Das Bachelorstudium soll wieder flexibler und die Studenten dadurch entlastet werden. Lukas Burger wünscht sich statt neuer Reformen vor allem wieder eine Verlangsamung des Studiums.
Die Bologna-Reform als Fehler zu bezeichnen, ist ein ähnlich neuer Gedanke wie zu behaupten, Hexenverbrennungen im Mittelalter seien vielleicht nicht der beste Umgang mit intelligenten Frauen gewesen. Doch für all jene, denen solch wenig originelle und redundante Aussagen zum Halse hinaushängen, naht Rettung: Die Kultusministerkonferenz und die Hochschulrektorenkonferenz haben nun erneute Änderungen angekündigt, was das Bachelorstudium betrifft.
Schwammige Angaben
Diese scheinen auf den ersten Blick das Ziel zu verfolgen, die Studenten zu entlasten. Hochschulen sollen das Studium in Zukunft flexibler anlegen können. Des Weiteren soll, vor allem in den ersten Semestern, der Notendruck reduziert werden. Solche Aussichten bringen erst einmal Studenten-Augen zum Leuchten. Doch Vorsicht: Viel sagen diese Angaben nicht aus. Und den Kern des Problems, unter dem viele Studienfächer leiden, erreichen sie nicht.
Denn zuallererst sind diese Vorhaben vor allem schwammig formuliert. Was soll man sich schon unter einem flexibleren Studium vorstellen? Das kann alles und nichts bedeuten – ähnlich wie die Aussage über den Notendruck. Hätte eine Partei solche Aussagen getroffen, man hätte es als unambitioniertes Wahlversprechen weggegähnt. Klar kann es sein, dass diesen diffusen Ankündigungen eine konkrete Agenda folgen wird, aber bis es soweit ist, wirken sie wie der Neujahrsvorsatz, mehr Sport zu betreiben.
Mehr als drei Jahre Regelstudienzeit
Und selbst wenn die Ankündigungen vernünftig umgesetzt werden, lösen sie doch nicht das Grundproblem eines Bachelorstudiums in der Post-Bologna-Zeit: Die Tatsache, dass das Studium immer unwissenschaftlicher wird und viele Studienfächer immer stärker zu Ausbildungen verkommen. Sinn eines akademischen Studiums sollte es sein, Fähigkeiten zu erlernen, um selbst forschen beziehungsweise an einem wissenschaftlichen Diskurs teilhaben zu können. Genau dieser Sinn ist verlorengegangen, als man angefangen hat, das Studium als eine Etappe auf dem Weg des beruflichen Erfolgs zu betrachten. Auch weil das dreijährige Bachelorstudium zu wenig Zeit lässt, um mehr als das Nötigste zu vermitteln.
Vor allem das sollte sich ändern und die einfachste Lösung wäre in diesem Fall auch die beste: Die Regelstudienzeit für ein Bachelorstudium muss wieder länger als drei Jahre sein! Das würde ganz nebenbei den Studierenden auch die Möglichkeit geben, ihr Studium flexibler zu gestalten und mit Sicherheit auch ihren Notendruck reduzieren. Vor allem aber würde es der Universität und dem Studium an sich wieder einen höheren Stellenwert verleihen und uns in Erinnerung rufen, dass Studieren mehr bedeutet, als sich auf einen flexiblen Arbeitsmarkt vorzubereiten.