Außer Uni: Botschafterin der Worte

Teresa Frodermann ist im Auftrag der Worte unterwegs. Als Lesepatin begeistert sie Grundschüler vom Lesen und hilft ihnen, besser zu werden. Das Ganze macht sie freiwillig und neben dem Studium. Von Camares Amonat

Foto: Teresa Frodermann

Foto: Teresa Frodermann

„Ich will lesen“, das schreien die Kinder der Erika-Mann-Grundschule, wenn Teresa zu ihnen in die Klasse kommt. Selbst Kinder, die eigentlich nicht gerne lesen, freuen sich, mit Teresa gemütlich ihre Lesefähigkeit zu verbessern und ganz individuell gefördert zu werden.

Ein Plakat was ansprach

Eigentlich fuhr Theresa nur U-Bahn, als sie das Plakat mit dem kleinen Jungen, der ein Buch in der Hand hält, sah. Das Plakat warb darum, als ehrenamtliche Lesepatin zu arbeiten. Teresa fühlte sich direkt angesprochen und ging zu der entsprechenden Einführungsveranstaltung. Seit Oktober 2015 arbeitet sie nun als Lesepatin an der Erika-Mann-Grundschule. Das Projekt „Bürgernetzwerk Bildung“ des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller, bei welchem Teresa als Lesepatin arbeitet, unterstützt in Berlin über 200 Schulen und 87 Kitas. „Für mich ist die Arbeit eine gute Praxis neben meinem Studium in Erziehungwissenschaften“, erzählt Teresa begeistert.

Nicht jeder darf mit Teresa lesen

In der Klasse, in der Teresa Lesepatin ist, lernen Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse gemeinsam. Zusätzlich ist die Klasse noch eine Inklusionsklasse, mit einem autistischen Kind und einem Flüchtlingskind. Die Lehrerin dieser Klasse ist für Teresa die Ansprechperson und stellt ihr auch sämtliche Materialien für die Leseübungen zur Verfügung. „Das schätze ich sehr“, meint Teresa, „dadurch muss ich nichts vor-oder nachbereiten und die Materialien sind an das jeweilige Leseniveau der Schüler angepasst.“ Als Teresa im letzten Jahr als Lesepatin begann, waren die Kinder noch sehr schüchtern und erst einmal etwas skeptisch. Inzwischen freuen sich die Kinder riesig, wenn Teresa kommt und möchten unbedingt mit ihr lesen. Nicht jedes Kind darf mit ihr lesen, sondern es werden die ausgewählt, die noch etwas mehr Übung brauchen. Generell erhalten Schulen Lesepaten, wenn der Migrationsanteil höher als 40% ist oder ein hoher Anteil der Eltern Hartz IV bekommt.

Immer ein gutes Gefühl

„Ich findet es sehr wichtig, dass mit den Kindern das Lesen geübt wird. In diesem jungen Alter lernen die Kinder wahnsinnig schnell dazu. Davon profitieren sie ihr ganzes Leben und haben Chancen auf eine bessere Zukunft.“ Einen eigenen Raum gibt es für die Lesestunden nicht. Eine Matratze auf dem Flur wird gestellt, aber Teresa findet, das reicht vollkommen aus: „Es ist sogar richtig gemütlich.“ Für Teresa ist es ein tolles Gefühl, den Fortschritt der Schüler zu sehen. Ein Mädchen war nach den Osterferien viel besser geworden. „Ich wollte, dass du dich freust, Teresa“, meinte das Mädchen stolz. Die Kinder umarmen sie häufig und wollen gerne, dass Teresa auch bei anderen Schulstunden dabei ist. „Bei mir können sich die Schüler besser fallen lassen. Ich will sie ja nicht wie eine Lehrerin kontrollieren. Ich bin so etwas wie die spaßige Tante, die zum Lesen vorbeikommt und trotzdem respektiert wird.“ Für Teresa selbst ist die Lesepatenschaft die größte Motivation, Erziehungswissenschaften weiter zu studieren.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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