Schönheit des Verfalls

Das „Blub“ in Neukölln hat seine besten Zeiten hinter sich. Mit Taschenlampe und Wanderstiefeln bewaffnet hat sich Lucian Bumeder auf Entdeckungsreise durch das verlassene Schwimmbad gemacht.

Das Schwimmbad "Blub" in Neukölln - ein Relikt aus alten Zeiten. Foto: Lucian

Künstliche Palmen, bemalte Wände und der für Saunen charakteristische Duft nach getrocknetem Fichtenharz. All das findet man im Schwimmbad „Blub“ im Süden von Neukölln. Allerdings sind die Palmen zerfleddert, die Wände sind durch vielfaches Graffiti längst neugestaltet und der Saunaduft wird von Moder und Feuchtigkeit überlagert. So ist aus einem schönen Bad ein einzigartiges geworden.

Wo sonst hat man die Gelegenheit, ein riesiges, verlassenes Schwimmbad auf eigene Faust zu erkunden? Am besten mit einer Taschenlampe bewaffnet schleicht man beinahe andächtig im Dunkeln durch die ehemalige Saunalandschaft. Es ist ein fast surreales Gefühl, wenn gerade noch die blauen Fliesen des ehemaligen Dampfbads im Kegel der Lampe erstrahlen und einem im nächsten Moment die Fratze eines Graffitis entgegen lacht. Während auf der einen Seite Pracht und Ruhe des ehemaligen Wellnessbereichs nur ein kleines bisschen Vorstellungskraft erfordern, schreien auf der anderen Seite verbogene Metallstreben und geschmolzenes Isoliermaterial nach Verfall.

Ruinen voller Skater und Touristen

2005 musste das Schwimmbad nach 20 Jahren Betrieb seine Türen aufgrund hygienischer Mängel schließen. Wenige Jahre später folgte auch der zugehörige Saunakomplex „Al Andalus“ und gab Mensch und Natur den Weg frei, das Gelände zurückzuerobern.

Ein paar dunkle Gänge weiter öffnet sich das Gebäude in die helle Haupthalle mit den großen leeren Becken, kleinen Kuppeln und vielen eingeschlagenen Fensterscheiben. Aus dieser Halle, in der man öfter mal auf Skater, BMX-Fahrer und internationale Touristen trifft, geht es auf den ehemaligen Rutschturm, der einen Ausblick auf das Gelände ermöglicht. Neben dem Außenbecken und der demontierten Rutsche stechen die verkohlten Holzruinen der Blocksaunen hervor, Resultat der immer mal wieder auftretenden Brände auf dem Gelände.

Angst im Dunkeln?

Wer zum Abschluss noch das Abenteuer sucht, kann sich in die Gänge wagen, die unter dem Bad entlangführen. Hier ziehen sich alte Wasserleitungen und ganze Heizsysteme durch Räumlichkeiten, die im normalen Badebetrieb nie sichtbar werden. Wenn im Dunkeln ein Geräusch erklingt, kommt schnellgruselige Stimmung auf. Ist das eine Ratte? Andere Menschen? Oder doch nur tropfendes Wasser?

Grundsätzlich sollte bei diesen Entdeckungstouren jedoch mit gewisser Vorsicht vorgegangen werden. Wer sich ins Dunkle begeben will, braucht offensichtlich eine Lichtquelle (z.B. Smartphone oder besser Taschenlampe) und auch solides Schuhwerk ist bei den vielen Pfützen, Bauschutt und den Glasscherben angeraten. Besonders herausragende Balken können schmerzhaft werden, wenn sie im Dunkeln nicht erkennbar sind. Achtung auf den Kopf!

Und man sollte sich bewusst sein: auch wenn das Gelände im Moment offen zu betreten ist, bewegt man sich hier in einer rechtlichen Grauzone. Wer sich also hier ein Bein bricht, muss die Krankenhausrechnung ganz alleine zahlen!

Kosten: Keine

Wie man hinkommt: U7 bis Grenzallee, Ausgang Richtung Bürgerstraße/Jahnstraße, geradeaus am Friedhof vorbei, direkt nach der Brücke rechts in den Park. Etwa 200m geradeaus auf der linken Seite, durch die fehlenden Zaunabschnitte.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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