Um den Vorlesungswahnsinn des Uni-Alltags zu überstehen, hilft nur eins – eine eiskalte Mate. Doch mit dieser Abhängigkeit wird vielerorts Schindluder betrieben. Unser Autor fühlt sich abgezockt. Von Max Krause
Liebe Kapitalistenschweine,
man könnte meinen, ihr würdet hier an der Uni schon genug Fett wegbekommen. Doch die traurige Wahrheit ist, dass ihr euer unmenschliches Unwesen ungestört betreiben könnt. Dass ihr nicht davor zurückschreckt, die innersten Bedürfnisse eurer Mitmenschen in klimpernde Münzen zu verwandeln. Und dass eine Hochschule voller selbsterklärter Trotzkisten und Systemgegner euch ohne mit der Wimper zu zucken gewähren
lässt.
Renommierte Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der durchschnittliche FU-Studi rund 0,62 Liter Mate pro Tag einnimmt. Damit rangiert der teebasierte Softdrink neben Falafel, Gras und Chiasamen unter den wichtigsten Futtermitteln fürangehende Akademiker.
Beim Studentenwerk hat man das schnell erkannt und gehandelt. Schon lange wird aus einem Grundbedürfnis Profit geschlagen. Wir alle kennen das Gefühl, als wir in einer Zeit der Not vor dem Mensa-Kühlregal standen und mit einem lebensrettenden Griff eine Flasche auf unser Tablett hievten, nur um an der Kasse hilflos zuzusehen, wie die Maschine unsere letzten Ersparnisse von der Mensacard saugt. 1,90 Euro sollten wir blechen – plus Pfand.
Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass studentische Cafés, diese angeblichen Inseln der Toleranz, dieses Geschäftsmodell schamlos kopieren. Die bunt angemalten Kapitalisten vom Café Kauderwelsch verlangen für eine Flasche Mate locker das Doppelte des Einkaufspreises! Von solchen Gewinnmargen konnte selbst Steve Jobs nur träumen. Mit 1,60 pro Flasche liegen sie nur marginal hinter der Mensa. Wo das Geld hinfließt, bleibt verborgen.
Doch egal, ob die Kauderwelschis sich davon einen nagelneuen Firmen-Tesla kaufen oder ihre Fairtrade-Produkte querfinanzieren – beides ist unlautere Ausbeutung hilfloser Akademiker. Sollen euch doch eure veganen Bio-Gözleme im Hals stecken bleiben!
Bisher widerstehen manche Cafés dem Trend. Versteckt in obskuren Zwischengängen der Silberlaube oder in weit abgelegenen Exklaven der FU stellen sie sicher, dass auch Studis mit weniger als 40.000 Euro Jahreseinkommen die Uni überstehen. Und glaubt bloß nicht, ich würde euch verraten, wo man die Mate auch für einen Euro bekommt – ihre Tage wären sonst gezählt. Auch so ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein übereifriger Funpreneur daherkommt und auch diese letzten Bastionen dem System einverleibt.
Unsolidarische Grüße,
Max