Willkommen zurück in Stars Hollow

Luke’s Diner, der Pavillion und die Küche der Gilmores. Alles scheint gleichgeblieben zu sein in Stars Hollow. Nur die Charaktere nicht. Sarah Ashrafian hat sich das Gilmore Girls Revival angeschaut und hat auf den ersten Blick eine Menge vermisst.

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Auch neun Jahre später hat Lorelai nur Kaffee im Visier, wenn sie diesen Blick aufsetzt. Foto: Flickr

Ich lebe in zwei Welten. Meiner eigenen und der in Stars Hollow. Vielleicht nicht ganz. Aber doch war Stars Hollow immer dieser wunderbare Rückzugsort, in dem die Welt – abgesehen von dem ein oder anderen Beziehungsdrama – perfekt zu sein schien. Nun, nach fast 10 Jahren, an diesen Ort zurückzukehren, war jedoch ein wenig, wie seinen alten Kinderspielplatz zu besuchen. Zwar ist fast alles noch genauso, wie man es in Erinnerung behalten hat, doch seinen Zauber hat er verloren.

Das wichtigste bei den Gilmore Girls, waren immer die Figuren, die Stars Hollow seine Seele einhauchten. Doch an diesem Punkt hapert es auf einmal. Viele der Charaktere scheinen nur noch als ein Schatten ihrer selbst. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass versucht wurde, alle Charaktere, die jemals in der 7 Jahre andauernden Serie aufgetreten sind, nun auch im Revival ihren Platz zu geben. Und nicht nur das – es wurde auch krampfhaft versucht, sie in die Geschichte einzubetten.

Richard Gilmore wird vermisst

Eine der Qualitäten von Gilmore Girls war es, dass die Serie genau geschafft hat, die Grenze zwischen Wahnsinn und Realität zu halten. Die Charaktere waren zwar meistens sehr verrückt, aber nicht unglaubwürdig. Vor allem wurden sie nie auf Kosten einer Pointe geopfert. Im Revival treffen wir jedoch nun auf eine Paris, die eine Familien-Planungs-Agentur leitet. Der wahrscheinlich unpassendste Job für die unsensible Paris Geller, die sich damals nicht zwischen Medizin und Jura entscheiden konnte. Ein Mittelweg ist dies nicht.

Und doch trotz allem Hineinquetschen der Charaktere fehlt jemand: Richard Gilmore, Rorys Großvater Edward Hermann hat, mit seinem Tod, ein großes Loch im Gilmore Girls Cast zurückgelassen. So sehr die Story-Line auch versucht, dieses Loch zu integrieren, mag es nicht wirklich funktionieren. „Hast du jemals daran geglaubt, dass es eine Grandma ohne Grandpa geben würde?“, fragt Rory Lorelai an einer Stelle der ersten Folge. Nein – und auch der Zuschauer hat nie daran geglaubt. Nichtsdestotrotz bietet die Regisseurin uns in der erste Folge die Möglichkeit von Richard Gilmore selbst verabschieden zu können. Nach der herzzereißenden Beerdigungsszene, die leider verwirrend als Rückblende in die Handlung eingefügt wurde, kann der Zuschauer wenigstens ein Stück weit abschließen.

Kameraeinstellungen voller Erinnerungen

Aber durch Richards Tod lernen wir auch ganz neue Seiten der Charaktere kennen. Eine Emily in Jeans und T-Shirt oder eine trauernde Lorelai. Neue Seiten, die wir gerne sehen, die den Charakteren mehr Tiefe verschaffen, weil sie glaubhaft und nicht konstruiert wirken. Eine neue Seite, die jedoch nicht wirklich passen mag, sind Rorys Männergeschichten. Die einst so treue Rory, die schon in Panik geriet, weil sie einem Professor ein Buch empfahl während sie mit Logan zusammen war, soll nun mit mehreren Männer gleichzeitig etwas am laufen haben? Und vor allem: Mit Paul? Dem vermutlich unnötigsten neuen Charakter der gesamten Serie.

Selbst wenn das Revival bei weitem nicht an die alten Folgen anknüpfen kann, macht es riesengroßen Spaß in das alte Stars Hollow einzutauchen. Der alte Zauber ist zwar ein wenig verflogen, aber die Stadt ist noch genau die gleiche. Somit lauert in jeder Kameraeinstellung eine Erinnerung – an Weston’s Zuckerstangen Cafe, Kirk’s Diner oder den Knit-athon. Und vielleicht haben wir dank dem Revival bald noch mehr solcher Erinnerungen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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