Filmabend oder doch lieber Revolution?

Fachschaftsarbeit ist ein Spagat zwischen Service für Studierende und Hochschulpolitik. Während einige FSIn ihre linken Überzeugungen nach außen tragen, halten sich andere eher zurück. Von Max Krause

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Während die FSI Biologie auf ein niedliches Maskottchen setzt, geben sich die Wirtschaftswissenschaftler politisch. Illustration: Julia Fabricius

Im ausladenden Foyer des Bio-Hauptgebäudes fällt schon beim Eintreten ein quadratischer Glaskasten ins Auge – fast, als wäre er dafür gemacht, das studentische Café der Fachschaftsinitiative (FSI) Biologie zu beherbergen. »Die ‚Caféte‘ haben wir vor zwei Jahren wiederbelebt«, sagt Ella Middelhoff, die für die FSI im Studierendenparlament sitzt. Ein wenig Stolz liegt dabei in ihrer Stimme. Als Ella vor zwei Jahren in die Fachschaft eintrat, bestand die aus gerade einmal vier Studierenden. Inzwischen zählt sie 20 Mitglieder.

Auch die FSI der Wirtschaftswissenschaften (FSI Wiwiss) ist in den letzten zwei Jahren gewachsen. 15 Aktive seien inzwischen dabei, erklärt Laszlo Barrena. Als er vor zwei Jahren angefangen habe, sei es noch ein Drittel davon gewesen. »Unser neues Café hat sicher dabei geholfen, uns präsenter zu machen.« Das Café »Schwarzer Freitag« liegt in einem Seitenarm des Fachbereichs nahe der Veggie-Mensa. Während bei den Biologen bunte Farben vorherrschen, besteht die Dekoration hier aus politischen Plakaten.

Dass die beiden FSIn unterschiedliche Schwerpunkte setzen, machen auch ihre Homepages klar: Während die FSI Wiwiss auf einen Look in revolutionärem Schwarz-Rot setzt und die Blogeinträge sich vor allem mit hochschulpolitischen Themen auseinandersetzen, gibt sich die Biologie verspielter: Unter dem bunten Bild eines Chamäleons weisen die Fachschaftsmitglieder vor allem auf Filmabende und andere Veranstaltungen für Biologie-Studierende hin.

Wie politisch soll Fachschaftsarbeit sein? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Wer sich nur den Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) anschaut – der vor allem mit den Stimmen der Fachschaften gewählt ist – bekommt leicht den Eindruck, alle FSIn hätten eine extrem linke Grundhaltung. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass dieser Eindruck oft trügt. Neben den Biologen gelten auch die FSI Japanologie und die FSI Jura als eher pragmatisch.

»Die Leute, die bei uns aktiv sind, sind eher moderat links eingestellt«, erklärt Ella. »Der Asta ist uns oft zu polemisch. Wenn man Leute, die anderer Meinung sind, gleich als Rassisten abstempelt, kann keine produktive Diskussion mehr stattfinden.« Mit Pragmatismus könne man oft mehr für die Studierenden herausholen. Dennoch schätzt sie die Arbeit der Studierendenvertretung: »Der Asta macht einen wichtigen Job. Außer ihnen hat sich im Studierendenparlament niemand zur Wahl gestellt – dann darf man sich auch nicht beschweren.«

Die FSI Wiwiss stellt drei Mitglieder im Asta. »Wir sind eine linke FSI«, betont Laszlo. Gremienarbeit ist für ihn eine der wichtigsten Aufgaben der Fachschaft. Als hochschulpolitischer Akteur müsse sie eine politische Linie vertreten. »Sicher gibt es auch FSIn, die das anders sehen«, sagt er. »Aber für uns ist die politische Ausrichtung zentral.«

Im Studierendenparlament sind beide Gruppen vertreten. Die FSI Biologie stellt zwei Abgeordnete, die FSI Wiwiss ist mit fünf Sitzen sogar stärkste Kraft. Ella sagt, es sei ihr wichtig, die Anträge einzeln zu prüfen. »Wir sind weder Asta-freundlich noch Asta-feindlich.« Laszlo dagegen betont: »Natürlich sind wir Teil der Asta-Koalition.«

Pragmatische Service-FSI oder kritische Gegenstimme – beides scheint Studierende anzuziehen. Doch während die Biologen möglichst viele Studierende einbeziehen wollen, ist der FSI Wiwiss eine klare ideologische Abgrenzung wichtiger: »Wir hatten auch mal Leute hier, die autoritärere Strukturen wollten. Die haben aber schnell gemerkt, dass sie bei uns nicht richtig sind.«

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. John sagt:

    Es ist wirklich schade, dass die politischen Inis, die keine autoritären Strukturen wollen, irgendwie nicht in der Lage sind zu reflektieren, dass sie aktiv Menschen ausschließlich und dadurch selbst wesentlich autoritärer sind, als die vermeintlich unpolitischen. Es muss doch auch langweilig sein, immer im sich selbst bestätigenden Kreis zu diskutieren. Würde sich manche ini breiter aufstellen würde sie gewiss mehr sowohl für die Studierenden als auch die Revolution erreichen.

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