Suche Schildkröte, biete Zahnbürste

Ein Blätterwald bedeckt die Wand: Studien werben um Teilnehmer, Nachhilfeschüler und -lehrer suchen sich gegenseitig und Catering-Firmen versprechen Studierenden ein Nebenjob-Schlaraffenland. Auf den ersten Blick erscheint das, was an den Schwarzen Brettern der FU aushängt, öde und banal. Bei genauerer Betrachtung jedoch finden sich inmitten dieser eher konventionellen Gesuche auch Perlen, die den oft trockenen Uni-Alltag ungemein versüßen. Wir haben einige dieser Kuriositäten genauer unter die Lupe genommen. Von Theo Wilde

Illustration: Cecilia T. Fernandez

Illustration: Cecilia T. Fernandez

Nicht nur sauber, sondern rein

Am Lateinamerika-Institut wird auf einem schwer leserlichen, handgeschriebenen Zettel eine originalverpackte elektrische Zahnbürste eines namhaften Herstellers angeboten. Und das alles zum sagenhaften Preis von nur 50 Euro statt 130, die der Verfasser als ursprüngliche unverbindliche Preisempfehlung angibt. Der Ort des Aushangs scheint klug gewählt, wo doch auf Dentalhygiene bedachte Sparfüchse bekanntermaßen besonders häufig an der Uni auf Schnäppchenjagd gehen. Unglücklicherweise war unter der angegebenen Nummer niemand zu erreichen, sodass nicht bekannt ist, ob schon ein Feind des Zahnsteins zugeschlagen hat.

Verschollenes Panzertierchen

Nicht an einem schwarzen Brett, dafür aber an einer Laterne in der Fabeckstraße, wird ein Finderlohn für eine etwa 16 Zentimeter große, männliche Landschildkröte ausgelobt. Diese habe sich aus ihrem Gehege befreit und sei seitdem von ihren Besitzern nicht mehr gesehen worden. Es gibt Gerüchte, wonach das Reptil sich in einen Abwasserkanal geflüchtet hat, um dort Pizza zu essen und Ninjutsu mit seinen drei Schildkröterich-Freunden zu praktizieren. Allerdings sind diese ebenso unbestätigt wie das Gemunkel, dass die Schildkröte gerade einem besorgten Clownfisch bei der Suche nach seinem Sohn hilft. Aber aufgepasst! Falls eine weibliche Schildkröte gefunden werden sollte – es ist die falsche.

Anonyme Romantiker

Am Nordamerika-Institut jagt eine einsame Seele die ganz große Liebe. Gerade mal ein Jahr, nach dem sie sich zum ersten und bisher letzten Mal in ihrem Leben begegneten, sucht ein junger Mann per Aushang nach einer Amerikanistikstudentin Anfang 20. Ihren Namen hat sie leider nicht verraten. Dafür weiß der hoffnungslos romantische Verfasser noch, dass es ihr schaurig blauäugiger Lebenstraum ist, »jeden Moment noch mehr in den Moment zu leben«. Das Aufeinandertreffen vollzog sich nachts in einem nicht näher benannten Club und fand seinen Höhepunkt in heftigem Händchenhalten in der kalten Morgenluft des beginnenden nächsten Tages. Der Plan, darauf hin gemeinsam zu frühstücken, konnte jedoch nicht mehr verwirklicht werden. Der Suchende würde dies aber gerne nachholen. Die Tatsache, dass sie es scheinbar nicht für nötig befand, ihm ihre Nummer mit auf den Weg zu geben, legt dem unvoreingenommenen Leser die Vermutung nahe, dass der Suchende seine amourösen Ambitionen doch besser auf jemand anderes verlegen sollte.

Ein unmoralisches Angebot

Kostenloser Striptease gef ällig? Ein Aushang neben dem Eingang zur Mensa schafft Abhilfe. Die zeigefreudige Person, die dieses verlockende Angebot präsentiert, hält sich leider mit Informationen zu sich selbst sehr bedeckt. Außer einer Handynummer und dem Hinweis, dass sie oder er »etwas älter und fülliger« sei, verrät der Zettel nichts zu diesem verführerischen Phantom. Das Angebot richtet sich selbstverständlich nicht nur an Studenten, sondern auch an »Dozenten oder wer sonst den Aushang gelesen hat«. Lediglich reine Männerrunden werden ohne Angabe von Gründen aus dem Adressatenkreis der Affiche ausgeschlossen. Schade, für den nächsten zünftigen Abend im Burschenschaftshaus kommt diese Showeinlage dann wohl doch nicht in Frage…

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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