Ein preisgekröntes Lebenswerk

Erika Fischer-Lichtes Werke gelten als heilige Schrift der deutschsprachigen Theaterwissenschaft. Nun wurde sie in New York für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Von Cana Dumursoglu.

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Erika Fischer-Lichte macht die Kanzler-Raute. Foto: geisteswissenschaften.fu-berlin.de

Die an der FU lehrende Theaterwissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. Erika Fischer-Lichte wurde am 29. März 2016 in New York mit dem renommierten Erwin-Piscator-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Von der Jury gelobt wurde sie unter anderem für ihre herausragenden Beiträge zur internationalen Theaterwissenschaft und ihr großes Engagement für den Ausbau der europäischen Wissenschaftslandschaft. Wer einen Blick auf ihren Lebenslauf wirft, hat keinen Zweifel mehr daran, dass Fischer-Lichte diesem Lob gerecht wird.

Uomo universale

Geboren wurde sie am 25. Juni 1943 in Hamburg und begann im Alter von 20 Jahren ihr Studium der Theaterwissenschaft, Slawistik, Germanistik, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der FU und an der Universität Hamburg. Zunächst promovierte sie, im Alter von 32 Jahren, im Fach Slawistik. Als Professorin war sie ein Jahr später zum ersten Mal am Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main tätig.

Später übernahm sie außerdem den Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften an der Uni Bayreuth und wurde 1991 Direktorin des theaterwissenschaftlichen Instituts in Mainz. An der FU angekommen ist sie schließlich im Jahr 1996, wo sie seitdem als Professorin am Institut für Theaterwissenschaften lehrt.

Mit bisher 20 veröffentlichten Monographien und über 300 Essays zur Ästhetik, Semiotik, Geschichte und Theorie des Theaters, prägte Erika Fischer-Lichte die internationale Theaterlandschaft maßgeblich. Als besonders einschlägig gilt ihr Werk „Ästhetik des Performativen“, das sich von der Interpretation von zeitgenössischen Kunstwerken nach einem herkömmlichen Ästhetik- Verständnis distanziert und vielmehr die Aufführung selbst ins Zentrum der Auseinandersetzung stellt.

Kontrovers diskutiert

Sie zerwirft, unter anderem an dem Beispiel der Performance-Künstlerin Marina Abramovic, die übliche Zweiteilung zwischen der Künstlerin und dem Publikum und entzieht die Performance-Kunst somit jeglicher gängigen, sinnzuschreibenden Interpretation. Vielmehr erkennt sie die Performance als „Feedback-Schleife“ zwischen Künstlerin und Publikum.

Neben großem Lob für ihr Werk, werfen Fischer-Lichte einige Kritikerinnen und Kritiker allerdings vor, mit ihren Ausführungen einen „aufgeblasenen Begriffs- und Theorieapparat“ entworfen zu haben. Nichtsdestotrotz ist wohl kaum zu leugnen, welchen großen Einfluss ihre Arbeit auf das heutige Verständnis von Performance-Kunst und die Theaterwissenschaften hatte. Es bleibt wohl nur noch zu gratulieren, für dieses großartige Lebenswerk!

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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