Mit hunderttausenden Besuchern wird die Spielemesse Gamescom jedes Jahr zum Pilgerort von Gamern. Enno Eidens hat für unsere Ferienserie „FURIOS auf Reisen“ auf dem Videospielevent gezockt, gefeiert und Idole getroffen.
Endlich wieder Gamescom. Videospielliebhaber aus ganz Europa treffen sich für eine Woche in der Koelnmesse, um ihrem Hobby mal so richtig Luft zu machen. Auch für Szenenfremde ist das Event schnell erklärt. Stellt euch ein riesiges Wohnzimmer, vollgestopft mit Spielen, Hardware und all euren Freunden vor. Ein Wohnzimmer voller großer und kleiner Menschen jeden Geschlechts, die einfach nur Spielen wollen. Viele verkleiden sich auch als eine Figur aus einem Anime- oder Spieleuniversum, Cosplay nennt man das dann.
Die Hallen werden mit riesigen Ständen der verschiedenen Publishers – der Spielekonzerne – gefüllt, die ihre neusten Spiele und Hardwarentwicklungen ausstellen. Da gibt es dann große Leinwände, Bühnenshows, PR-Events und jede Menge Werbeartikel abzugreifen. Wer viel Sitzfleisch hat, kann sogar selber Hand an die neusten Spiele legen. Überall gibt es etwas zu entdecken, begeisterte Spieler aus ganz Deutschland treffen sich, Cosplayer machen Fotos, die neuesten Fanartikel bestaunt. Einmal im Jahr kann man hier sicher sein, den anderen Riesenfan seines Lieblingsspiels zu treffen. Der innere Nerd darf frei sein.
Für eine Spielemesse wird wenig gespielt
Etwas seltsam ist natürlich schon, dass auf Spielemessen so wenig gespielt wird. Denn Wartezeiten von bis zu drei Stunden sind hier keine Seltenheit. Und die Wartezeiten stehen in keinem Verhältnis zu dem, was hinterher dann raus springt. Drei Stunden warten für rund fünf Minuten Demospielen. Manchmal gibt es dann auch gar nichts zu spielen und nur den „geheimen“ Trailer für ein neues Spiel zu sehen. Das ist enttäuschend.
Mehr Spaß machen dabei die Indie-Entwickler. Wie in der Musikszene gehen diese Spielefirmen selten mit dem Trend und überraschen vielmehr mit neuen Konzepten. In der diesjährigen Indie-Booth können Spieler die neusten „Indies“ ausprobieren und sogar den einen oder anderen Entwickler treffen. Das ist Spielekultur in Reinform und macht Spaß.
Für den Kontrast sorgen die großen Publisher. Ihre Spiele, die sich seit zehn Jahren kaum verändert haben, bewerben sie unter anderem mit halbnackten Damen. Die bewerfen wiederum Kinder und Jugendliche mit T-Shirts und Schlüsselbändchen. Hier fühlt man sich eher wie auf einer Automesse.
Youtube-Stars drängen nun auch auf die Gamescom
Die Gamescom entwickelt sich jedoch auch in eine andere Richtung. Weg vom Spielen an sich. Youtuber, die Stars unser kleinen Geschwister, besetzen die großen Bühnen und sammeln riesige Fanmassen um sich. Da gibt es dann Liveshows, moderiert vom Niederrheiner Youtuber „PietSmiet“ der sich und seine Fans durch die Messe führt. Wer mehr Stars sehen will, besucht eine der vielen Partys, die über die ganze Gamescom-Woche veranstaltet werden. Darunter auch wieder Live-Spiele mit Youtube-Stars, die gegeneinander auf der Bühne um den Sieg zocken.
Wie bei diesemStar-Aufgebot nicht anders zu erwarten sind die Besucher auf der Messe jung. So jung, dass es bis Mitternacht kein Bier zu kaufen gibt. Wer trinken will, muss früher kommen. Wie die Fachbesucher, die ein paar Tage früher schon in die Hallen dürfen. Wer schon vor dem Besucheransturm da war, hat sich die Party zum neusten „Mad-Max“-Videospiel nicht entgehen lassen. Auf einer Kunstinstallation mit Schrottplatz-Thematik gab es gutes Bier, Burger, Musik und viel verrückte Action. Flammenwerfer, verkleidete Ödlandbewohner und auch die ein oder andere Branchengröße zum Anfassen.
Die Gamescom ist inzwischen eben ein bisschen von allem: Games, Youtube, Party. Aber auch Stände, an denen man nostalgisch die ganz alten Konsolen und Spiele ausprobieren kann, schleichen sich immer wieder zwischen die modernen Zocker-Stände.