Viel wird sich durch die Maßnahme der Uni vielleicht nicht ändern. Doch auch, wenn nur eine Person sich wegen der Leistungspunkte zu einem Ehrenamt entschließt, ist etwas gewonnen, findet Julian Jestadt.
Spätestens seit Bologna ist das Studium nur noch ein Moment kapitalistischer Verwertungslogik. Wer studiert, der tut das für Job, Wirtschaft und Produktivität. Studierende stehen unter immensem Leistungsdruck. Vor allem wer in Regelstudienzeit abschließen will, hat keine Zeit für soziales Engagement.
Leistungspunkte gegen Engagement für Geflüchtete
Jetzt hat die Uni einen klitzekleinen Freiraum für derartiges Engagement geschaffen. Wer sich zukünftig für Geflüchtete engagiert, kann sich sein Engagement mit bis zu fünfzehn Leistungspunkten fürs Studium anrechnen lassen. Dabei kommt jedes Engagement – ob in einer losen Gruppe oder einer Organisation – in Frage, solange es nur bescheinigt werden kann.
Natürlich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. An der Gesamtsituation der geflüchteten Menschen wird sich dadurch wohl kaum etwas ändern. Und natürlich wird hier die Idee der Ehrenamtlichkeit in Frage gestellt. Aber vielleicht ermutigt der klitzekleine Freiraum wenigstens einige Studierende dazu, sich zu engagieren.
Eine Veränderung im Kleinen?
In der aktuellen Lage muss es zuerst um die geflüchteten Menschen gehen, die zwischen Rassismus und Staatsversagen leben. Und wenn sich nur eine Person aufgrund der Leistungspunkte dafür entscheidet, sich zu engagieren, dann ist schon etwas gewonnen – auch wenn es nur eine Veränderung im Kleinen ist.
Allein an dieser Möglichkeit also muss jede Kritik abperlen. Das heißt natürlich nicht, dass sich die Universität zurücklehnen darf oder dass Studierende nun die Aufgaben des Staates übernehmen müssen. Der Druck auf Universität und Staat darf nicht nachlassen.