Holzweg für Naturwissenschaften

Die Holzlaube steht, doch nicht allen bereitet sie Freude. Den Naturwissenschaftlern zerreißt der Neubau die Institute und erschwert den Weg zu ihren Büchern. Max Krause fragt sich, warum das so sein muss.

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Ein bisschen frische Luft kann einem im Uni-Alltag durchaus gut tun. Doch seit diesem Semester zwingt die FU Studierende der Naturwissenschaften, jedes Mal einen kleinen Spaziergang zu machen, wenn sie in einem Buch nachschlagen wollen: Die Bibliotheken dieser Fächer befinden sich jetzt in der Holzlaube, die Fachbereiche aber immer noch auf dem alten Campus – zehn Minuten östlich der Silberlaube.

Sicherlich leistet der prominenteste Neubau an der FU gute Dienste: Die kleinen Fächer, die oftmals in renovierungsbedürftigen und nur mäßig für den Universitätsbetrieb geeigneten Villen untergebracht waren, sind dort gut aufgehoben. Nebenbei spart sich die Uni Kosten für Verwaltung und Instandhaltung, wenn alle Institute in einem Gebäude sitzen.

Naturwissenschaftliche Institute werden zerrissen

Allerdings ist das Präsidium mit dem Sparen zu weit gegangen, als es auch die naturwissenschaftlichen Fachbibliotheken zum Umzug in die Holzlaube gezwungen hat. Anders als die kleinen geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächer wie Judaistik oder Archäologie, die komplett in die Holzlaube umgezogen sind, bleiben die Fachbereiche der Naturwissenschaften nämlich in Dahlem verstreut. Damit werden Institute räumlich auseinandergerissen, und das alles ohne großen Mehrwert für die Studierenden.

Das einzig Positive sind die verlängerten Öffnungszeiten: An einen Bibliotheksbesuch am Wochenende oder spätabends war an den alten Standorten nicht zu denken. Doch das ist ein Trostpflaster, das die Nachteile nicht wettmachen kann. Mit den Bibliotheken fallen viele Arbeitsplätze für Studierende an den jeweiligen Instituten weg. Die neu entstandenen Arbeitsplätze in der Holzlaube sind zu weit weg und werden vor allem von allen möglichen anderen Instituten mit beansprucht. Ade Familiarität, hallo anonymes Gekloppe um Sitzplätze!

Die FU lässt nutzbare Flächen leer

Das alles wäre erträglicher, wenn die FU-Verwaltung die freiwerdenden Räume an den naturwissenschaftlichen Instituten den Studierenden zugänglich gemacht hätte. Doch obwohl die Bibliotheken bereits vor Monaten ausgezogen sind, gibt es etwa in der Mathematik oder Physik bis heute nicht einmal konkrete Pläne, wie die Leerflächen jetzt genutzt werden könnten – von Umbauarbeiten ganz zu schweigen.

Stattdessen stehen potenziell nutzbare Flächen einfach leer. Jeder Tag, den sie weiter ungenutzt bleiben, verhöhnt die Studierenden. Mit ordentlicher Planung könnten jetzt schon Bauarbeiten stattfinden, und vielleicht wären die Räume im nächsten Semester wieder zugänglich.

Dass Naturwissenschaften an der FU stiefmütterlich behandelt werden, hat schon Tradition. Das zeigt sich auch jetzt wieder: Während das Präsidium keine Kosten und Mühen scheut, um den kleinen Fächern ein neues Zuhause zu bieten, sorgt mangelhafte Planung – und wohl auch mangelhaftes Interesse – dafür, dass Naturwissenschaftlern die Arbeitsplätze genommen werden. Hauptsache, man kann einen neuen Prestigebau vorweisen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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