Furios isst: Frühstück

Wer hat das nicht schon einmal erlebt? Spät aufgestanden, dehydriert, Kühlschrank leer. Halb so schlimm! Wo ein Berliner Student lecker und szenig frühstücken gehen kann, hat Jonas Saggerer herausgefunden.

Das Frühstück Neuköllner Art in der Schillerbar.

Das Frühstück Neuköllner Art in der Schillerbar. Foto: Jonas Saggerer

Als ich vor der „Schiller Bar“ in Neukölln, nahe Boddinstraße, stehe, bestätigt sich der Eindruck, den ich mir zuvor im Internet verschafft habe. Ein typisches Szenelokal: ein bisschen ranzig, ein wenig alternativ, aber vor allem – sehr fresh.

Die mit Graffiti überzogene Außenfassade, die gewollt abgenutzten Holztische und Stühle: Das alles besitzt schon ein besonderes Flair. Als ich eintrete, dringt amerikanischer Hip-Hop in meine Ohren. Mit der Zeit wechselt er sich mit fröhlich-leichter Lounge-Musik ab.

Auch die sonstigen Gäste sind so, wie ich sie erwartet hatte. Neben dem typischen Hornbrillen-Hipster finden sich ein paar grün-alternative Prenzlberg-Muttis. Hauptsächlich treffen sich hier Leute im Studentenalter. Da passe ich gut hinein. Dass die Kellner mit einigen Gästen per Du sind, sorgt für eine lockere Atmosphäre. Ein Blick aus der Fensterfront lenkt meine Augen auf Schriftzüge an einer Hausfassade. Typisch Neukölln! Genau wie die „Schiller Bar“.

„Wer nichts waget, der darf nichts hoffen“

Ich bekomme die Karte und durchforste sie. Das Frühstücksangebot ist wahrlich riesig. Fast habe ich mich schon für das Frühstücksmenü „Weimar“ entschieden. Klingt typisch deutsch: Eier, Leberwurst und so weiter. Dann zögere ich, als ich das Zitat auf der Karte lese. „Wer nichts waget, der darf nichts hoffen“, steht dort. Das nehme ich als Inspiration, um einmal alle meine kulinarischen Hemmungen fallen zu lassen.

Daher fällt meine Wahl auf das Menü „Neukölln“. Leider verstehe ich die Hälfte der Zutaten nicht, weil viele türkische Begriffe dabei sind. Aber ich beschließe, dem Ganzen eine Chance zu geben. Als der Kellner mich dann auch noch fragt, ob ich meinen Milchkaffee mit Sojamilch möchte, werfe ich alle Prinzipien über Bord. Wenn schon, denn schon!

Dass es schon 12:30 Uhr ist, also eigentlich schon etwas spät für Frühstück, scheint hier niemanden zu stören. Frühstück wird bis 15 Uhr angeboten. Ich muss schmunzeln. Solche Zombie-Studenten wie ich scheinen hier häufiger aufzuschlagen.

Frühstück nach Neuköllner Art

Als ich den Teller sehe, läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Türkische Knoblauchwurst, Fetakäse, Butterkäse, Oliven, Tomaten, Gurken, Wassermelone und Honigmelone türmen sich dort. Dazu ein gewaltiger Brotkorb mit Sorten aller Art, der mir später sogar wieder aufgefüllt wird.

Ich haue richtig rein. Kombiniere immer anderes, alles mit allem. Werde fast schon experimentell. Ob Honigmelone mit Wurst und Käse auf Vollkornbrot schmeckt? Fazit: Kann man machen, muss man aber nicht. Nur der Sojamilchkaffee enttäuscht mich ein wenig. Er schmeckt nicht schlecht, aber eben so, wie jeder andere Kaffee auch. Wahrscheinlich zahlt man die dreißig Cent mehr einfach für ein gutes Gewissen.

Am Ende platze ich aus allen Nähten. Hatte ich vorher noch überlegt, mir das hausgemachte süße Rosinenbrot zu gönnen, ist daran jetzt nicht mehr zu denken. Locker hätte ich mir dieses riesige Frühstück auch mit jemandem teilen können. Egal, nächstes Mal. Nachdem ich meinen letzten Schluck Sojamilchkaffee geschlürft habe, verlasse ich zufrieden und pappsatt die „Schillerbar“.

Stimmung: 4/5

Einrichtung: 3/5

Bedienung: 3/5

Geschmack: 5/5

Preis: 5/5

Studentenfreundliche Preise: Das Neuköllner Frühstück kostet 9 Euro, der Sojamilchkaffee 3 Euro (2,70 Euro + 0,30 Euro Sojamilch). Rosinenbrot gibt’s für 3 Euro.

Die „Schillerbar“ findet ihr in der Herrfurthstraße 7, 12049 Berlin.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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