Die kleine Schwester der Hauptstadt

Aus der Provinzstadt Potsdam ist ein begehrter Wohnort für die High Society geworden. Und ein beliebtes Touristenziel. Ob sich der Ausflug auch für Studenten lohnt, hat Eva Famulla herausgefunden.

Schloss Sanssouci vertreibt Kummer und Sorgen - jedenfalls dem Namen nach. Foto: Eva Famulla

Schloss Sanssouci vertreibt Kummer und Sorgen – jedenfalls dem Namen nach. Foto: Eva Famulla

Endlich! Ein winziger Sonnenstrahl schiebt sich zwischen der Wolkenmasse hervor. Das erste Mal seit Tagen. Dann könnte der Ausflug ja doch noch ganz nett werden. Ich bin auf dem Weg nach Potsdam, um den Gerüchten über die Schönheit der ehemaligen preußischen Residenzstadt nachzugehen. Und, seien wir ehrlich, weil es kostenlos ist: Potsdam liegt im Tarifbereich ABC, mit dem Studententicket kann ich sogar ein Fahrrad mitnehmen.

Mit der Regionalbahn ist man schnell am Ziel. Ich steige am Bahnhof „Park Sanssouci“ aus, denn ich möchte zum Wahrzeichen Potsdams: Dem Schloss Sanssouci. Übersetzt Schloss „Ohne Sorgen“, so weit reicht mein Französisch noch. Nach den ersten Schritten im Schlosspark stelle ich befriedigt fest: Dieser Name wurde dem Schloss nicht ohne Grund gegeben. Mit der Sonne im Rücken und Vogelzwitschern im Ohr vergesse ich bald alle Sorgen um anstehende Hausarbeiten.

Promis und Preußen

In den Medien wird Potsdam als Berlins „schöne Schwester“ gelobt. Die Mieten im Potsdamer Zentrum können sich mit denen in Berlin-Mitte messen. Potsdam ist ein beliebter Wohnort geworden, auch bei den Reichen und Schönen. Moderator Günther Jauch und Designer Wolfgang Joop sollen hier ihre Villen haben. Die Kaufkraft ist hoch und die Arbeitslosenquote liegt deutlich unter dem ostdeutschen Schnitt – obwohl das vermutlich auch an der Nähe zur Hauptstadt liegt.

Am Schloss Sanssouci angekommen, bin ich entspannt, aber enttäuscht. Es gibt wahrlich imposantere Schlösser. Sonderlich groß ist das Gebäude nicht und auch die Treppen zum Eingang wirken grau. Vielleicht verzerrt aber auch die Jahreszeit meinen Eindruck. Mit mehr Blütenpracht und Grün sähe es hier sicher anders aus. Schloss Sanssouci wurde im Jahr 1745 von Friedrich dem Großen in Auftrag gegeben und zählt heute zu den bekanntesten Hohenzollern-Schlössern.

Auch das Bild der historischen Innenstadt ist von der preußischen Herrschaft geprägt, die ehemaligen Bürgerhäuser sind mit Stuck verziert. Schöne Altbauwohnungen – kein Wunder, dass das teuer ist. Auf der Hauptstraße fällt auf, dass etliche Fassaden mit frischer Farbe glänzen. Es wurde viel investiert in den letzten Jahren. Potsdam profitierte nicht zuletzt auch von seinen prominenten Gönnern. Der Unternehmer Hasso Plattner finanzierte die Rekonstruktion der Fassade des Stadtschlosses. Auch Jauch renovierte neben dem Tor zum Schlosshof etliche historische Wohnhäuser.

Ruhepol gegen Großstadtflimmer

Ich setze meinen Spaziergang im Stadtkern fort. Mit etwa 160.000 Einwohnern wirkt Potsdam im Vergleich zu seiner großen Schwester fast kleinstädtisch: Die Straßen sind leerer, ruhiger und sauberer. Nach dem turbulenten Verkehrschaos in Berlin ist das wirklich angenehm. Wem der Spaziergang durch Sanssouci nicht reicht, der sollte sich das Schloss Belvedere auf dem Pfingstberg und das holländische Viertel vornehmen. Belvedere ist für seine grandiose Aussicht auf die Stadt bekannt, das holländische Viertel für seine charmanten Backsteinbauten.

Fazit: Wer Ruhe vom Großstadtgetümmel sucht und ein wenig Begeisterung für historische Bauten aufbringt, sollte sich Potsdam nicht entgehen lassen. Die kleine Schwester Berlins wird nicht umsonst die Schöne genannt. Zum Feiern kann man ja wieder nach Berlin fahren.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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