FURIOS bewegt: Athletik und Kopfarbeit

Der Trendsport Bouldern gewinnt immer mehr Zulauf. Er soll mehr sein als nur simples Klettern. Aber was steckt dahinter? Alexandra Brzozowski hat sich im Ferienkurs des Unisports an die Wand gewagt.

Foto: Alexandra Brzozowski

Knifflig wird das Bouldern, wenn man an Überhängen und Vorsprüngen vorbei muss. Foto: Alexandra Brzozowski

Die „Südbloc” Boulderhalle im Herzen Tempelhofs. Einladende Musik tönt aus den Lautsprechern, als ich die Halle betrete. An den Wänden sind farbige Steine angeschraubt, scheinbar zufällig und ohne Muster. Wie Bauklötze sehen sie aus, in allen Farben und Formen. Dazwischen hängen vereinzelt einige Menschen an den Wänden. Sie halten sich an den kleinen Griffen fest – manche von ihnen sind fast parallel zum Boden gerichtet. Bei ihnen wirken die Bewegungen beinahe schwerelos.

Bouldern kommt vom englischen Wort „boulder“ – Felsblock. Anders, als beim herkömmlichen Klettern, bewegt man sich hier maximal auf Absprunghöhe an der Wand. Denn geklettert wird ohne Gurt und Sicherungsseil. Um mögliche Stürze abzufedern, ist der Boden mit dicken Schaumstoffmatten ausgelegt. Gestartet wird in Hockposition, da die ersten Griffe bereits kurz über dem Boden angebracht sind. Gelb, blau, grün, rot grau, schwarz – die verschiedenen Grifffarben markieren den Schwierigkeitsgrad der „Route“, wobei Start- und Schlussgriffe vorgegeben sind. Dabei dürfen immer nur Griffe derselben Farbe verwendet werden, was teilweise kompliziert werden kann.

„Mich hat das Komplexe, Komplizierte gereizt“, erklärt Trainerin Josie der kleinen Kursrunde, als wir uns vor einer Wand auf den dicken Matten positionieren. Denn ganz so einfach, wie es zunächst scheint, ist das Klettern in Absprunghöhe nicht: Mal sind die Füße falsch platziert, mal schafft es die Hand nicht bis zum farblich passenden Griff. Und wenn da nicht noch die Sache mit der (Schwer-)Kraft wäre.

Mehr als Aufwärtsklettern

Zwar sind alle Muskelgruppen gefordert, doch reicht Muskelkraft allein nicht aus. Neben Körperspannung und Motorik sind auch Hartnäckigkeit und Köpfchen gefragt, um so manche Route zu lösen. Bouldern ist mehr als simples Aufwärtsklettern. Nur selten ragen die Wände komplett senkrecht zum Hallendach hinauf: Vorsprünge und Überhänge zwingen einen, um die Ecke zu denken – und zu klettern.

Obwohl man beim Bouldern im Gegensatz zum Klettern keinen Seilpartner braucht, der sichert und begleitet, fühlt man sich mit einem sogenannten „Spotter” bei schwierigeren Routen anfangs sicherer. An starken Überhängen hilft dieser, den Fall mit den Händen zu steuern, damit die sichere Landung auf den Füßen gelingt.

An sich ist Bouldern ein Einzelsport, aber gemeinsam mit anderen vor der Wand über den richtigen nächsten Griff zu grübeln, verbindet. „Bouldern ist für die Seele, fordert Kopf und Körper. Es macht frei und man vergisst, was einen bedrückt“, beschreibt Trainerin Josie die ganze Kletterphilosophie.

Solo oder als Teamarbeit

Beim Bouldern stößt man immer wieder an seine Grenzen. Als ich seitlich über der Wand hänge, bekomme auch ich das zu spüren. Einen knappen Meter über dem Boden merke ich plötzlich, dass der linke Fuß doch so viel besser woanders hingepasst hätte, als zuerst angenommen.

Bouldern ist ein absolutes Ganzkörpertraining. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, durch die verschiedenen Schwierigkeitsstufen ist für jeden die passende Herausforderung dabei. Auch, wenn man sich anfangs nicht lange an der Wand halten kann, da die eigene Kraft noch fehlt.

Außerdem gibt es keine Altersbegrenzung, nach einer kurzen Einführung kann im Prinzip jeder losbouldern und sich ausprobieren. Das Einzige, was man braucht, sind bequeme Sachen und die passenden Schuhe, die man sich auch vor Ort in der Halle ausleihen kann. Und für die ganz Ehrgeizigen gibt es eine gute Nachricht: Bouldern ist nicht nur Freizeit-, sondern auch Wettkampfsport.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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