Juristen büffeln, Soziologen haben Freizeit – eine Umfrage der Uni Konstanz bestätigt viele Klischees. Wie viel Aufwand bedeutet ein Studium an der FU wirklich? Friederike Deichsler traf eine Biologiestudentin.
Jede Woche stellen wir euch einen anderen Studiengang und den damit verbundenen Zeitaufwand vor. Diese Woche: Biologie. Mehr Artikel findet ihr hier.
Als Cora* mit ihrem Biologiestudium anfing, wollte sie eigentlich erst mal nur in das Fach „reinschnuppern.“ „Das erste Semester hat mich ein bisschen abgeschreckt, ich hatte den Lernaufwand total unterschätzt“, erzählt sie. Doch das Interesse am Fach und vor allem am Umweltschutz blieb, und Cora auch. Mittlerweile ist sie im siebten Fachsemester und schreibt an ihrer Bachelorarbeit.
Von Beginn an sei das Studium sehr aufwendig gewesen und nach der Schule eine große Umstellung. Auch der von den Dozenten erhoffte Zuspruch blieb aus. „Wir waren der letzte Jahrgang in der alten Prüfungsordnung. Man hat uns von Anfang an gesagt, wir sollten keine Probleme machen und ja in der Regelstudienzeit fertig werden“, erinnert sich Cora. Sie schätzt, dass mehr als drei Viertel ihrer Kommilitonen über einen Wechsel nachgedacht haben. Cora entschied sich dafür, zumindest noch das zweite Semester zu machen. Da wurde ihre Begeisterung für das Fach dann endgültig geweckt.
„Man lernt sich zu organisieren“
Danach nahm der Aufwand pro Semester auch nicht mehr so sehr zu. „Es ist zwar definitiv nicht weniger geworden, aber gefühlsmäßig wurde der Zeitaufwand geringer, weil man irgendwann gelernt hatte richtig zu lernen und sich besser zu organisieren“, erklärt Cora. Das Verhältnis zwischen Präsenzstunden an der Uni und Vor- und Nachbereitung beschreibt sie als relativ ausgeglichen. In der Klausurenphase sei sie mehr zu Hause zum Lernen, dafür habe sie im Semester oft Praktika, die bis in den Abend gingen. Danach müsse dann oft noch die Vorlesungen aufbereiten.
Mit 32 Stunden Arbeitsaufwand pro Woche liegt Biologie laut einer Studie der Universität Konstanz im oberen Mittelfeld der Fächer. Coras Erfahrungen liegen knapp darunter bei 29 Stunden. Sie glaubt, dass alle ihre Kommilitonen ungefähr gleich viel Zeit investieren wie sie und dass das auch notwendig ist. „Biologie studiert man entweder ganz oder gar nicht. Entweder man ist Wissenschaftler oder man ist es nicht.“
Ob all das was sie gelernt hat, sinnvoll war, sieht Coras durchaus differenziert. „Es kommt auf das Modul an. In den Basisfächern hatte das Lernen schon einen Sinn, aber andere Module waren sehr spezifisch, das war dann mehr ein reinschnuppern in den Bereich.“ Gerade solche Kurse seien allerdings als Anregung für mögliche Spezialisierungen im Master wichtig gewesen.
Der Master ist notwendig
Dieser ist für Coras auf jeden Fall das nächste Ziel, denn in der Biologie ist die Konkurrenz groß und der Masterbabschluss eigentlich die Mindestanforderung. Sie möchte sich auf Ökotoxikologie spezialisieren, das heißt, sie würde sich dann mit der Wirkung verschiedener Umweltgifte auf ein Ökosystem beschäftigen. Damit könne sie einen sinnvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten, so hofft sie. Momentan arbeitet sie als Hilfswissenschaftlerin an ihrem Institut und kann sich auch vorstellen, nach dem Master einen Doktor zu machen. „Damit hätte ich noch bessere Berufschancen.“
Heute würde sie sich zwar jederzeit wieder für das Biologiestudium entscheiden, allerdings nicht mehr an der FU. Durch die auslaufende Studienordnung habe es viele organisatorische Probleme gegeben, die ihr und auch anderen Studierenden die ein oder andere Chance verbaut hätten. Viele wüssten gar nicht, welche Möglichkeiten es zum Beispiel für ein Auslandspraktikum gäbe. „Das ist schade, denn auch in den Naturwissenschaften ist es wichtig, Erfahrungen in anderen Ländern zu sammeln.“
Lehrveranstaltungen: 3 Vorlesungen, 3 Praktika, 22 Semesterwochenstunden
Vor- und Nachbreitung: 6-7Stunden
Klausuren: 3
Protokolle: nach jedem Praktikumstag
Anwesenheitspflicht: ja
*Name wurde nachträglich von der Redaktion geändert.
Wie schon von Charlotte erwähnt: Die neue Studienordnung hat viele grundsätzliche Änderungen mit sich gebracht, die auch Arbeitsaufwand und Schwierigkeit des Studiums sehr beeinflussen.
Vielleicht sprecht ihr auch nochmal mit jemandem aus dem neuen Studiengang.
Ihr solltet unbedingt einmal die Studierenden der neuen Studienordnung zu dem Thema fragen. Für das Biologiestudium wurde das Vehrältnis zwischen Vor- und Nachbereitungszeit an die geisteswissenschaftlichen Fächer angepasst, was für ein naturwissenschaftliches Studium einfach nicht funktioniert. Die Kurse sind überfüllt, die Dozierenden überfordert und wechseln häufig jede Woche. Man kann sein Bachelorstudium locker als Zweitstudium oder schon nach 4 Semestern abschließen. Seit dem WS15 wurden ähnliche Änderungen auch auf die Masterstudiengänge angewandt, z.B. bekommt man für Kurse absurd viele LPs und kann 40 LP in einem Semester machen, in dem man nur Montags und am Ende 2 Wochen in der Uni war.
Zum Glück habe ich die meisten Kurse noch in der alten Studienordnung machen dürfen. Viele Kommilitonen im Jahr nach mir, die jetzt im Master sind, finden den Master nur deshalb gut, weil die Prüfungsordnung offen lässt, Kurse an anderen Fachbereichen (Geowissenschaften, Chemie etc.), den anderen Berliner Hochschulen & in Potsdam zu belegen – was irgendwie ein bisschen absurd ist. Die Abbrecherquote liegt im ersten Bachelorsemester bei 30%, ich weiß aber nicht, wie hoch sie vorher war. Jedenfalls sollte jeder, der den Artikel zur Orientierung liest und ein Biologistudium an der FU in Betracht zieht, wissen, dass sich die Studienbedingungen sehr verändert haben.
Hallo Community und alle Leser,
Ich habe auch Biologie studiert. Ich bereue das Studium an sich nicht, obwohl ich mich oft gequält habe und meine beruflichen Aussichten wirklich schwarz sind, dazu aber später mehr.
Erst ein paar Worte zu meiner Person. Ich habe zuerst Chemie studiert. Aus heutiger Sicht würde ich die Schuld, dass ich das Studium abgebrochen habe auf die FH/Uni schieben. Damals habe ich aber durch das Gespräch mit dem “Dekan” nur vermittelt bekommen, dass ich zu dumm bin bzw. der Fachbereich mich einfach nicht interessiert. Deshalb hab ich mich dann für die Biologie entschieden.
Ich möchte hier nicht über meine Hochschule richten bzw. für sie werben. Deshalb nenn ich sie hier nicht namentlich.
Aber ich möchte an diesem Punkt eine wichtige Nachricht hinterlassen, die eventuell für einige Studenten/innen interessant sein könnte (ich wäre sehr Dankbar für diesen Rat gewesen).
Bevor ihr euch entscheidet eurer Studienfach zu wechseln, wechselt erst eure Hochschule und belegt wo anders den gleichen Studiengang. Wenn euer Interessengebiet wirklich in diesem Bereich liegen sollte, werdet ihr euch noch wundern, wie positiv sich so ein Wechsel auswirken kann.
Nun zu meinem Studium.
Als aller erstes. Die Biologie umfast alle Bereiche der Naturwissenschaften. Je nachdem für welchen Bereich man sich später entscheidet, braucht man im jeweiligen Bereich mehr bzw. weniger Kenntnisse, aber sollte die Bereitschaft vorhanden sein sich mit Komplexen Themengebieten der Mathematik, Physik aber vorallem der Chemie auseinander setzen zu können.
(Viele Kommilitonen sind vorallem an der Mathematik gescheitert, was aber nicht heißt dass dies eine besonders hohe Hürde sei. Ich für meinen Teil hab mein Abi in Mathe mit einer 4 bestanden und stand im Studium auf einer 2. Wie ich bereits sagte spielt die Motivation eine entscheidene Rolle)
Mein Bachelorstudium bestand aus 6. Semestern (molekulare Biologie)
Was den Lernaufwand angeht, ist dieser im ersten Semester mit 5 Klausuren eher überschaubar. Aber dieser stieg bis zum 4. Semester auf bis zu 8 Klausuren an. Danach nahm die Klausurenanzahl ab, aber die Klausuren an sich wurden anspruchsvoller.
Die Praktika sind teilweise sehr zeitintensiv bzw. das Schreiben der Protokolle kann manchmal sehr viel Zeit in anspruch nehmen, vor allem dann wenn man die Eins vor dem Komma stehen haben möchte.
Es kommen dann noch einige Zusatzqualifikationen dazu. Dies wäre z.B. ein 3 monatiges Betriebspraktium, Sozialkompetenzen (Tutorien halten, Präsentationen etc.) und das aneignen einer oder mehrerer Fremdsprachen (8-11 SWS).
Meine derzeitige Situation:
Nach meinem Bachelor, wollte ich einen Berufsstart in der Lebensmittelindustrie starten. Aber leider hat mein Abschluss keinerlei Anerkennung gefunden.
Daher hab ich versucht einen dualen Studienplatz in dieser Richtung zu finden. Auch hier konnte ich leider keinen Erfolg erzielen.
Obwohl ich viele Niederlagen ertragen musste, aber dennoch fest entschlossen war in diesem Berreich Fuß zu fassen, nahm ich noch einmal einen Anlauf.
Diesmal versuchte ich einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Es waren ungefähr 60 Bewerbungen. Davon wurde ich nur zweimal zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen.
Auch diese Versuche blieben erfolglos.
Da ich keine weiteren Optionen hatte, hab ich darauf hin weiter studiert (aber ich war bzw. bin “Hochschulmüde”). Daher befinden ich mich zur Zeit in einem Masterstudiengang, der mich persönlich nicht erfüllt und schaue daher sehr ungewiss in die Zukunft.
Mein Rat:
Überlegt euch wirklich gut was ihr später machen wollt, wo eure Interessen bzw. Stärken liegen.
Habt vor allem keine Angst den Studiengang abzubrechen. Lieber 3 Studiengänge nur 1 Semester lang studieren, als nach 6 Semester feststellen zu müssen, dass ihr drei Jahre eures Lebens verschwendet habt!