Mädchen spielen mit Puppen, Jungs mit Autos – Stereotypen verfolgen uns ein Leben lang. Um das zu ändern, fand vor kurzem wieder der Girls‘ Day an der FU statt. Gut so, findet Hannah Lichtenthäler
An der FU gibt es mehr Studentinnen als Studenten – der Anteil der Absolventinnen beträgt 62 Prozent. Die starken Unterschiede in den einzelnen Fachbereichen scheinen jedoch alte Rollenbilder widerzuspiegeln: 84 Prozent Frauen absolvieren ein Studium in Erziehungswissenschaften und Psychologie, 74 Prozent in Philosophie und Geisteswissenschaften. In den Naturwissenschaften hingegen ist der Anteil extrem niedrig – nur 17 Prozent in Physik und 26 Prozent in Mathematik und Informatik sind weiblich. Auch sobald es um höhere Positionen geht, sieht es eher schlecht mit der Gleichstellung aus: Frauen besetzen nur knapp ein Drittel aller Professuren an der FU.
Um Mädchen zu einem Studium der MINT-Fächer, kurz für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, zu ermutigen, gibt es deshalb seit 2002 an der FU den Girls‘ Day. Dieser soll Schülerinnen zeigen, dass Technik nicht nur Männersache ist – genauso wird am Boys‘ Day den Jungs deutlich gemacht, dass Erziehung und Pflege nicht reine Frauenarbeit ist. Dieses Aufbrechen von Geschlechterkonstruktionen, in die Kinder schon von Geburt an gepresst werden, ist enorm wichtig.
Vor dem Gesetz sind alle gleich
Laut Artikel 3 des Grundgesetztes sind Frauen und Männer seit 1994 gleichberechtigt. Frauenförderung und -unterstützung, wie beispielsweise auch das neue Gesetz zum Mutterschutz an Hochschulen, sind deshalb unabdingbar. Geschlechterzuschreibungen müssen grundlegend aufgebrochen werden, nicht zuletzt, weil sie diejenigen diskriminieren, die nicht konform dieser Normen sind. Geschlechterungleichheit ist nicht nur am Gender Pay Gap von 22Prozent in Deutschland festzumachen, auch in sogenannten Care-Berufen beträgt der Frauenanteil 83 Prozent.
Deutschlandweit unterrichten durchschnittlich nur 22 Prozent weibliche Professorinnen an Hochschulen, in MINT-Fächern sogar noch weniger. In den Ingenieurswissenschaften sind es gerade mal 8,5 Prozent. Initiativen wie der Girls‘ Day helfen dabei, solche Geschlechterklischees in der Gesellschaft zu beseitigen und Kindern ein breiteres Spektrum an Berufswahlmöglichkeiten zu eröffnen – das Stichwort heißt Vielfalt: bunt statt rosa und hellblau.
Weibliche Vorbilder
Und das zeigt Erfolg: Ein Fünftel der teilnehmenden Organisationen habe durch den Aktionstag weiblichen Nachwuchs akquirieren können. Inwieweit sich der Girls‘ Day konkret auf die Studienfachwahl auswirkt, ist nicht direkt bestimmbar. Die steigende Zahl der Interessierten und auch die steigende Tendenz weiblicher Studierender in MINT-Fächern beweist jedoch, dass gezielte Förderprogramme wie der Girls‘ Day für die Bekämpfung von Ungleichheit eine zentrale Rolle spielen.
Denn solche Aktionstage schaffen Aufmerksamkeit für Geschlechterungleichheit. Weibliche Vorbilder sind schließlich sehr wichtig für die spätere Berufswahl der Schülerinnen: Gibt es kaum welche oder gar keine, können sich Mädchen nur schwer vorstellen, in „typisch männliche“ Berufe zu gehen. Solange noch Ungleichheit existiert, brauchen wir im Rahmen von Geschlechterpolitik Initiativen wie den Girls‘ Day, um Klischees abzubauen und neue Perspektiven zu schaffen. Hoffentlich wird irgendwann dann „Frauen und Technik…“ nicht mehr mit rollenden Augen gesagt.