„Bildung ist ein Menschenrecht. Punkt.“

Am 18. September findet die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus statt. Gemeinsam mit der UnAuf fragen wir in einer Interviewserie die Spitzenkandidaten und -kandidatinnen der Parteien, was sie eigentlich für uns Studierende auf der Agenda haben. Diese Woche: Ramona Pop, Spitzenkandidat von Bündnis90/Die Grünen, im Interview mit Corinna Schlun.

Ramoan Pop tritt als Spitzenkandidatin für die Grünen an. Foto: Erik Marquardt

Ramoan Pop tritt als Spitzenkandidatin für die Grünen an. Foto: Erik Marquardt

FURIOS: Die Exzellenzinitiative ist ein Dauerbrenner bei den Präsidien der Berliner Hochschulen, vielen Studierenden ist sie ein Dorn im Auge. Wie steht Ihre Partei zu dem Ziel, Berlin als Spitzenstandort für Wissenschaft zu gestalten? Wie steht ihre Partei zur Exzellenzinitiative und dem Ziel, Berlin als Spitzenstandort für Wissenschaft zu gestalten?

Ramona Pop: Die Exzellenzinitiative – künftig dann die „Exzellenzstrategie“ – hat positive wie auch weniger positive Auswirkungen auf die Berliner Hochschullandschaft. Als problematisch sehen wir die Fälle an, bei denen Cluster und neue Exzellenz-Schwerpunkte gegen die absolut notwendige Breite von Studienangebot und Forschungsmöglichkeiten ausgespielt werden. Einige sehr vielversprechende interdisziplinäre Forschungsansätze hätte es dagegen ohne die Exzellenzinitiative nicht gegeben. Denn durch sie wurden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengebracht, die sonst nie gemeinsam an einer Frage geforscht hätten. Berlin ist Spitzenstandort der Wissenschaft und soll dies auch weiter bleiben – dafür müssen wir einiges tun. Da kann man es sich übrigens nicht so leicht machen und immer nur wie die Linkspartei alles kritisieren, dann aber keine Lösungen anbieten. Ob mit oder ohne erfolgreicher Teilnahme an der künftigen Exzellenzstrategie: Profitieren müssen davon möglichst viele, vor allem muss die Exzellenz auch bis in die Studiengänge reichen. Forschendes, problemorientiertes Studieren an aktuellen Fragen statt Anwesenheitspflicht und übervolle Vorlesung – das muss das Ziel sein, damit wir den Studierenden in Berlin beste Voraussetzungen fürs spätere Arbeitsleben geben. Daran arbeiten wir Grüne.

Sowohl die FU als auch die HU sind im bundesweiten Vergleich Vorreiter im Bereich Gleichberechtigung. Sehen Sie trotzdem noch Handlungsbedarf an den Universitäten, wenn es um Themen wie Gleichberechtigung oder die Frauenquote geht?

Vorreiter sein heißt nicht, dass wir uns jetzt zurücklehnen können. Vor allem dort, wo weiterhin ein geringer Anteil von Frauen in höheren Positionen zu finden ist, muss bei der universitären Einstellungs- und Berufungspolitik nach wie vor gezielt darauf geachtet werden, den Frauenanteil zu erhöhen. Das sogenannte Kaskadenmodell ist dafür ein guter Ansatz. Das bundesweit einzigartige „Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Wissenschaft und Forschung“, kurz BCP, muss außerdem endlich auch im Wissenschaftsetat konkret abgesichert werden.

An allen Berliner Hochschulen werden studentische Beschäftigte nach Tarifvertrag bezahlt. Der Stundenlohn liegt seit 2001 unverändert bei 10,98 Euro/Stunde. Wie positioniert sich Ihre Partei in diesem Fall?

Anders als die anderen Parteien unterstützen wir Grüne die studentische Tarifinitiative ohne Vorbehalte – gute Arbeit muss gut bezahlt werden. Tarifflucht wie die Beschäftigung über ausgegründete Serviceagenturen lehnen wir klar ab.

In Ihrem Parteiprogramm fordern Sie gleiche Bedingungen für alle Studierenden unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?

Langfristig wollen wir das BAföG so weiterentwickeln, dass es in einem Zwei-Säulen-Modell einerseits einen grundsätzlichen Zuschuss für Alle gibt und andererseits einen bedarfsorientierten Zuschuss. Zu den derzeitigen Problemen beim BAföG gehört, dass es nicht automatisch an steigenden Lebenshaltungskosten angepasst wird und auch die Bemessungsgrenzen nicht automatisch erhöht werden. Dazu kommt, dass das Studieren je nach Ort ganz unterschiedlich teuer ist. Auch dafür braucht es einen Mechanismus, damit es nicht heißt: „BAföG? Damit kannst du dir Berlin nicht leisten.“ Der CDU und der FDP ist es leider ziemlich egal, wenn sich nicht jeder ein Studium leisten kann. Wichtig sind uns Grünen auch die Rahmenbedingungen: Gerade wer nicht aus einem wohlhabenden Elternhaus kommt, möglicherweise sogar als erstes in der Familie studiert, braucht eine Unterstützungsstruktur, auf die sie oder er sich verlassen kann. Hier ist das Studierendenwerk gefragt, das wir Grüne deswegen mittelfristig finanziell besser ausstatten wollen.

Geflüchtete Menschen haben es oft schwer, einen geeigneten Studienplatz zu erhalten. Durch geringes Angebot oder Finanzierungsprobleme bleibt Ihnen oftmals den Weg an die Universität verwehrt. Wie wollen Sie es geflüchteten Menschen ermöglichen, zu studieren?

Bildung ist ein Menschenrecht. Punkt. Wir Grüne wollen dafür sorgen, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche so rasch wie möglich im Berliner Bildungssystem ankommen. Dies gilt auch für die Universitäten. Wir wollen die Barrieren für Geflüchtete an Hochschulen beseitigen. Dazu gehören: die schnelle Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, die individuelle Prüfung, ob und inwieweit der Besuch eines Deutschkurses Voraussetzung für die Aufnahme eines Studiums ist sowie unbürokratische Lösungen bei fehlenden Dokumenten.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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