Neben dem Stupa möchte der RCDS diesmal auch in den Akademischen Senat einziehen. Lya Cuéllar hat mit den Spitzenkandidaten Julian Senders und Daniel Gawek über Bib-Ampeln, Pubs und Konflikte mit anderen Unigruppen gesprochen.
FURIOS: Julian, was erhofft sich der RCDS von seiner ersten AS-Kandidatur?
Julian: Wir hoffen über den AS auf die gesamte Universität einwirken zu können. Es ist Zeit, dass unser Engagement über den Rahmen des Stupa hinausgeht. Sollte ich gewählt werden, möchte ich eine Vermittlerrolle zwischen den Studenten und dem Gremium einnehmen. Im Gegensatz zu anderen Gruppen möchte ich außerdem nicht alles, was der AS macht, blind kritisieren, sondern in erster Linie konstruktiv mitarbeiten.
Was habt ihr euch für die kommende Stupa-Wahlperiode vorgenommen?
Daniel: Wir wollen für mehr Transparenz sorgen. Das Stupa darf nicht mehr als Schattenparlament agieren. Es gibt immer noch keine Liste mit den Namen der Delegierten – in jedem anderen demokratisch gewählten Gremium völlig undenkbar. Außerdem müssen Sitzungsprotokolle nicht nur endlich einmal angefertigt, sondern auch veröffentlicht werden. Wenn keiner weiß, womit sich das Parlament beschäftigt, ist klar, dass sich nur wenige Leute für die Hochschulpolitk interessieren.
Wie empfindet ihr das Klima im Studierendenparlament?
Julian: Ich saß 2012 und 2013 im Stupa und habe gemerkt, dass die meisten Leute dort die Hochschulpolitik nicht ernst nehmen. In der letzten Wahlperiode wurde bei einer Sitzung die Internationale gesungen! Eine andere wurde abgebrochen, weil die Parlamentarier zum Oranienplatz fahren wollten, um dort am Protest gegen die Räumung des Flüchtlingscamps teilzunehmen. Das Klima ist auch aggressiv: Beinahe jeder Satz, der von uns kommt, wird in einem feindseligen Ton und mit schlechten Argumenten zerrissen.
Ihr fordert eine Bib-Ampel und einen studentischen Pub. Wie seid ihr auf diese Ideen gekommen?
Daniel: Die Ampel soll den Studenten anzeigen, wie viele Plätze in der Bibliothek noch frei sind. Bei Rot weiß jeder, dass die Bib voll ist und die Fahrt in die Uni sich nicht lohnt. Grün und Gelb signalisieren, dass noch Plätze frei sind. Vorbild ist die Bib-Ampel an der Uni Mannheim. Das System überprüft die W-Lan-Auslastung und errechnet die Kapazität nach einem Schlüssel. Die Ampel würde automatisch funktionieren, es müssten also keine zusätzlichen Arbeitszeit investiert werden.
Julian: Den Pub wollen wir, weil es an der FU keinen Ort gibt, an dem man mit seinen Freunden den Feierabend verbringen kann. Uns ist klar, dass wir diese Ideen nicht einfach so umsetzen können. Es geht erstmal darum, bei den Studenten Interesse zu wecken.
Ihr fordert auch weniger „Gender-Ideologie“ in der Hochschulpolitik.
Daniel: Mittlerweile werden Anträge, die nicht gegendert sind, im Stupa nicht mehr bearbeitet. Das ist Zensur, weil überhaupt keine Einigkeit darüber besteht, wie man richtig gendert. Ist es jetzt ein Sternchen oder ein Unterstrich? Es gibt Tausende von Vorschlägen. Klar, Gleichberechtigung ist wichtig. Für Studenten sind aber andere Themen wichtiger.
Julian: Das Wort „geschlechtergerecht“ ist so offen, dass sich jede Mehrheit ausdenken kann, was sie darunter versteht. Das Problem ist, dass wir im Stupa ein formales Kriterium haben, das gar nicht formal ist, sondern sehr inhaltlich. Es wird von uns verlangt, dass wir etwas vertreten, was etwa Judith Butler sich ausgedacht hat. Das ist rechtlich gesehen ein Angriff auf die Meinungsfreiheit.
Wie steht ihr zu dem Vorwurf, ihr hättet euch auf den Verteiler der Jusos gemogelt und wäret so an interne Informationen gekommen?
Julian: Das war kein interner Verteiler, jeder konnte sich da draufschreiben. Ich begrüße natürlich die Offenheit der Jusos, aber dann dürfen sie sich auch nicht beschweren, wenn jemand diese Informationen auch verwertet.
Was hättet ihr denn gemacht, wenn die Jusos oder irgendeine andere Hochschulgruppe Informationen aus eurem Verteiler veröffentlicht hätten?
Julian: Wir haben nur einen Mitgliederverteiler, keinen Infoverteiler. Wenn wir einen Infoverteiler hätten und darüber interne Informationen verschicken würden, dann wären wir ganz schön blöd.
Wäret ihr bereit zu koalieren, um mehr Einfluss im Stupa zu bekommen?
Julian: Wir könnten uns gut vorstellen, mit der Liberalen Hochschulgruppe zusammenzuarbeiten. Auch mit der FSI Jura hatten wir immer Überschneidungen. Von unserer Seite stand auch der Verabschiedung einer gemeinsamen Resolution mit den Jusos nichts im Wege. Im Prinzip sind wir bereit, mit jedem zu sprechen, auch wenn unsere Prinzipien nicht übereinstimmen.
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[…] Link zum Interview: Die Stimmung ist Aggresiv (Furios, 13. januar 2015) […]
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