Im Glauben an den mündigen Leser

Muss während eines Interviews problematischen Aussagen direkt widersprochen werden? Nicht zwangsläufig. Man darf dem Leser ruhig Eigenverantwortung zugestehen, meint Lukas Burger.

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Kritische Interviews und journalistische Streitgespräche sind ein wichtiges und notwendiges Format im Journalismus. Der Gesprächspartner wird mit Widersprüchen konfrontiert, die er selbst ausklammert oder gar leugnet. Schwierig wird es allerdings, wenn dies nur aus der Angst heraus geschieht, den Leser mit einer problematischen Meinung allein zu lassen.

Aus einer Abneigung gegenüber politischen Inhalten, darf keine Tabuisierung dieser Inhalte werden, vor allem nicht, wenn diese so eindeutig sind, dass jeder daraus seine eigenen Schlüsse ziehen kann. Es gibt viele gute Gründe, sich nicht mit der AfD beschäftigen zu wollen. Angst sollte jedoch nicht dazu gehören. Wenn es nicht mehr möglich ist, einem Politiker die Möglichkeit zu geben, seine Ansichten in einem studentischen Umfeld darzulegen und darauf zu vertrauen, dass diese dort kritisch hinterfragt werden, verleiht man der AfD eine Macht, die sie nicht haben sollte. Dass diese sich nicht wie eine normale Partei verhält ist etwas, womit sie selbst wirbt. Wenn man sie behandelt wie Tabakwaren und sie überall wo sie auftaucht mit Warnhinweisen versieht, läuft man Gefahr, sie in ihrer Anti-Establishment-Attitüde zu bestätigen.

Journalismus soll vor allem informieren. Was mit den wiedergegebenen Aussagen anzufangen ist, darf dem mündigen Leser überlassen werden. Sämtliche Informationen und vor allem Meinungen bereits im Voraus zu filtern, kommentieren und bewerten führt dazu, den Leser aus dem Diskurs rauszuhalten. Man sollte diesem lieber den Raum geben, eigene Gedanken zu einem Thema zu entwickeln.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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