Abschauen erlaubt!

Die FU gilt offiziell als Eliteuni, dümpelt jedoch in vielen Bereichen hinterher. Wir haben einige Punkte entdeckt, bei denen sie sich von anderen Unis eine Scheibe abschneiden kann. Eine Bestandsaufnahme von Corinna Schlun und Cana Durmusoglu
IlluFU

Da schaut die FU dumm aus der Wäsche: In einigen Bereichen sind andere Unis deutlich weiter. Illustration: David Stach

Studium Generale
Direkt nach dem Abitur weiß nicht jeder junge Mensch, was er später einmal werden möchte. Deshalb bieten einige Universitäten ein sogenanntes Studium Generale an. Dieses Orientierungsjahr gibt Studieninteressierten die Möglichkeit, einen Blick in den Uni-Alltag zu werfen. Das Leibnitz Kolleg der Uni Tübingen ist Vorreiter auf diesem Gebiet. Studieninteressierte können dort aus einem breiten Fächerangebot Seminare wählen, um die verschiedenen Fachrichtungen kennenzulernen – inklusive Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Auch die TU Berlin bietet schon seit einigen Jahren ein derartiges Studium an. Bei „MINTgrün“ können Interessierte in naturwissenschaftliche und technische Bereiche hineinschnuppern. Erbrachte Prüfungsleistungen können in einem späteren Studium angerechnet werden. Zwar hat FU-Präsident Alt nach seiner Wiederwahl angekündigt, ein Studium Generale einzuführen, Taten folgten bisher jedoch nicht
Barrierefreiheit
Zwar gibt es an der FU bereits Informationsseminare, dieAus- kunf t über nachteilsausgleichende Maßnahmen bei Prüfungen, Hilfe bei der Wohnungssuche oder der Studienfinanzierung erteilen. Eine Einzelfallberatung bietet die Behindertenbeauftragte jedoch nicht an. Und auch bei den barrierefreien Zugängen an kleineren Instituten besteht noch Verbesserungsbedarf. Studierende mit Gehbehinderung können diese Gebäude meist nicht ohne Hilfe errei-
chen – ein unhaltbarer Zustand. Andere deutsche Unis sind bereits ein ganzes Stück weiter. So hat die Uni Potsdam untersucht, wie selbstständig sich Gehbehinderte zwischen den einzelnen Gebäuden bewegen können. Darauf hin wurde ein Ampelsystem entwickelt und auf einem Uni-Lageplan markiert, bei welchen Gebäuden nachgerüstet
werden muss. Ein ähnliches Projekt gab es an der Uni Siegen. Es lohnt sich also ein Blick über den Tellerrand, um gleiche Studienbedingungen für alle zu schaffen!
Studierendenausweis
U-Bahn fahren, kopieren, in der Mensa essen – feste Bestandteile des Studi-Alltags. Im Gegensatz zur FU nutzt man dafür an unzähligen anderen Universitäten eine Multifunktionskarte. Diese hat die Universität Bamberg als eine der ersten deutschen Universitäten eingeführt. Schon seit 2005 wird hier für jeden neuen Studierenden ein Ausweis im praktischen Kreditkartenformat ausgestellt und zu Semesterbeginn neu aktiviert. An der FU schlagen wir uns noch
immer mit einem übergroßen fladderigen Papierlappen herum, der im Portemonnaie vor sich hinwelkt. Seit 2015 planen die Berliner Hochschulen die Einführung eines elektronischen Studierendenausweises. 2017
möchte dann auch die FU ihre Campuscard einführen. Auch in Sachen Datenschutz soll diese dann auf dem neuesten Stand sein: Persönliche Daten sollen nicht direkt gespeichert, sondern lediglich in verschlüsselter Form vom Server abgerufen werden können. Mit dieser Masterkarte können Studis dann Bücher ausleihen, in der
Mensa bezahlen und das Semesterticket nutzen. Wurde aber auch Zeit!
Tarifverträge
Wer an der Universität forscht und lehrt, leistet einen
wichtigen gesellschaftlichen Beitrag – und verdient damit einen großzügigen Lohn. Klingt plausibel, bleibt aber für die meisten bloßes Wunschdenken. Viele Dozierende (wie wissenschaftliche Mitarbeiter, Lehrkräfte für besondere Aufgaben oder auch Juniorprofessoren) leiden unter prekären Beschäftigungsverhältnissen. Rund 90 Prozent aller
Wissenschaftler an Hochschulen haben derzeit einen befristeten Arbeitsvertrag und verdienen rund ein Drittel weniger als in der freien Wirtschaft. Auch an der FU ist die Tendenz der befristeten Arbeitsverträge steigend: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft schätzt, dass 2005 etwa 14 Prozent der Mitarbeiter einen unbefristeten Arbeitsvertrag hatten, 2012 waren es nur noch neun Prozent. So kam es schon häufiger vor, dass sich Dozenten der FU in ihren Seminaren über ihre Arbeitsbedingungen beschwerten. Rettung bietet erst eine feste Professur, doch deren Zahl stagniert. So erhalten Lehrende an der FU zumeist einen Lehrauftrag mit einer Laufzeit von ein bis zwei Semestern und verdienen zwischen 25 bis 40 Euro für eine Lehrstunde. Der Betrag richtet sich dabei nach der Fachrichtung. Aus finanzieller Sicht steht die FU aber nicht alleine da. Im bundesweiten Vergleich erkennt man, dass
Hessen Privatdozenten am meisten zahlt, in etwa 4.000 Euro im Monat. Die Berliner Hochschulen zahlen dagegen
ungef ähr 3.300 Euro.
Studierendenbeteiligung
Es ist immer dieselbe Leier: Studierende haben an der FU in der Hochschulpolitik nur wenig zu melden. Weder Urabstimmung noch Vollversammlungen sind hier bindend. Die Allmacht des Präsidiums wird von den meisten
nur achselzuckend zur Kenntnis genommen. Das ist nicht überall so: An anderen Universitäten wie der Uni Greifswald gehört die Vollversammlung zu einem der wichtigsten Gremien der Studierendenschaft. Bei einer beschlussf ähigen Vollversammlung – fünf Prozent der Studierenden müssen dafür anwesend sein – sind die
Beschlüsse bindend, ebenso wie die Ergebnisse der Urabstimmung. Eine besondere Konstellation gibt es außerdem an der TU: Seit 2013 stellen die Professoren nicht mehr die größte Statusgruppe im Senat. Sie haben nur noch ein Viertel der Sitze inne. Zum Vergleich: An der FU stellen die Professoren mit 13 von 25 Sitzen die absolute Mehrheit. Höchste Zeit, auch an der FU mehr Raum für Mitbestimmung zu schaffen.
Klimaneutralität
Im Winter dreht man gerne mal die Heizung auf und wenn es dunkel wird, dann schaltet man mal eben das Licht an. Das steigert aber nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Energiekosten. In finanziell schwierigeren Zeiten ist das für Universitäten ein erheblicher Kostenfaktor: Die FU hatte allein 2014 eine Rechnung von 13,4 Millionen Euro für Energiekosten zu zahlen. Damit sie ihre persönlichen CO2-Ziele, die Senkung der Emissionen und der damit verbundenen Kosten erreicht, wurde 2010 der neue Klimaschutzvertrag mit dem Land Berlin geschlossen. Schon 2014 zeigte sich, dass die FU mit ihrer Sparpolitik Erfolg hat: Im Vergleich zum Vorjahr sparte die FU rund 1.400 Tonnen CO2 ein, ebenso schaffte sie es erfolgreich, den CO2-Ausstoß zum letzten Jahr auf 38.749 Tonnen zu senken.
Die Uni Greifwald zeigt jedoch, dass es auch ganz ohne CO2-Ausstoß geht: Sie will bis Ende 2016 vollständig klimaneutral sein. So werden dort seit 2012 Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung genutzt und der Energieverbrauch durch energiesparende Geräte, Bewegungsmelder und LED-Technik reduziert. Daran sollte die
FU sich ein Beispiel nehmen!

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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