Die Sache mit den Bienen und Blumen

Bienen beim Sterben im Theater zuzusehen? Klingt komisch, aber das absurde Gesumme in „Cosmic Love“ hat eine klare Botschaft. Welche das ist, hat Evelyn Toma herausgefunden.

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Bienen und Blumen: Ohne sie sieht´s schlecht für uns aus. Foto: Viktor Hanacek/picjumbo.com

Eine riesige dreigliedrige Biene mit Gasmaske krabbelt über die Bühne, um sich dann in drei kleinere menschliche Bienen zu verwandeln. Die beiden männlichen, die Drohnen, folgen der eleganten Bienenkönigin auf Schritt und Tritt. Drei Menschen in hautengen Ganzkörperanzügen bewegen sich bizarr brummend auf Zehenspitzen durch eine überdimensionale Plastikwabe. In schwarz und rot suchen die riesigen Bienen nach unsichtbarem Blütenstaub. Ist das Publikum heute hier, um Performern eineinhalb Stunden dabei zuzuschauen, wie sie über die Bühne springen und dabei tun, als könnten sie fliegen? Und ganz nebenbei: wie spielt man überhaupt ein fliegendes Insekt? Das sind nur einige Fragen, die man sich als Betrachter stellt.

In einer wirren Collage aus fiktivem Kunstfestival, didaktischen Vorträgen und Musikbeiträgen erlaubt das Stück Cosmic Love, das vergangenen Sonntag im Theater unterm Dach zu sehen war, eine Panorama-Betrachtung der Situation der Bienen in Europa. Die Bienen bekommen eine Stimme und verschaffen sich Gehör. Die Körperarbeit spielt dabei bei den Schauspielern eine sehr wichtige Rolle. Mit den Händen flatternd schwirren sie über die Bühne. Dabei summen und vibrieren sie im Takt ihrer „Flügelschläge“. Die Geschichten, die sie erzählen, handeln von Einzelschicksalen aus den verschiedenen Ländern Europas. Heute Abend aber sind die drei Bienen zu einer Biennale eingeladen, auf der sie ihre neuesten Installationen und Performances vorstellen und Interviews zu ihren Arbeiten geben.

Vibrierende Luft

Dabei helfen ihnen eine Interviewerin, die eine Reportage über die Biennale bringt, sowie ein Musiker, der ihre Geschichten musikalisch untermalt. Mithilfe eines Loopgeräts wird die Luft im Raum durch mehrstimmiges Summen in Bewegung gebracht. Später summt das ganze Publikum mit und die Vibrationen, die durch Körper und Raum wandern, erzeugen eine alarmierende Nervosität. Die Bedrohung der Bienen ist förmlich spürbar.

Das Bienenschutzgesetz besagt, dass nachhaltige Bienenzucht dann besteht, wenn von 100 Bienen mehr als die Hälfte, also mindesten 51 Bienen, überleben. Nach diesen Auflagen werden die Bienen in den Großzuchten Europas gehalten. Das ist weder nachhaltig, noch sinnvoll. Denn Bienen sind wichtig, für die Pflanzen und damit auch für den Menschen: Die Bienen dienen uns als Katalysator für eine gesunde Umwelt.

Der Titel „Cosmic Love“ bezieht sich auf diese Symbiose der Bienen und der Blumen. „Die Bienen und die Blüten sind wie für einander gemacht“, heißt es an einer Stelle. Leider werden viele Nutzpflanzen mit einem Insektizid behandelt, das auch für Bienen tödlich ist. Glyphosat zum Beispiel. Dieses findet seit einiger Zeit auch als Partydroge Verwendung.

Techno, Drogen, Bienensterben

Irgendwann wird das Licht gedimmt und ein Performancekunstbeitrag der Bienenkünstler zeigt MC Gelee Royal mit seinen „Vibrationen des Stockes“ im Technoclub. Die anderen Bienen feiern den dröhnenden Bass, bis das Glyphosat sie schließlich schafft und sie im Strobolicht zuckend zu Boden gehen. Der eigene Tod wird performt.

Das Stück ist nicht als didaktisches gedacht, sondern als vorwiegend künstlerisch. Trotzdem hat es eine klare Botschaft. Ein bisschen zu belehren liegt hierbei auch in der sozialen Verantwortung der Kunst, auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam zu machen.

Für Fans von Honig und gestreiften Insekten ist dieses Stück ein Muss! Wer sich nicht brennend für Bienen interessiert, kann trotzdem etwas dazulernen. Oder eben die Musik genießen, gespielt von dem wunderbaren Gitarristen in mintgrüner Leggings und Rüschenhemd.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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