Aus verrauchten Hinterzimmern

Die Band The Kills widmet sich auf ihrem neuen Album „Ash & Ice” mal wieder allem, was den Mythos Rock so ausmacht. Lukas Burger hat ihnen zugehört.

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Mosshart und Hince auf der Bühne. Foto: Wikipedia

Die ersten Takte von „Ash & Ice”, dem neuen Album von The Kills, führen den Hörer auf die falsche Fährte. Diejenigen, die das erste Mal einen Song von The Kills hören, könnten glatt denken, es handele sich um eine Elektro-Band. Doch wenn nach etwa 20 Sekunden das Riff einsetzt, ist klar, wo Alison Mosshart und Jamie Hince in der Musiklandschaft zu verorten sind. Die beiden Musiker stehen auch im Jahr 2016 noch für Indie Rock mit starkem Blues-Einschlag und versuchen dabei so cool wie möglich rüberzukommen. Drum Computer und elektronische Spielereien, wie der Einstieg sind seit jeher The Kills Markenzeichen und fügen sich brav ins Klangbild ein, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Die prägenden Elemente bleiben Hince Gitarrenspiel und Mossharts Stimme, die immer leicht verschlafen nach verrauchten Hinterzimmern klingt.

Dabei hätte man es Hince nicht verdenken können, wenn er sich Zugunsten neuer musikalischer Ausdrucksformen von der Gitarre abgewandt hätte. Der Engländer verlor nach mehreren Operationen einen Finger und musste das Spielen seiner Gitarre neu lernen. Ein Grund aufzuhören? Keineswegs! Die Band scheint den Titel des ersten Songs „Doing it to Death“ ernst zu nehmen. Im Text geht um das konsequente Führen des Rock’n’Roll Lebenstils, obwohl man es vielleicht auch lieber lassen sollte, es aber einfach nicht lassen kann. Ansonsten handelt ein Großteil der Lyrics von Liebe beziehungsweise Intimität in verschiedenen Schattierungen und aus unterschiedlichen, meist unglücklichen Perspektiven.

Nichts ist kitschig

Songzeilen wie „silence is the loudest shout“ hat man zwar auch schon woanders gehört, aber Mosshart schafft es alles so zu singen, dass nichts kitschig klingt. Dazu gelingen ihr auch beeindruckende Wortspiele, wenn „double sixing it“ eine Anspielung auf den 6er Pasch beim Würfeln ist, der zwar Glück bringt, aber den Spieler auch dazu zwingt noch einen weiteren Zug zu machen. Eine schöne Metapher dafür, wenn eine gute Party einen dazu bringt zu bleiben, obwohl man eigentlich schon vor drei Stunden auf dem Heimweg sein wollte.

Musikalisch denkt man immer mal wieder an Bands wie The Black Keys und der vorletzte Song „Echo Home“ klingt sehr stark nach The XX. Solche Assoziationen fühlen sich allerdings nie unangenehm an, weil die Band ihren eigenen Sound nicht verleugnen kann und es so letztendlich doch immer nach The Kills klingt. Insgesamt sind die Songs abwechslungsreich. Einige passen gut in die Indie-Disko, andere eignen sich besser für den Heimweg in den Morgenstunden. Die Platte hat aber auch etwas Paradoxes: Obwohl es keinen schlechten Song gibt, fühlt sie sich ein bisschen zu lang an und man hat das Gefühl, dass weniger mehr gewesen wäre, ohne sagen zu können worauf man lieber verzichtet hätte.

Außerdem hört man den beiden Musikern doch auch ein wenig an, dass sie das alles jetzt schon seit über einer Dekade machen. Man könnte das positiv beschreiben und von Abgeklärtheit sprechen, aber auch eine gewisse Routine anklagen, die durchzuhören ist. Ansichtssache. Auf jeden Fall unterstreicht es die Coolness, die zu transportieren der Band wohl am wichtigsten ist. Damit ist The Kills ein gutes Album gelungen. Kein Meisterwerk, aber eine Platte die Lust darauf macht, mal wieder auszugehen und sich dem Hedonismus hinzugeben, der bei den beiden einfach, nun ja, cool wirkt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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