Besser studieren in Berlin

Kürzlich berichtete der „UniSpiegel“, dass reiche Städte wie Tübingen der armen Hauptstadt Berlin den Rang als beste Unistadt ablaufen. Doch Geld allein macht nicht glücklich, findet Sophie Krause.

montagskommentar_editedEs gibt zwei Fragen, die sich jeder angehende Student mindestens ein Mal stellen muss: Was, und vor allem, wo soll ich studieren? Im schicken Hamburg, im coolen Berlin, oder doch lieber im beschaulichen Greifswald? Metropole oder Provinz?

Um eine Antwort darauf bemühte sich jüngst ein Autor des „UniSpiegel“. Der Südwesten Deutschlands sei mit seinen Hochschulstädten Tübingen, Stuttgart und Heidelberg die ideale Wahl für ein glückliches Studium. In Baden-Württemberg gäbe es höhere Professorengehälter, eine bessere Studentenbetreuung und weniger Studienabbrecher als in anderen Bundesländern.

Baden-Württemberg gehört zu den finanziell wohlhabenden Bundesländern. 1,7 Milliarden Euro zusätzlich hat die rot-grüne Koalition in Stuttgart den Hochschulen in den kommenden fünf Jahren versprochen. Von solch einem Geldsegen wagt man in Berlin nicht zu träumen. Die Hauptstadt ist knapp bei Kasse – und ihre Unis dadurch auch. Die jüngst freigewordenen 66 Millionen Euro aus Bafög-Mitteln, die der Bund seit 2014 für jedes Bundesland übernimmt, sollen diese entlasten. In Berlin wirkt diese Finanzspritze wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn das Geld müssen sich Unis, Fachhochschulen und Schulen in Berlin teilen.

Die Lebensqualität macht den Unterschied

Ob das Abschneiden einer Unistadt bei besseren Betreuungsquoten von Dozenten, höheren Professorengehältern oder niedrigeren Abbrecherquoten maßgeblich zur Standortwahl eines zukünftigen Studenten beiträgt, ist zu bezweifeln. Baden-Württembergs vorbildliche Zahlen täuschen über den womöglich wichtigsten Faktor für die Wahl der Studienstadt hinweg: Die Lebensqualität.

171.000 Berliner Studenten können nicht irren. Die Hauptstadt liegt im Trend, ist aufregend und vielfältig. In Berlin gibt es endlos viele Möglichkeiten, dem tristen Studentenalltag zu entfliehen: Rund 300 Kinos, 175 Museen, drei Opernbühnen (als einzige Stadt der Welt), 60 Theaterbühnen, mehr als 4600 Restaurants, 900 Kneipen sowie nahezu 200 Bars und Clubs. Dank niedriger Mieten lebt es sich in der Hauptstadt auch günstiger. Laut aktuellen Zahlen einer bekannten Online-Immobiliensuche kostet der Quadratmeter in einer Singlewohnung in Berlin 11,80 Euro. Tübingen hingegen rangiert auf Platz fünf der teuersten Unistädte mit mehr als 13 Euro pro Quadratmeter.

Nicht zuletzt ist auch das Studienangebot wesentlich größer als im Südwesten. 39 Universitäten und Hochschulen mit insgesamt über 1000 Studiengängen gibt es in Berlin. In Tübingen nur 200.

Finanzielle Schwierigkeiten in Zukunft

Berlin ist attraktiv und bietet viele Vorteile. Doch die schlechte finanzielle Situation der Berliner Hochschulen darf selbstverständlich nicht verschwiegen werden. 2017 läuft die Exzellenzinitiative des Bundes aus, durch die unter anderem FU, TU und HU zu mehreren Millionen Euro kamen. Dann aber muss das Land Berlin seine Hochschulen selbst unterstützen. Doch notwendige Beihilfen könnten durch die im Jahr 2020 in Kraft tretende Schuldenbremse erschwert werden. Einsparungen bei Studiengängen, wie in Bremen und im Saarland wären nicht auszuschließen.

Nach wie vor gilt jedoch: Geld allein macht nicht glücklich – nicht mal Unis. Schließlich wird jeder Student selbst entscheiden, welches Format der Unistadt ihm mehr behagt. Lebensqualität und Umgebung sind wichtiger als die Ausstattung der Vorlesungssäle. Allein deshalb ist Berlin noch immer die bessere Wahl als Baden-Württemberg.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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