Bei der Lesung „DareYourWriting” stellen fünf Autoren und Autorinnen aus aller Welt ihre Texte vor. Vier FU-Studentinnen organisieren die Veranstaltung. Dorothea Drobbe hat mit ihnen gesprochen.
Sechs junge Autoren wagen sich bei der „DareYourWriting”-Lesung mit ihren Texten auf die Bühne. Foto: Nina Prehm
Mensa, 11 Uhr morgens. Layla Fetzer, Angelina Eimannsberger, Rebecca Michlik und Lydia Ingendaay sitzen an einem der runden Tische im hinteren Bereich. Allerdings beschäftigen sie sich dort nicht mit Brötchen, Pommes oder Salat. Die vier organisieren die zweite „DareYourWriting“-Lesung. Bei der Veranstaltung werden junge Autoren ihre Werke in Lyrik und Prosa vorstellen. „Nehmen wir den roten oder den blauen Text?“, fragt Lydia. Die anderen sind sich nicht einig. Rebecca möchte ihn nochmal lesen, während Angelina zur Diskussion stellt, wer welchen Autor betreut. „Ich möchte noch einmal über die Reihenfolge reden“, schlägt Layla vor.
Die vier könnten Profis sein. Sie arbeiten effizient und konzentriert, blättern mit der einen Hand die Texte durch und stehen gleichzeitig in E-Mail-Kontakt mit den Autoren, um letzte Details zu klären. Dabei geben sie sich gegenseitig Feedback und üben so konstruktive Kritik, als hätten sie das Manifest der gewaltfreien Kommunikation eingeimpft bekommen. Alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. So viel Professionalität kommt nur durch Routine. Und davon haben die FU-Studentinnen inzwischen ein bisschen.
Überraschender Erfolg
Ihre erste Lesung fand im Juli statt und sollte ursprünglich nur eine einmalige Sache sein. Kennengelernt haben sich die Vier im ABV-Seminar „Von der Literatur- zur Medienagentur“. Das Abschlussprojekt konnte man frei gestalten. Da haben sie sich für ein Event und dessen Umsetzung entschieden: die“ DareYourWriting“- Lesung. Über Univerteiler und Veranstaltungsflyer haben sie Autoren rekrutiert, bis sich die Kunde von der Lesung verbreitet hatte und immer mehr Texte eingeschickt wurden. Bei dieser Masse an Einsendungen war die Auswahl nicht leicht. Der Fokus lag auf Internationalität und Unbekanntheit. Sechs junge Schriftsteller durften schließlich auf die Bühne.
Der Erfolg der Lesung hat die Vier zu einer Neuaufsetzung der Veranstaltung ermutigt. Die Organisation war diesmal um einiges leichter: „Wir hatten einen passenden Ort, wir hatten einen Termin für regelmäßige Organisationstreffen und der Flyer war so gut wie fertig“, sagt Layla. Außerdem bestanden die Verbindungen zu vielen Autoren noch vom letzten Mal.
Am 15. Dezember geht die Lesung in eine zweite Runde. Wieder wird es Texte auf Deutsch und Englisch geben, wieder werden Autoren aus aller Welt lesen. Zwei davon waren auch schon beim letzten Mal dabei, unter ihnen Conor Creighton. Für den Iren ist aus der Lesung im Juli viel mehr entstanden als nur ein schöner Abend. Als er dort eine seiner Kurzgeschichten vorstellte, saß eine Literaturagentin im Publikum. Sein Text hat ihr so gut gefallen, dass sie ihn unter Vertrag genommen hat. 2016 wird sein erstes Buch im Ullstein Verlag erscheinen. Eine kleine Sensation und eine große Bestätigung für die vier Organisatorinnen. Anfangs haben sie noch schmunzeln müssen, als sie sagten „Wir wollen jungen Autoren eine Bühne bieten“. Aber genau das hat jetzt geklappt.
Die Texte beginnen zu leben
Ob „DareYourWriting“ eine regelmäßige Lesungsreihe werden soll, haben Layla, Angelina, Rebecca und Lydia noch nicht entschieden. Erst einmal freuen sie sich auf den 15. Dezember und darauf, sich bei der Lesung endlich voll und ganz den Texten widmen können: „In der Planungsphase verschwinden alle Leute hinter Bergen von E-Mails“, klagt Angelina. Dann ist es schön, wenn schließlich alle am gleichen Ort sind und auch die Autoren untereinander über ihre Texte reden können. Außerdem sei es jedes Mal etwas ganz Besonderes, wenn ein Autor auf der Bühne stehe und den eigenen Text vorstelle. „Erst da beginnt der Text zu leben“, sagt Angelina. Egal wie oft man ihn schon auf Papier oder auf dem Laptop vor sich hatte.
Wann: 15. Dezember, Einlass um 19.00 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr
Wo: Polymedialer Ponyhof (Kienitzer Str. 11, 12053 Berlin)
Eintritt: 3 €