Keinen Bock auf die Pille

Die meisten Studentinnen gehen mit Verhütungsfragen zur Frauenärztin des Vertrauens. Der „Campus Talk“ eines Pharmaunternehmens verlagerte dieses Gespräch in die Mensa II. Von Ann-Kathrin Jeske

Mein leeres Tablett rollt noch in Richtung Geschirrrückgabe, als sich die Dame vom „Campus Talk“ schon mit mir über meine Verhütungsmethoden unterhalten will. Ehe ich mich versehe, hat die Frau in dem „Keinen Bock mehr auf die Pille“-T-Shirt mir eine Broschüre mit dem Titel „Welcher Verhütungstyp bin ich?“ in die Hand gedrückt. „Die regelmäßige Einnahme der Pille passt nicht mehr in das dynamische Studentenleben“, meint sie aufgeregt. Ich fühle mich überfordert.

Bisher hatte ich solche Fragen nur im Behandlungszimmer meiner Gynäkologin erörtert. Meine neue Beraterin in Sachen Verhütung lässt sich jedoch nicht beirren und fährt fort. Gekonnt greift sie an ihre Hüfte und zieht ein pinkes Etwas hervor. Es erinnert mich irgendwie an eine Wünschelrute. Ich überlege kurz, ob ich den Trend zur spirituellen Verhütung verpasst habe und bin etwas enttäuscht, als sie mir die Wünschelrute als hormonelle Vaginalspirale vorstellt.

Als ich frage, wie das neonfarbene Teil funktioniert, werde ich von meiner Beraterin zum „Expertentalk“ geleitet. Zum ersten Mal sehe ich ihr T-Shirt nun von hinten und begutachte das dort aufgedruckte Bild eines behaarten Mannes in Unterhose. Starke Rückenbehaarung ist natürlich auch eine Form der Verhütung. Bevor ich mich wehren kann, stehe ich schon vor dem Erfinder der Wünschelrute, Prof. Dr. med. Thomas Römer. Medizinisch fundiert erläutert mir der Mann im Alter meines Vaters die Vorteile der Vaginalspirale für mein Sexualleben. Endgültig verstört flüchte ich aus der Mensa. Ich hab’ richtig Bock auf die Pille.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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