Eine abendliche Begegnung

Der Fachbereich für Arabistik lud vergangene Woche Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum gemeinsamen Fastenbrechen ein. Dabei standen Begegnung und Dialog im Vordergrund. Fatima El Sayed war dabei.

Syrien 2009 458

Symbolbild: Privat

Der Gebetsraum des Arresalah Zentrums in Wedding ist von einem gesangähnlichen Klang erfüllt. Der Raum, der sonst mit Teppichen ausgelegt ist, ist heute bestuhlt. Ganz vorne an der Gebetsnische rezitiert ein Mann in einem langen Gewand und einer Gebetskappe auf dem Kopf aus dem Koran. An den Tischen sitzen Dozentinnen und Dozenten, Studierende und geladene Gäste. Darunter Juden, Muslime, Christen und vielleicht auch manch einer, der sich zu keiner dieser Religionen zugehörig fühlt. Alle lauschen andächtig dem Koranrezitator Scheikh Mohammad Moursi von der Al-Azhar-Universität in Kairo. Er ist einer der Ehrengäste des Abends, der zum Ramadan – dem muslimischen Fastenmonat – hier in Deutschland ist. Hier, wo es noch Frieden gibt. Wo ein Miteinander möglich ist und dennoch viel zu selten vorkommt.

Gemeinschaft außerhalb der Uni-Hierarchien

Genau das ist das Ziel des gemeinsamen Fastenbrechens, dem Iftar, an diesem Abend. Es geht darum, Menschen unterschiedlicher Religion, Weltanschauung, Kultur und Herkunft zusammenzubringen. Es geht darum, Vielfalt und Gemeinsamkeiten zu zelebrieren, außerhalb des Seminarraums und fern ab vom wissenschaftlichen Universitätsbetrieb. Zu diesem Zweck hat die Internationale Orient-Okzident-Gesellschaft diesen Abend organisiert. Ulrike-Rebekka Nieten, die Vorsitzende des Vereins, ist Dozentin am Seminar für Semitistik und Arabistik. Gastgeber ist Ibrahim Khedr, ebenfalls Dozent an der Freien Universität und Leiter des Arresalah Zentrums.

Diese Veranstaltung ist nicht die erste ihrer Art. Die Orient-Okzident-Gesellschaft lud bereits in den letzten Jahren mehrfach zum gemeinsamen Iftar ein. Außerdem gab es eine Channuka-Weihnachtsfeier im Henry-Ford-Bau. Damit reihe sich das Institut in eine alte Tradition ein, wie Beatrice Gründler, Leiterin der Arabistik an der FU, betont. Bereits im 9. Jahrhundert hätten Juden, Muslime und Christen ihre Feste im heutigen Irak gemeinsam gefeiert, als diese in einem Jahr alle auf den selben Tagen fielen.

Wissenschaft als Brücke

Wie wichtig das Feiern gemeinsamer Feste und das Zusammenkommen zu religiösen Anlässen ist, unterstreicht auch Nieten in ihrer Rede. Dabei stellen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Semitistik und Arabistik, wie etwa über die Lehren des Universalgelehrten Ibn Sina eine Art „heilige Brücke“ dar. Die Wissenschaft fördere die Verbindung zwischen den Weltreligionen und den Wissensaustausch zwischen Ost und West.

„In Zeiten des Terrors und der Feinschaft ist es besonders wichtig, den Dialog zu fördern“, betonten auch die beiden Imame, Sheikh Ibrahim Khedr und Ferid Heider, Vorsitzender des Taiba Kulturzentums in Spandau. Für sie ist der Fastenmonat eine besondere Gelegenheit, sich für marginalisierte Menschengruppen, wie Arme und Benachteiligte einzusetzen, und ganz allgemein die Begegnung mit Menschen zu suchen.

Essen verbindet

Dass der Dialog funktioniert, zeigt sich in der Pause. Es entwickeln sich viele, lebhafte Gespräche auch über die sonst eher strengeren Hierarchien zwischen Studierenden und Dozierenden hinweg. Es wirkt beinahe familiär. Als nach den Reden der Gebetsruf erklingt, verstummen die Gespräche. Wasser und Datteln werden herumgereicht, mit denen nach prophetischer Tradition das Fasten gebrochen wird. Kurz darauf bildet sich eine lange Schlange am Buffet mit allerlei arabischen Köstlichkeiten wie gegrillten Hähnchenschenkeln, duftendem Safranreis mit Rosinen, und Humus mit Brot. Schon legt sich ein zufriedenes Lächeln auf die Gesichter der Anwesenden. Mit solchen Leckereien auf dem Teller machen Begegnungen noch mehr Freude.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert