartnäckige Studierende

Beim verbalen Gezerre entstand genau das Klima, für das sowohl Studierende, als auch Professoren und außenstehende Beobachter den AS belächeln, aber auch kritisieren: absurder Umgang, absurdes Machtgehabe. Nach schier endlosen Debatten über die Tagesordnung, Sticheleien und Beleidigungen untereinander, folgte schließlich die süffisante Anmerkung eines Professors, wenn nun final abgestimmt werde, würden sich die Demokratie-liebenden studentischen AS-Vertreter einem mehrheitlich ermitteltem Nein sicher nicht widersetzen.

Das taten sie dann aber doch, oder besser gesagt etwa zwei Dutzend Studierende im Publikum, dessen Reihen eher selten so gut besucht sind. Sie blieben einfach sitzen, als sie für die nicht-öffentliche Befragung zum Gehen aufgefordert wurden. So konnten sie letztendlich doch noch eine 20-minütige öffentliche Fragerunde an Zöllner erwirken. Aus Protest verließen viele Professoren während der öffentlichen Befragung den Sitzungssaal.

Immer wieder prangern die studentischen AS-Vertreter und viele Hochschulpolitiker ihre geringe Machtposition im höchsten Entscheidungsgremium der Uni an. Doch die Geschehnisse während der jüngsten AS-Sitzung haben gezeigt: damit haben sie Unrecht! Zwar fehlt ihnen rechtlich verankerte Stärke. Doch wenn es hart auf hart kommt, kriegen sie den AS klein – wenn auch nur mit Teilerfolgen.

Was der Einsatz dieser Druckmittel jenseits des Protokolls aber ausgelöst hat, ist weiterer Unmut unter Professoren im AS. Ihnen entsteht der Eindruck, dass ein Beschluss des AS nichts wert ist – die Studierenden setzen sich ohnehin darüber hinweg. Nun stimmt das natürlich nicht ganz: Die öffentliche Befragung Zöllners konnte seine schlussendliche Ernennung natürlich nicht verhindern. Aber es zeigt sich, dass andere Gruppen im AS die studentischen Vertreter vielleicht mehr fürchten und ihnen eine stärke Machtposition zuerkennen, als diese sie bei sich selbst sehen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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