Hai Ha Tran engagiert sich neben seinem Studium an der FU für UNICEF. Seit zwei Jahren ist er Leiter des Aktionsteams Kinderrechte Berlin. Im Oktober besuchte auf einer Projektreise Flüchtlingscamps in Jordanien. Von Karolin Tockhorn
Furios: Du bist nun schon seit fünf Jahren bei UNICEF aktiv und seit zwei Jahren in einer leitenden Funktion. Wie kann man sich die Arbeit des Aktionsteam Kinderrechte vorstellen?
Hai Ha Tran: Schwerpunktmäßig sind wir im Bereich Informationsarbeit aktiv. Wir halten zum Beispiel Vorträge an Schulen und bieten Workshops zum Thema Kinderrechte an. Es geht uns darum, den Kindern die Arbeit von UNICEF näher zu bringen und ihnen gleichzeitig ihre eigenen Rechte zu vermitteln.
Im Oktober hattest du die Möglichkeit, im Rahmen einer Projektreise, eine Woche in Jordanien zu verbringen. Der direkte Kontakt mit den Kindern in den Flüchtlingscamps war sicher nicht vergleichbar mit der Arbeit, die du hier in Berlin leistest. Kannst du ein paar Eindrücke schildern?
In dieser Woche habe ich „Host Communities“ in Amman und die Camps Za’atari und Azraq besucht. Innerhalb dieser Camps waren wir außerdem in sogenannten „Makani-Zentren“. Man kann sich darunter Betreuungs- und Bildungszentren für traumatisierte Kinder vorstellen. Die Makanis sind wie Oasen in der kargen Umgebung der Camps. Sie bieten den Kindern einen Platz an dem sie sich sicher fühlen, spielen und lernen können. Viele der Kinder haben tragische Hintergründe und ich habe eine Menge berührender Geschichten gehört. Trotz ihrer teils schweren Schicksale, waren die alle ganz offen und hatten kaum Berührungsängste. Das hat mich stark beeindruckt.
Du hast während deines Aufenthaltes zwei verschiedene Camps für Geflüchtete besucht. Kannst du etwas zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden erzählen?
Za’atari Camp empfand ich als viel lebendiger und farbenfroher als das eher karge, trostlose Azraq Camp. In Za’atari gibt es eine gute Infrastruktur und sogar eine Einkaufsstraße. Azraq sieht aus der Ferne betrachtet aus, wie eine Schneelandschaft mitten in der Wüste. Auch die Mentalitäten der Bewohner sind sehr verschieden. Die Menschen, die in Azraq leben, haben sehr lange in Kriegsgebieten ausgeharrt. Man merkt ihnen die innere Gebrochenheit noch stark an. Das sieht in Za’atari ganz anders aus, viele wohnen hier schon seit längerer Zeit und die Kinder sehen in dem Ort ihr Zuhause. Da sie beide langfristig bestehen sollen, ist der Plan, die Situation der Menschen innerhalb der Camps zu verbessern.
Welche Funktion hat dabei UNICEF?
UNICEF hilft in fünf Bereichen: Kinder- und Jugendteilhabe, Bildung, Kinderschutz, Gesundheit und Ernährung und WASH, das heißt Wasserversorgung, Sanitäre Anlagen und Hygiene. UNICEF ist dabei selbst nicht operativ am Boden tätig, sondern arbeitet eng mit Organisationen vor Ort zusammen, welche die dort herrschenden Umstände kennen und die Sprache sprechen.
Viele junge Menschen sind motiviert sich sozial zu engagieren, machen aber am Ende doch einen Rückzieher. Hast du da Tipps für den Einstieg?
Wenn man mitmachen möchte, ist vor Allem die Motivation wichtig. Allerdings muss man sich auch darauf einstellen, dem Engagement viel Zeit zu widmen. Es sollte also einen gewissen Stellenwert im Leben haben. Trotzdem denke ich, dass jeder da was Passendes findet. Wenn man dann erst dabei ist, merkt man schnell wie unglaublich motivierend sich kleine Erfolge anfühlen. In Jordanien habe ich nochmal eindrucksvoll erfahren können, das wir gemeinsam Schritt für Schritt vieles erreichen können.