Gut Wissen braucht Weile

Kim Mensing kann Noten nicht viel abgewinnen. Denn am Ende zählt nicht die Zahl, sondern der Grips. Und der hat nur eine Chance, wenn der Druck aus dem Lernen genommen wird.montagskommentar_edited

Wer Geschichte auf Lehramt studieren möchte, sollte besser nicht an die FU gehen. Absolventen im Jahr 2010 hatten einen Schnitt von 2,1, während Stuttgarter Lehramts-Studenten mit exzellenten 1,3 abschlossen. Die Erklärung, die der Wissenschaftsrat in seiner Studie dafür gibt: Universitäten in Deutschland haben unterschiedlich hohe Anforderungen.

Wer sich also Master-Platz und Traumjob ohne viel Aufwand sichern will, muss nur die Uni klug auswählen. Ungerecht? Ja – aber Noten regieren eben die Welt. Denn sie haben die Macht, über Erfolg und Misserfolg von beruflichen Karrieren zu entscheiden.

Allerdings sind gute Noten kein Garant für einen großen Wissensschatz. Denn häufig wird mit ihnen nur der belohnt, der am besten im stupiden Auswendig-Lernen von Fakten ist. Aus Genuss wird Fastfood: Kurzfristiges Pauken stillt den Wissensdurst nicht, stattdessen hängt einem der Stoff schnell zum Halse heraus. Wer schlauer aus dem Studium gehen möchte, der trotzt besser dem Notendruck und nimmt sich die Zeit, die im Klausurenstress häufig fehlt.

Doch auch wenn – wie bei Hausarbeiten – die Zeit nicht mangelt: Noten kreieren einen Zwang, der jeglichen Spaß an der Beschäftigung mit komplexen Themen erstickt. In früheren Zeiten, so heißt es, habe man auch außerhalb der Bibliothek studiert. Schwer vorstellbar für uns, denen der Notendruck im Nacken sitzt.

Das Studium, einst als „die beste Zeit des Lebens“ bekannt, nimmt uns nun den Spaß am Lernen und lehrt stattdessen die Ungerechtigkeit der Welt. Ohne Noten wäre sie ein Stückchen besser.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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