Operation Schwarzmeerküche

Kochbücher besitzen die wenigsten Studierenden. Wozu auch, wenn der Dönerladen um die Ecke ist und das Internet Köstlichkeiten innerhalb von 30 Minuten ins Haus zaubert. Vier FU-Studierende wollen ihre Kommilitonen wieder zum Kochen bringen – mit Rezepten vom Schwarzen Meer. Von Eva Famulla

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Und, was kommt heute auf den Teller? Döner, Pizza oder doch wieder Asianudeln? Der kulinarische Alltag des durchschnittlichen Studenten spielt sich vor allem zwischen Imbissbude und Mensa ab – die Abwechslung bleibt auf der Strecke. Dabei kann Essen so vielfältig sein. Genau das will jetzt eine fünfköpfige Gruppe Osteuropa-Studentinnen unter Beweis stellen. Für einen Projektkurs ihres Masterstudiums stellen sie ein Kochbuch mit gesammelten Rezepten aus der Schwarzmeer-Region zusammen.

Zu dieser Region zählen sechs Länder: Bulgarien, Rumänien, die Ukraine, Russland, Georgien und die Türkei. Sie alle verbindet das über 400.000 Quadratkilometer große Binnenmeer. Historisch gesehen ist die Region ein Knotenpunkt europäischer Zivilisation. Jahrhundertelang führte hier die Seidenstraße von China nach Europa. Im 20. Jahrhundert gehörte ein Großteil des Schwarzmeerraumes zum sozialistischen Ostblock. Auch wenn die wirtschaftliche Bedeutung der Region schwand, blieb der kulturelle Reichtum der verschiedenen Länder erhalten.

Kulinarische Recherchearbeit

So divers die Kulturen der Schwarzmeer-Region sind, so abwechslungsreich ist die Küche. Genau diese Vielfalt wollen die Studentinnen in ihrem Kochbuch “Das Geheimrezept des Schwarzen Meers” einfangen. Seit Ende Februar sammeln sie dafür Rezepte aus den Ländern dieser Region. Ihre bisherigen Funde haben sie bereits auf Facebook veröffentlicht, die besten 18 sollen dann im Kochbuch landen. Zucchinipuffer mit Garnelen von der Krim, Bulgarische Fischsuppe und Türkisches Maisbrot – schon jetzt verspricht die Auswahl Abwechslung. Dabei ist es gar nicht so einfach, authentische regionale Gerichte zu finden. Denn Menschen mit Wurzeln am Schwarzmeer sind in Berlin schwer zu finden. Die Gruppe befragt deshalb vor allem Freundesfreunde und deren Bekannte, die vor Ort leben. Auch Berliner Restaurants mit Bezug zum Schwarzmeer-Raum liefern anregende Rezeptideen.

Geschichten bei Tisch

Doch es geht der Gruppe um mehr als nur Rezepte. Schließlich handelt es sich um ein Uniprojekt mit Forschungsbezug: Essen als Kulturgut. Deshalb unterhalten sich die Studentinnen auch mit den Menschen der Schwarzmeer-Region: über ihren kulinarischen Alltag, ihre Traditionen oder die Frage, ob und wie die Globalisierung die Essgewohnheiten in der Region verändere.

“Das Buch soll auch unterhalten,” meint die 27-jährige Kristina. “Wir wollen Geschichten erzählen. Wir fragen die Menschen nicht nur nach ihrem Lieblingsrezept, sondern auch nach Erinnerungen, die sie damit verbinden.” Pro Land stellen sie drei Menschen vor, die ihr Lieblingsgericht verraten, erläutert sie.

Ein persönliches Lieblings- oder Geheimrezept haben die Studentinnen selbst noch nicht. Wenn die Rezepte und Interviews gesammelt sind, werden sie zwei Tage lang alle Gerichte nachkochen und fotografieren. Das Buch soll dann nicht nur gedruckt, sondern auch als PDF erhältlich sein – wann, steht allerdings noch nicht fest. Bis dahin muss es wohl erstmal bei Mensa und Dönerbude bleiben.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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