“Werdet Europ\u00e4er!”

Hoher Besuch an der FU: In der vergangenen Woche war Portugals Außenminister Augusto Santos Silva zu Gast. Er sprach über die Zukunft Europas und stellte sich anschließend zur Diskussion. Von Tabea Böker.

Der portugiesische Außenminister bei seinem Vortrag im Henry-Ford-Bau / Foto: Glyn Lowe

Der portugiesische Außenminister bei seinem Vortrag im Henry-Ford-Bau / Foto: Glyn Lowe

Im Senatssaal des Henry-Ford-Baus ging es am vergangenen Mittwoch höfisch zu. Auf Wunsch des portugiesischen Botschafters machte Außenminister Silva im Rahmen seines Berlin-Besuchs auch an der FU halt. Zu den geladenen Gästen und den Gastgebern FU-Präsident Alt und Susanne Zepp, Professorin für romanische Literaturwissenschaft, gesellten sich dennoch nur wenige Studierende.

In Silvas Vortrag „Europa: Von Kultur zu Wirtschaft“ ging es nicht nur um die Rolle von Kultur und Wirtschaft, sondern vielmehr um die Zukunft unseres Kontinents. Silva hat sein Amt erst seit dem Wahlsieg der Sozialisten im vergangenen Oktober inne. Neben seiner Tätigkeit als Außenminister lehrt er als Soziologe an der Universität Porto.

Europäische Identität gegen Nationalismus

Seine Tätigkeit als Dozent spiegelt sich in seinem Auftritt wieder. Er spricht eloquent, thematisiert die Idee einer europäischen Identität und ist bemüht, den förmlichen Rahmen etwas aufzulockern. Hin und wieder breitet sich ein Schmunzeln im Senatssaal der FU aus. Dennoch redet er offen, vor allem über gegenwärtige Probleme innerhalb der EU. So spricht er von einer Wiederentdeckung des Nationalismus und thematisiert den Rechtsruck in europäischen Parlamenten. Eine Erklärung für diese Phänomene mutet er sich nicht zu.

Er nehme jedoch wahr, „dass wir vergessen haben wer und warum wir sind.” Unsere Kultur beruhe auf Vernunft und kritischem Urteilsvermögen und der Bedeutung von Individuum und Menschenwürde. Er mahnte an, sich dieser Werte wieder stärker bewusst zu werden – auch im Umgang der EU mit Geflüchteten. Für die vielen Probleme, die die EU zu meistern hat, brauche es stets eine gemeinsame, europäische Lösung. Trotz der Bedeutung lokaler und nationaler Identitäten bedürfe es vor allem einer kollektiven Identität. Seine Botschaft an die die Studierenden lautet deshalb:„Werdet Europäer!“

Austausch mit Studierenden

Ein solches Europagefühl auch außerhalb alltagspolitischer Sphären zu etablieren, sei eine zentrale Herausforderung. Dafür biete eine Universität wie unsere eine gute Möglichkeit, sich mit Lösungen auseinanderzusetzen. Denn hier könne fernab und frei vom politischen Alltag überlegt und hinterfragt werden. Santo Silva sprach sich dafür aus, die Universität als einen Raum der politischen, kulturellen und ökonomischen Zukunft zu sehen und jene aktiv zu nutzen.

In der Diskussion und beim abschließenden Buffet gab sich Silva offen und zugänglich. Angesprochen von FURIOS auf das bevorstehende Referendum in Großbritannien äußerte er die Berfürchtung, dass eine deutliche Verkleinerung der EU angesichts der aktuellen Lage möglich sei. Er hoffe jedoch, dass sich die Briten für einen Verbleib aussprächen. Im Anschluss plauderte er bei einer Weinschorle mit Gästen und Studierenden und posierte sogar für ein Selfie.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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