Weiße Weihnachten?

Dieses Jahr wird es wohl keinen Schnee zu Heiligabend geben. Warum daran aber nicht unbedingt der Klimawandel Schuld ist, verrät ein Meteorologe der FU. Von Friederike Werner

Bilder in unseren Köpfen: Das Haus hell erleuchtet, eine prächtige Tanne und viel Schnee. Foto: Jan-Christoph Hartung
Bilder in unseren Köpfen: Lichter, Tannengrün und viel Schnee. Foto: Hahn + Hartung

In westeuropäischen Kulturkreisen haben die meisten Menschen ein klares Bild vom traditionellen Weihnachtsfest: ein saftig-grüner Tannenbaum, bunte Lichter und pudrig-weißer Schnee. Doch letzterer bleibt in hiesigen Breitengraden häufig eine Wunschvorstellung. Daher richtet sich der Blick jedes Jahr erneut erwartungsvoll auf das Wetterradar.

Meteorologen verstehen unter dem oft gebrauchten Begriff „weiße Weihnacht“ eine mindestens einen Zentimeter dicke Schneedecke an mindestens zwei von drei Weihnachtsfeiertagen. Dieser Fall wird in diesem Jahr wohl nicht eintreten. Thomas Dümmel ist Meteorologe an der FU und beschäftigt sich neben Allgemeiner Meteorologie auch mit Klimastatistiken und Wettervorhersagen. Für die Weihnachtstage sagt er Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad voraus. Die Chance, dass Schnee fällt, liegt bei nahezu null Prozent. Das nahende Tiefdruckgebiet „Engel“ bringt voraussichtlich keine weiße Weihnacht mit sich. Ist der Klimawandel Schuld daran?

Schnee-Nostalgie

In unserer Gesellschaft hat sich das Gefühl breitgemacht, dass eine glitzernde Schneedecke am Heiligabend wegen des Klimawandels längst der Vergangenheit angehört. Doch Dümmel gibt Entwarnung: Dass weiße Weihnachten immer seltener werden, stimme so nicht. Es herrscht zwar der Eindruck, noch vor ein paar Jahrzehnten hätte es zu jedem Weihnachtsfest Schnee gegeben. Doch die Verteilung der weißen Weihnacht wies in den letzten 120 Jahren keinen markanten Trend auf. Im Durchschnitt gab es sie in Berlin alle fünf Jahre.

Natürlich ist der Klimawandel nicht abzustreiten. Nur sind seine Auswirkungen nicht so linear, wie mitunter angenommen wird. Nachdem die 1960er-Jahre sehr schneereich waren, herrschte zwischen 1970 und 2000 eine „Durststrecke“. In diesen 30 Jahren gab es nur drei weiße Weihnachten. Im Jahr 1977 zeigte das Thermometer an Heiligabend sogar milde 16 Grad an. Dafür war die Periode von 2000 bis 2010 dann umso schneereicher. „2010 war mit 20 bis 30 Zentimetern sogar das schneereichste Weihnachten überhaupt“, so Dümmel. Es war außerdem die letzte weiße Weihnacht, die Berlin seither erlebte.

Stabile Klimalage

In den letzten Jahren hat die Klimaerwärmung eine Pause eingelegt. „Die Erwärmung ist kein stetig ansteigender Prozess“, erklärt Dümmel. „Momentan ist die Lage auf der Nordhalbkugel relativ stabil.“ Wenn in den Medien davon gesprochen werde, dass die Temperatur auf der Erde wieder um ein paar Grad angestiegen sei, habe das nicht in jeder Region den gleichen Einfluss. „Die Erwärmung findet nicht überall auf der Welt in gleichem Maße statt“ so Dümmel. Gerade in den letzten Jahren habe vor allem die Südhalbkugel zur Gesamterwärmung beigetragen. Wie sich das Klima in den nächsten Jahren weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Ob es 2015 pünktlich zu Weihnachten schneien wird, kann Herr Dümmel heute noch nicht voraussehen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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