Ein Schließfach namens Adam

Damit die Studenten nach dem Bibliotheksbesuch ihre Schränke wiederfinden, hat man sich bei den Wirtschaftswissenschaftlern etwas ausgedacht. Die Schließfächer sollen nun Namen bekommen. Von Francis Laugstien

Schließfächer der wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek. Foto: Francis Laugstien

Schließfächer der wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek. Foto: Francis Laugstien

Oft sind es die kleinen Dinge, an denen Studis scheitern. In den Lesesälen bewältigen sie komplizierte Aufgaben und lernen seitenweise Klausurstoff, auf dem Flur wandern sie hilflos die Schrankwand entlang. Wo war noch gleich mein Schließfach? In den Semesterferien haben die großen Bibliotheken auf ein Code-System umgestellt. Da es keinen Schlüssel mehr gibt, muss man sich jetzt nicht nur den Code, sondern auch die Nummer seines Fachs merken. Viele kommen damit nicht klar.

Am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften soll verwirrten Studierenden nun geholfen werden: Die Schränke bekommen in Zukunft Namen. Sie werden nach bekannten Ökonominnen und Ökonomen benannt. „Adam Smith kann man sich eben leichter merken als 87“, erklärt Bibliotheksleiterin Karin Reese.

Wie die 102 Schränke letztlich heißen werden, können die Studenten mitbestimmen. Bis Ende Mai können sie Vorschläge einreichen. Eine Jury, bestehend aus Frau Reese und den Professoren Schreyögg und Corneo, trifft dann die Auswahl. Nach welchen Kriterien, steht noch nicht fest. Wer einen der 102 Gewinner vorschlägt, darf ein Buch seiner Wahl über ein ganzes Semester ausleihen.

Mit dem Gewinnspiel will die Bibliothek auch das Gemeinschaftsgefühl am Fachbereich verbessern. „Die Möglichkeit der Partizipation stärkt die gemeinsame Identität und den Spaßfaktor“, sagt Frau Reese. Auch könnten die Studenten durch die Auswahl der Ökonomen ein Zeichen setzen und zeigen, welche Denkrichtungen ihnen in den Wirtschaftswissenschaften wichtig sind.

Heiter bis gleichgültig

Elena studiert im zweiten Semester VWL. Sie glaubt, dass ihr das neue System auf jeden Fall helfen wird. Ihr Kommilitone Timo hat sogar schon einen Ökonomen vorgeschlagen: den amerikanischen Nobelpreisträger Leonid Hurwicz. „Namen wären cool“, sagt auch Xuan Son, der BWL studiert. „Es bringt aber nur wirklich etwas, wenn es zusätzlich noch weitere Informationen gibt.“ Lebensdaten oder einen kurzen Infotext fänden auch andere gut.

Manchen war bisher gar nicht klar gewesen, dass vergessene Nummern ein Problem sein könnten. „Mir ist das auch schon passiert, schlimm finde ich es nicht“, sagt Henrieke, die seit sechs Semestern BWL studiert. Sie findet, dass Studenten der Wirtschaftswissenschaft wenigstens den Anspruch haben sollten, sich zwei Nummern merken zu können. Die Benennung der Schränke hält sie für überflüssig.

Zur Probe hat die Bibliotheksleitung schon jetzt an vier Schränken Namen angebracht. Ende des Semesters sollen die restlichen folgen. Dank des neuen Systems dürfte das Studentenleben am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften um einiges leichter werden. „Aber was passiert, wenn wir auch die Namen vergessen?“, fragt Leonie.

Es ist eben nur ein Versuch. Ein Restrisiko bleibt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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2 Responses

  1. Karin Reese sagt:

    Kleine Korrektur: Es wurde auf ein elektronisches Schließsystem umgestellt, dass mit der Mensacard oder einem Code funktioniert. Bei der Nutzung der Mensacard gibt es natürlich kein Problem mit dem Wiederfinden des Schließfaches; denn hier hilft dann ein Info-Terminal. Karin Reese

  2. Abakus sagt:

    Was traut man Studenten heute eigentlich überhaupt noch zu? Wie soll jemand, der nicht einmal im Stande ist, sich eine dreistellige Nummer zu merken, jemals einen Beruf ausüben können, der über Würtchengrillen hinaus geht? Insbesondere an einem Fachbereich, der sich hauptsächlich mit Zahlen beschäftigt. Es ist an der Zeit, mehr dreistellige Nummern einzuführen!

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