Schriftsteller sitzen mit einem Glas Rotwein vorm Kamin und schreiben einen Bestseller. Von wegen! Der Weg in die Verlagswelt ist lang und steinig. Ramona Raabe geht ihn trotzdem. Von Friederike Werner
Als ihre erste Geschichte über zwei kleine Igel im Kölner Stadt-Anzeiger abgedruckt wurde, war sich Ramona Raabe sicher: Sie will Schriftstellerin werden. Damals war sie gerade sieben Jahre alt. „Viele Kinder denken sich gerne Geschichten aus“, sagt die heutige FU-Studentin. „Aber die meisten hören damit auf, wenn sie älter werden. Ich habe nie aufgehört.“
Ramona will mit ihren Geschichten möglichst viele Menschen erreichen. Doch dazu muss sie sich in der Literaturbranche beweisen. Wer diesen Weg erfolgreich gehen will, darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Und wer der Literaturstudentin zuhört, merkt: Dieser Weg ist steinig.
Dabei ist Ramona schon einige Schritte gegangen. Immer wieder nimmt sie an Literaturwettbewerben und Lesungen teil. 2012 erhielt sie den Martha-Saalfeld-Förderpreis für das Manuskript ihres Liebesromans „Perlmutt-Asche“, der im zeitgenössischen Berlin spielt. Plötzlich betitelten Zeitungen sie als „Schriftstellerin“. Für Ramona fühlte sich das sonderbar an. Doch sie freute sich über die mediale Aufmerksamkeit: „Es war schön, dass einem vermittelt wurde, Talent zu haben. Vor allem in einer Branche, in der man von Selbstzweifeln getrieben wird.“ Aktuell arbeitet sie an einem neuen Roman. Das erste Kapitel hat sie bereits auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt.
Veranstaltungen dieser Art sind für junge Autoren wie Ramona eine Möglichkeit, um auf sich aufmerksam zu machen. Denn Literatur ist Kunst, aber sie ist auch ein Produkt, das verkauft werden muss. Und das erfordert Eigeninitiative. Autoren würden nur selten zufällig entdeckt, sagt Ramona. „Glücksmomente muss man sich selbst schaffen. Wenn jemand talentiert ist, dranbleibt und sich zeigt, dann wird das irgendwann auch wahrgenommen.“
Ohne auf Events Beziehungen zu knüpfen, kommt man kaum in den konventionellen Literaturbetrieb. In Zeiten von Internet und Self-Publishing verzichten aber immer mehr Autoren auf Verlage und publizieren ihre Bücher selbst. Jeder Laie kann sein Werk mittlerweile als E-Book anbieten. Im Jahr 2014 wurden laut Schätzungen des „Selfpublisher-Verbandes“ in Deutschland 50.000 literarische Werke selbst verlegt, 80.000 wurden durch Verlage veröffentlicht.
„Deutsche Verleger sind wenig risikobereit“, glaubt Ramona. Es werde lange abgewogen, ob sich ein Projekt lohne. Insider behaupten, dass ein Verlag mindestens 10.000 Euro in einen neuen Autoren investieren müsse. Viele deutsche Verlage tendieren deshalb mittlerweile dazu, populäre Titel aus dem Ausland einzukaufen und auf große Namen zu setzen, statt Nachwuchsautoren zu fördern. Das entspreche auch der Nachfrage der Konsumenten.
Obwohl der Einstieg in die Verlagsbranche mit jedem Jahr schwieriger wird, möchte Ramona trotzdem diesen klassischen Weg gehen. Ein Verlag ist für sie mehr als ein Mittel zum Veröffentlichungszweck: „Jeder einzelne steht für ein anderes Konzept. Ausgewählt zu werden, ist eine Ehrung. Ich wäre gerne Teil einer Verlagsfamilie.“ Um dieses Ziel zu erreichen, sucht Ramona momentan nach einer passenden Agentur. Unaufgefordert eingesendete Manuskripte gehen in Verlagen nur selten über Praktikantenhände hinaus. Ein Agent hilft, weiter zu kommen.
Mit der Aufnahme in eine Agentur wäre Ramonas Weg aber noch lange nicht zu Ende. Sie weiß: Es warten viele Rückschläge auf sie. „Der amerikanische Autor An-drew Sean Greer hat mal zu mir gesagt, man müsse mit ungefähr 250 Absagen rechnen, bevor eine Einsendung Früchte trägt. Aber ich bin bereit, das hinzunehmen.“
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