Wohnwagen statt Wohnheim?

Das Studentenwerk Berlin hat die Gesamtwohnzeit in seinen Wohnheimen von sieben auf fünf Jahre verkürzt. Anfänglich war sogar eine Verkürzung auf vier Jahre geplant. Von Friederike Deichsler

Auch im Wohnheim "Halbauer Weg" nahe des FU-Campus in Lankwitz sorgen sich die Studierenden. Foto: Friederike Deichsler
Auch im Wohnheim “Halbauer Weg” nahe des FU-Campus in Lankwitz sorgen sich die Studierenden. Foto: Friederike Deichsler

Der Verwaltungsrat des Berliner Studentenwerks hat am vergangenen Donnerstag beschlossen, dass Studierende an Berliner Hochschulen ab April 2015 nur noch bis zu fünf statt sieben Jahre in Wohnheimen des Studentenwerks wohnen dürfen. In Härtefällen kann weiterhin eine Verlängerung um bis zu zwei Jahre beantragt werden.

Für viele Studierende war die Änderung ein Schock, so kurz vor Weihnachten: Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der FU hatte überraschend Pläne des Studentenwerks veröffentlicht, die Wohndauer drastisch zu reduzieren. Ursprünglich hieß es sogar, ab Januar dürften Studierende nur noch maximal vier Jahre im Wohnheim bleiben und auch eine Verlängerung bei besonderer Belastung, die sogenannte „Härtefallregelung“, solle dann nur noch um ein weiteres Jahr möglich sein.

Diese Nachricht löste im Vorfeld massive Kritik von Seiten der Studierenden aus, fast 550 Wohnheimbewohner unterzeichneten eine Petition gegen das Studentenwerk. Viele fürchteten den Verlust ihrer Wohnung, da bestehende Mietverträge oft zum Ende des Wintersemesters auslaufen. Der Asta FU sprach sogar von bis zu 5000 Studierenden, die quasi von heute auf morgen auf die Straße gesetzt würden.

Inzwischen ist klar, dass es dazu nicht kommen wird. Die neue Regelung soll erst für Neuverträge ab dem 1. April 2015 gelten, wer also bis dahin bereits fünf Jahre im Wohnheim gelebt hat, kann noch nach der alten Regelung eine Verlängerung beantragen. So will das Studentenwerk eine Art Übergangslösung schaffen.

Wenig Rücksicht auf Studierende

Studierendenvertreter kritisierten trotzdem, dass das Studentenwerk vor allem mit seinem ersten Vorschlag zu wenig Rücksicht auf die Interessen der Studierenden in den Wohnheimen genommen hat. Da oftmals die angesetzte Regelstudienzeit eben nicht die Regel sei, sei es nun kaum noch möglich ein gesamtes Bachelor-plus-Master-Studium im Wohnheim zu verbringen.

„Neben Leistungsdruck, Bürokratie und sonstigen Belastungen müssten sich viele Studierende dann noch während ihres Studiums abermals nach einer neuen Wohnung umsehen“, beanstandete Philipp Bahrt vom Asta der FU. Er befürchtet zudem, dass dies die Situation auf dem ohnehin schon überfüllten Berliner Wohnungsmarkt noch weiter verschärfen könnte.

Dennoch sähen Studierendenvertreter die neue Regelung als fairen Kompromiss, wenn auch nicht als perfekte Lösung, stellten die Mitglieder der Studentischen Selbstverwaltung des Wohnheims Halbauer Weg nahe des FU-Campus in Lankwitz klar. Pläne für die Veränderung des Belegungskonzepts und die Änderung der Bestimmungen über die Wohnzeit gäbe es schon seit etwa fünf Jahren. Die Art, in der es jetzt geschehen sei, sei sicherlich nicht ideal gewesen. Die Vertreter hätten sich gewünscht, die Verhandlungen verschieben zu können, um mehr in die Diskussion einbringen zu können. Im Grunde sei aber klar gewesen, dass es irgendwann eine Änderung der Richtlinien geben würde.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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