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Für Kinder aus Arbeiterfamilien ist der Weg an die Uni oft schwer. Ein Förderprogramm will das nun ändern: Der „Studienkompass” ermöglicht Abiturienten Orientierung im akademischen Betrieb. Von Kim Mensing

Von einer Generation in die nächste: Die Uni ist eine Domäne für Kinder aus Akademiker-Familien. Eine Datenerhebung des Deutschen Studentenwerkeszeigt, dass nur 23 von 100 Abiturienten aus Arbeiterfamilien nach der Schule ein Studium aufnehmen. Von 100 Akademikerkindern hingegen schaffen es 83 an die Universitäten. Ein tiefer Graben zwischen den Bildungsschichten also.

Der sogenannte „Studienkompass” setzt an dieser Stelle an. Er richtet sich an Schüler aus Familien, die keinen akademischen Hintergrund haben, oder sich in einer Situation befinden, die die Aufnahme eines Studiums erschwert. Diese möchte das Förderprogramm auf ihrem Weg zum Studium unterstützen. Ins Leben gerufen wurde der „Studienkompass” von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, dem Unternehmen Accenture und der Deutschen Bank. Geld bekommen die Programmteilnehmer dabei aber nicht. Vielmehr besteht die Unterstützung aus Orientierungsseminaren und Unternehmensbesuchen. Diese sollen den Schülern helfen, ihre Stärken und Interessen zu entdecken.

Jasmin Beisiegel ist eine von aktuell 1600 Programmteilnehmern in Deutschland und studiert Politikwissenschaft an der FU. Ihre Eltern haben sie zwar in der Schule unterstützt und aufgrund ihrer guten Noten ein Studium nie ausgeschlossen. Trotzdem, findet sie, könne die Wahl schwer fallen. „Wenn deine Eltern eine Ausbildung gemacht haben, ist es normal für dich, dasselbe zu tun”, meint Jasmin. Oft werde ein Studium als „Theoriekram” abgetan.

Auch Geld spielt bei der Entscheidung für oder gegen ein Studium eine große Rolle. Esra Coban studiert Publizistik an der FU und wird wie Jasmin vom „Studienkompass” gefördert. Sie glaubt, dass finanzielle Selbstständigkeit oft mehr geschätzt wird als Bildung: „Kinder aus finanziell schwachen Haushalten finden eine vergütete Ausbildung meist attraktiver als ein Studium. Studieren ist für sie Luxus.”

Auch wenn die Eltern der Erstsemesterin wollten, dass sie ein Studium anfängt, habe ihr der „Studienkompass” auf dem Weg dahin sehr geholfen. Finanzielle Förderung vermissen Esra und Jasmin nicht. Sie finden vor allem die Kontakte hilfreich, die ihnen seit Beginn der Oberstufe vermittelt werden. Sie lernen Mentoren kennen, welche die regionalen Fördergruppen leiten, aber auch viele andere Programmteilnehmer. Auf gemeinsamen Wochenausflügen hatten sie viel Zeit, sich auszutauschen. Was sich nach Jugendfreizeit anhört, behält stets einen ernsten Hintergrund: Schließlich werden Kontakte geknüpft, die in der beruflichen Zukunft von Vorteil sein könnten. Eine Form des Networking, von der auch Akademikerkinder profitieren könnten.

Auch ihre berufliche Zukunft ist nicht immer gesichert. Die Abbrecherquoten an deutschen Universitäten deuten an, dass Orientierungsschwierigkeiten im Studium auch in Akademikerfamilien entstehen: Immerhin jeder Vierte bricht sein Bachelorstudium ab. Gezieltes Mentoring vorab könnte das in manchen Fällen verhindern. Ob Akademikerkind oder nicht – viele Abiturienten haben keine Vorstellung davon, was ihre Zukunft bringen soll.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. Danke! sagt:

    Hier noch der Link zur Seite: http://www.studienkompass.de/

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