Einfach grün genießen

Tausende Pappbecher, Kleidertausch und Protestessen: Mit verschiedenen Angeboten machte die Gruppe SUSTAIN IT! vergangene Woche auf Umweltthemen aufmerksam. Pilar Caballero und Leonie Schlick haben sich die Aktionen angeschaut.

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„Einmal (wieder) Genießer*in sein“ – unter diesem Motto wurde vom 25. bis zum 29. April ein interaktives Kunstlabor unter der Leitung von drei Berliner Künstlerinnen ins Leben gerufen. Die fünftägige Aktion im Foyer der Rost- und Silberlaube fand im Rahmen der Hochschultage für Klimaschutz und Nachhaltigkeit statt, die von der Aktionsplattform SUSTAIN IT! initiiert wurden. Die FU-Initiative setzt sich mit regelmäßigen Aktionen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Gestaltung der Universität ein.

Besonders auffällig war der Becherberg, der mitten im Foyer errichtet wurde. 45.000 Pappbecher wurden hier zu einem Kunstwerk verarbeitet, das nicht nur direkt ins Auge sprang, sondern auch den Bezug zum Standort Silberlaube herstellte. Denn diese horrende Menge an Bechern wird hier innerhalb von 70 Tagen verbraucht. Damit sind sie nicht nur Ausdruck unserer Wegwerfkultur, sondern auch ein Zeichen unserer Rastlosigkeit. Einen Moment hinsetzen und den Kaffee genießen? In Zeiten, in denen To-Go die neue Konsumform ist, eine Seltenheit.

Kaffeetasse statt Pappbecher

Diesem Trend versucht die Aktion von SUSTAIN IT! entgegenzusteuern: Kaffeetasse statt Pappbecher – um die Studierenden für diese Option zu begeistern, wartete die Initiative mit 50 individuellen Tassen auf. Diese waren mit jeweils originellen und humorvollen Anekdoten gespickt und standen zur Auswahl bereit. Im angeschlossenen Fotostudio konnte man sich anschließend beim genüsslichen Kaffee- oder Teetrinken ablichten lassen. Das entstandene Foto wurde dann Teil einer kleinen Bildergalerie und konnte natürlich auch mit nach Hause genommen werden. Die zahlreichen ausgestellten Fotos lassen eine gute Resonanz von den Studierenden vermuten. Auch die Studentin Lisia Mix, die an der Aktion beteiligt war, zeigte sich zufrieden: „Ich sage jetzt nicht, dass die ‘Zeit der Pappbecher’ vorbei ist. Aber ich bin mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen und glaube, dass ich einige davon überzeugen konnte, künftig auf Pappbecher zu verzichten.“

SUSTAIN IT! möchte aber nicht nur für die Müllproblematik sensibilisieren, sondern auch andere Wege aufzeigen, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Dazu zählten Mitmachaktionen wie ein Kleidertausch, der sich reger Beteiligung erfreute, sowie ein Eat-In, also ein gemeinsames (Protest-)Essen im öffentlichen Raum.

Bewusst konsumieren an der Uni und Zuhause

Ein Stadtplan zeigte außerdem, wo sich in Berlin Second-Hand-Läden und Geschäfte, die nachhaltig produzierte Mode vertreiben, befinden. Wie wichtig diese ist, konnte man leicht an den plakativen Fotos über die massiven negativen Auswirkungen der Textilindustrie in den Produktionsländern sehen. Dass es Alternativen gibt, zeigte eine Infowand zu den bekanntesten Nachhaltigkeitssiegeln.

Eine optisch ansprechendere Installation gab es zum Thema Wasserknappheit in Kalifornien. Mit erklärenden Filmen und leuchtenden Fotoboxen wurden die verschiedenen Perspektiven von Betroffenen vermittelt und die Auswirkungen des persönlichen Konsumverhaltens auf den globalen Wassermangel verständlich gemacht.

Ob solche Mitmachaktionen und Info-Installationen wirklich unser Konsumverhalten nachhaltig beeinflussen können, bleibt eine persönliche Frage. Dass Entscheidende an der Aktion war sicherlich die Sensibilisierung für das Thema. Dem stimmt auch Lisia Mix zu: „Wir können den Leuten nicht vorschreiben, wie sie sich zu verhalten haben, aber zumindest zum Nachdenken und zur Selbstreflexion können wir anregen.“ So lassen sich vielleicht doch Veränderungen hevorbringen, in der Universität sowie im privaten Alltag. Langsam und genüsslich eben.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. Peregrina sagt:

    Danke, dass ihr darüber schreibt. Ich fand die Aktion besonders deshalb so gelungen, weil sie den Genuss und den Spaß angesprochen hat, statt den moralischen Zeigefinger zu erheben.
    Und zur Wirkkraft: Zumindest für die Zeit der Installation habe ich immer wieder die Sätze gehört:
    “Lass uns den Kaffee lieber hier trinken, ich fühl mich echt schlecht, wenn ich da jetzt mit dem Pappbecher vorbeilaufe.” oder “Boah ja, ich muss ab morgen endlich mal wieder meinen Metallbecher mitbringen.” Das heißt zwar nichts für unser zukünftiges Konsumverhalten, zeigt aber doch, dass viele daran erinnert wurden, dass auf Pappbecher gar nicht so schwer zu verzichten ist…

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