In Gottmutters Namen

Mitglieder einer dubiosen Sekte geben sich als Theologiestudenten aus und versuchen, auf den Gängen der Silberlaube neue Anhänger anzuwerben. Diese wollen sie aus der Welt des Satans befreien. Von Sarah Ashrafian

Sie brauchen Hilfe bei einem Referat, sagen die jungen Koreaner auf einem Gang in der Silberlaube zu den arglos vorbeilaufenden Studenten. Das klingt zunächst unverdächtig. Doch die angeblichen Theologiestudenten flunkern. Die Wahrheit ist: Die beiden missionieren für eine Sekte.

Es ist immer diese Masche, mit der Mitglieder der „Gemeinde Gottes des Weltmissionsvereins“ an Universitäten unterwegs sind. Wer der Spur der Gemeinde nachgeht, stößt auf eine mysteriöse Gruppe mit irren Ansichten.

Gegründet wurde die Gemeinde 1964 durch den Koreaner Ahn Sahng Hong. Seitdem haben sich nach eigenen Angaben 2500 Zweiggemeinden in 175 Ländern mit rund 1,2 Millionen Mitgliedern zusammengefunden. Ihr Glaube gründet sich auf eine besondere Auslegung der Bibel. Sie sind überzeugt: Neben Gottvater existiert auch eine Gottmutter. Die Gemeinde betont Nächstenliebe und soziales Engagement. Sie wirbt auf ihrer Internetseite mit Besuchsdiensten in Altersoder Behindertenheimen und der Unterstützung der Paralympics. Scheinbar harmlos.

Doch bei genauerem Hinsehen fallen einige Kuriositäten auf. Von der Berliner Gemeinde ist im Internet nur die Adresse ihrer Zentrale zu finden. Diese müsste über einem Schnell-Imbiss und einem Gebrauchtwagenhändler liegen. Das Klingelschild aber weist lediglich auf eine Familie Lee hin. Außerdem werden auf der Internetseite zahlreiche lobhudelnde Berichte aus angeblichen Medien aufgeführt. Die Links lassen sich jedoch nicht öffnen. Auf eine schriftliche Interviewanfrage erhält FURIOS keine Antwort.

Der Rest des Internets ist auskunftsfreudiger. In verschiedenen Blogeinträgen schildern Studenten ihre Erfahrungen mit den Missionaren. Dabei fällt auf: Vielen von ihnen haben sich die Gemeindemitglieder als Theologiestudenten vorgestellt. „Die Masche der Missionare ist eine arglistige Täuschung“, erklärt Stefan Barthel von der Leitstelle für Sektenfragen im Land Berlin. Er warnt ausdrücklich vor dieser Gruppierung. Sie entspreche allen Charakteristika einer „Sekte“. Er selbst spricht aber lieber von „Gemeinschaften, die Konfliktsituationen hervorrufen“. Theologiestudenten seien die Missionare auch nicht. Zwar studierten sie die Bibel, seien aber nicht an einer der Berliner Universitäten eingeschrieben, so Barthel.

Manchmal werden die Missionare auf den Gängen ein wenig direkter. Sie wollen darüber diskutieren, ob Gott eine Frau sein könnte. Das scheint zunächst einen Gedanken wert. Für die Sekte ist diese Gottmutter jedoch kein jenseitiges Wesen. „Der Heilige Geist“, so die Website, „hält sich höchstpersönlich unter uns auf.“ Genauer gesagt in Korea: „Durch Gespräche mit Aussteigern haben wir erfahren, dass die Ehefrau des Sektengründers Ahn Sohng Hong als Gottmutter angebetet wird“, erzählt Barthel. Die Mitglieder trügen häufig ihr Bild mit sich, zum Beispiel als Desktophintergrund.

Das teilweise absurde Weltbild der Gemeinde treibe ihre Mitglieder in die Isolation, warnt Barthel. „Für sie ist die Welt da draußen die des Satans und der verlorenen Seelen. Nur innerhalb der Gemeinde sind die guten Menschen.“ Zwar könne die Gemeinde orientierungslosen Menschen zunächst Halt geben. Später folge jedoch massiver psychischer und finanzieller Druck. „Jedes Mitglied muss mindestens zehn neue Mitglieder missionieren, um die Gnade Gottes zu erlangen“, so Barthel.

In ihrer Verzweiflung greifen die Mitglieder daher zu aggressiven Methoden. Von besonders wahnwitzigen Fällen berichtet die „taz“: Sie will Missionare beobachtet haben, die mit Wassereimern hinter Studenten herliefen – um sie zwangszutaufen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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4 Responses

  1. René sagt:

    Ich kenne die Glaubensgemeinde auch etwas, da ich sie eine Zeit lang besuchte. Ich habe bisher schon drei lange Artikel gelesen, worin vor der Gemeinde gewarnt wird und sie als Sekte betitelt wird.
    Bei manchen Sätzen die ich so gelesen habe macht es (so gesehen) auch den Anschein danach, dass es sich um eine Sekte handelt, aber ich denke das es doch etwas anders gewesen sei, als man es liest oder sich vorstellt.
    Manches wiederum kann ich absolut nicht bestätigen und anderes wiederum mir gar nicht vorstellen. Wie gesagt, ich kenne die ja auch schon etwas (und das gar nicht so schlecht).

    All meiner Fragen würde nach und nach immer mit der Bibel beantwortet, was ich an der Gemeinde sehr gut fand. Sie entnehmen den Worten (der Bibel) nichts und fügen den nichts hinzu. Was ich übrigens bei anderen Christliche Kirchen nicht so kenne.

    Die Gemeinde ist tatsächlich ganz anders als alle andere, aber was bedeutet das? Die Gemeinde Gottes in der Bibel, sprich die Jünger und Aposteln Christi waren in der Lehre und tat auch ganz anders als die heutigen Kirchen.

    Ich konnte nichts falsches finden, was sich im Laufe der Zeit nicht mit der Bibel bestätigen ließ. Man muss sich nur die Zeit nehmen. Anders steht aber auch geschrieben, dass es manchen gegeben ist, die Wahrheit zu erkennen und anderen nicht.

    Der schnelle Wachstum der Gemeinde spricht für sich. Das starke predigen und die unverzügliche Taufe, gibt es doch nur, weil die Mitglieder von der Wahrheit und ihr Seelenheil so stark überzeugt sind. Hier geht es nicht um Preise die man erhält. Sie folgen den Vorbild Christi und predigen aus Liebe. Ich kann mir allerdings schon gut vorstellen, dass manche Neulinge es nicht gerade auf die richtige Art und Weise machen. Teils mit Tricks. Wenn mein Kind stark krank ist, werde ich mir auch einen Weg suchen um ihn zu überlisten, damit die notwendige Tablette eingenommen wird. Glaube auf diese art und weiße funktioniert das Prinzip.

    Die Mitglieder sind soweit alle sehr freundlich und herzlich, natürlich bleibt es nicht zwingend aus, dass irgendjemand eine schlechte Erfahrung gemacht hat. Aber sowas habe ich nie erlebt, eher andersherum, wobei derenseits, immer gut damit umgegangen ist.
    Natürlich kann sich jeder selbst ein Bild davon machen und seine eigene Meinung dazu haben.

    Soweit erstmal dazu.
    Hab keine Angst. Ihr wird nicht ausgeraubt und schön gar nicht gegen euren Willen Zwangsgetauft.

    Gruß René

  2. Hackiewicz-Vaders sagt:

    Hallo, in Euren Artikel habe ich ein paar Fehler entdeckt.
    Ahn Sang Hong hat nie beansprucht und gesagt, dass er Gott ist. Er hat die alten Bibelfeste reaktiviert und missioniert. Seine Kirche wird von seinen Sohn in Busan geleitet und ist mit seinen Lehren Übereinstimmung.
    Chang , Chil Jäh war nie mit Ahn verheiratet! Sie hat während ihr Mann in Übersee gearbeitet hat, ihr Haus verkauft, ihre gemeinsamen Kinder mitgenommen und ist zu Ahn gezogen. Anschließend hat sie ihren Ehemann jeglichen Kontakt verweigert.
    Ahn lebte von seine Ehefrau getrennt, hatte zwei Söhne mit ihr und liegt im Grabe neben ihr .Es ist mir nicht gelungen herauszufinden, ob Ahn und Chang eine Beziehung hatten.
    Posthum wurde Ahn zum Gott gemacht, seine Bücher wurden “modifiziert” und Chang Wurde zu Muttergöttin erkoren.
    Weitere Widersprüche sind dort die Interpretation der Trinität, welche total auf den Ahn übergehe, das Wort Elohim und dessen Deutung als Mann und Frau ist mehr als dürftig und ist nicht korrekt.
    Ahn Prophezeiungen waren Leder nicht zutreffend, was eine Starke Aussage ist. Kann Gott falsche Behauptungen aufstellen.
    Wenn Ihr die wahre Glaube finden möchtet, ließ die Bibel, und gibt Euch die Mühe zu verstehen was dort gemeinnt ist. Hier geht es um finanzielle Abzocke in Gottesnamen.
    L.G. Anna

  3. Jennifer sagt:

    *am Bundesplatz treffen
    **weitergegeben habe
    ***vor dieser Belästigung zu schützen
    Sorry für die Sauklaue, war in Eile getippt 🙂

  4. Jennifer sagt:

    Hey, der Artikel ist zwar von 2015, ich wurde aber gestern (17.04.2019) vor der Silberlaube von 2 weiblichen koreanischen Mitgliedern angesprochen. Nachdem ich mir 1 1/2-2 Stunden lang ihre Ansichten anhand einer Bibel habe erklären lassen, wollten sie sich gerne nach meinem letzten Kurs (ca 21:30) al Bundesplatz treffen. Nachdem ich freundlich abgelehnt habe, bekam ich während meines Kurses noch eine Nachricht auf mein Handy, wie nett das Gespräch war und das wir uns später sehen. Dabei ist zu erwähnen, dass ich die Handynummer nicht weitergegeben hat. Jedoch lag meine Campuscard mit einem Telefonnummer-Aufkleber neben mir auf der Bank. Nachdem ich einen Artikel von Sekten-info-nrw.de sendete und die Missionarin abends auch noch anrief, blockierte ich die Nummer. Dies führte dazu, dass ich noch nachts über eine andere Nummer eine WhatsApp-Nachricht mit Äußerungen zu eben genanntem Artikel bekam. Ich sehe das als bewussten Eingriff in meine Privatsphäre, vor allem weil ich die Nummer der ersten Missionarin bereits blockiert hatte. Ich würde mich freuen, wenn ihr erneut einen Artikel zu diesem Thema verfassen würdet, allein schon um andere Studenten auch aktuell vor dieser Beläsigung zu schützen und aufzuklären.

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