Noch immer sind Frauen in vielen Berufszweigen stark unterrepräsentiert. Dagegen kämpft der bundesweite „Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag“ an. Friederike Deichsler hat sich das Angebot der FU angeschaut.
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Vergangenen Donnerstag blickten den Dozenten in den Hörsälen der FU ungewohnt junge Gesichter entgegen. Insgesamt 1200 Mädchen der fünften bis zehnten Klasse hatten sich für verschiedene Vorlesungen und Workshops zum Girls‘Day angemeldet. Damit war die Teilnehmerzahl so hoch wie nie zuvor und alle Angebote ausgebucht. Vor allem naturwissenschaftliche und technische Fachbereiche wie Physik, Biologie und Pharmazie waren dabei vertreten, aber auch bei den Wirtschafts- und Geisteswissenschaftlern gab es Veranstaltungen.
Keine trockene Theorie
Um diese so interessant wie möglich zu gestalten, gab es zum Beispiel im Bereich Chemie viele Schauversuche und Experimente zum Selbermachen. Das macht natürlich mehr Spaß als trockene Theorie. Aber hat das am Ende noch was mit dem eigentlichen Studium zu tun? Nina Richter, Doktorandin am Fachbereich, findet schon: „Hier werden schon tatsächliche Studieninhalte vermittelt.“ Auch Julia Beerhues und Jakob Femel, Betreuer in einem anderen Workshop, sind sich einig: „Fürs Studium lernt man hier vor allem Arbeitsweisen kennen.“
Die Schülerinnen jedenfalls fühlten sich größtenteils gut aufgehoben. „Wir haben hier schon ziemlich viel über das Studium erfahren. Vorher hatte ich noch keine so genaue Vorstellung, was man in Chemie alles machen kann“, findet Olivia Jorenczyk. Sie und ihre Freundinnen glauben, dass es vielen anderen Mädchen auch so geht und die Workshops bei der Entscheidung für ein Studium durchaus helfen können.
Mehr Frauen für die Forschung
Vor allem Betreuerinnen der Veranstaltung teilen die Erfahrung, dass viele sich nicht so richtig an Naturwissenschaften herantrauen und Frauen deshalb in einigen Fächern stark unterrepräsentiert sind. „Ich sehe ja selbst, dass ich zum Beispiel in meiner Forschungsgruppe die einzige Frau bin. Es gibt nach wie vor zu wenige Mädels, die so etwas studieren“, erzählt Richter. Dabei gibt es für Frauen keinen Grund, sich vor den Naturwissenschaften zu scheuen, findet auch ihr Kollege Christian Grunewald: „Generell können Mädchen genauso diese Berufe ausüben wie Männer. Diese strikte Trennung nach Männer- und Frauenberufen finde ich einfach unsinnig.“
Doch gerade in naturwissenschaftlichen Fächern ist ein hoher akademischer Grad oft von Vorteil und ein Studium daher sehr zeitaufwendig. Darin sieht Richter eher das Problem. Als Frau stehe man irgendwann vor der Schwierigkeit, Arbeit und Familie zu vereinbaren. Dass sich diese beiden Lebensbereiche durchaus vertragen, machte eine Dozentin daher schon in der Einführungsveranstaltung zum Girls‘Day deutlich. So zeigte sie zunächst ein Foto ihrer eigenen Kinder und verwies danach auf das Beispiel von Marie Curie, die nicht nur Nobelpreisträgerin, sondern auch Mutter war.
Mädchen, die wissen, was sie wollen
Aber tragen all diese Bemühungen auch wirklich dazu bei, die Mädchen zum Umdenken in Bezug auf ihre berufliche Zukunft zu bewegen? Zumindest war die Resonanz auf die Workshops an sich überwiegend positiv. Die Schülerinnen zeigten sich interessiert und besonders die Älteren unter ihnen schätzten es, schon einmal „Uni-Luft“ schnuppern zu können. Einige konnten sich sogar vorstellen, später einmal eine Naturwissenschaft zu studieren. Das sind allerdings auch fast immer diejenigen, die diesen Gedanken schon vor dem Girls‘Day hatten und aus diesem Grund überhaupt daran teilgenommen haben.
Viele andere sagten hingegen schon zu Beginn, dass sie zwar ein grundsätzliches Interesse daran haben, ihr Berufswunsch aber trotzdem in eine andere Richtung geht. Auch ihre Teilnahme hat das nicht grundlegend geändert. Doch auch darüber sind sich die Veranstalter im Klaren. So finden auch die beiden Betreuerinnen Isabella zum Bruch und Mouna Sleiman: „Es geht darum, dass die Schülerinnen die Möglichkeit bekommen. Im Endeffekt sollte jeder das tun, was er gern möchte.“