Furios liest: Heiß, heißer, Highlander

Schottland im Mittelalter: Heiße Frau trifft geilen Typen. Was folgt? Sex, Sex, Sex! Matthias Bolsinger las einen erotischen Groschenroman. Der erste Teil unserer Ferienserie „Furios liest“.

Roses kann dem wilden Highlander einfach nicht widerstehen. Foto: CORA Verlag

Roses kann dem wilden Highlander einfach nicht widerstehen. Foto: CORA Verlag

Es wird heiß in der Grotte. Eben noch hatte die zarte Roses den maskulinen Wilkie im Schwertkampf schwer verletzt. Jetzt liegt er in einer Höhle vor ihr, lässt sich von ihr verarzten – und sein Atem macht Roses ganz verrückt. Er reißt sie an sich, küsst ihre Brüste, knabbert an ihren Nippeln. Sie weiß: Er ist es und kein anderer.

Dieses Buch treibt einem die Schamesröte ins Gesicht. Und das schon bevor man auch nur eine Zeile gelesen hat. Denn Juliette Millers „Im Bett des wilden Highlanders“ ist einer dieser peinlichen Erotik-Groschenromane, deren Käufer man bemitleiden möchte. Oder bewundern: Ein Held, wer sich mit diesem Schinken im Buchladen überhaupt zur Kasse traut, ohne dabei im Boden zu versinken. Allein schon das Cover mit Wilckies rasierter Männerbrust– schmieriger als der Wendler.

Was für ein Hengst!

Die Handlung ist schnell erzählt: Im mittelalterlichen Schottland flüchtet Küchenmagd Roses vor ihrem Lord, der sie zu vergewaltigen versucht, trifft auf den Krieger Wilckie, auch adlig, verletzt ihn, pflegt ihn, küsst ihn, kommt auf seine Burg, verliebt sich und erlebt Nacht für Nacht, was für ein Hengst dieser Wilckie ist. Einzige Spaßkiller: Ihre Vergangenheit, Krieg und – klar – Wilckies zickige Ex.

Literarisch erfüllt das Opus alle Erwartungen: plumpes Geschreibsel. Miller lässt den Leser zahlreichen inneren Monologen Roses’ teilhaben. Als sich Roses’ Lord an ihr vergeht, schildert sie erst einmal zwei Seiten lang ihre Lebensgeschichte. Auf Seite drei will man das Buch das erste Mal anzünden.

Es wird einem auch wirklich nichts geboten. Einen doppelten Boden sucht man vergebens. Alles wird erklärt. Alles. Einmal fragt Roses ernsthaft: „Nur damit ich das jetzt richtig verstehe….“ Jedes Wort lässt das Lesergehirn ein Stück mehr veröden.

Genitalnamen aus der Mottenkiste

Aber um Anspruch geht’s ja auch nicht. Der unverfroren direkte Titel macht klar: Es geht um verboten geilen Sex. Roses – blonder Engel – und Wilckie – irgendwas zwischen Tarzan und Bruce Willis – beim heißen Fleischtanz. Tatsächlich kommt es in regelmäßigen Abständen zum Geschlechtsverkehr. Und hier zeigt sich das Buch von seiner besten Seite. Nicht weil es einen antörnt, sondern weil es einfach zum Totlachen ist, wie Miller ihre Leserschaft mit Klischees martert. Und die tollsten Synonyme für Penis („Blöße“) und Vagina („Pforte“) aus der Mottenkiste grabscht.

Neben Freunden der Löffelstellung kommen auch Sparfüchse bei diesem nobelpreisverdächtigen Edelschinken auf ihre Kosten. 300 Seiten Discount-Prosa gibt’s für schlappe 5,50 Euro. Für einen vergleichbaren Spottpreis werden Fans des „wilden Highlanders“ wohl in Kürze die restlichen Bände der Trilogie erwerben können. Insidern zufolge wird es darin um wilden Sex gehen.

Anspruch: 0/5

Spannung: 1/5

Erotik: 2/5

Action: 1/5

Der beste Satz: „Seine Stimme schien mich an den intimsten Stellen berühren, und diese Stellen, die ohnehin schon pochten und prickelten, weil ich an ihn gedacht hatte, blühten nun, da er so nahe war, geradezu auf, schwollen ihm sehnsüchtig entgehen.“

Im Bett des wilden Highlanders

Autorin: Juliette Miller

Verlag: CORA

Preis: 5,50 Euro

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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