Protest für Holm

Der Fall Holm geht weiter. Jetzt riefen die Besetzer der HU zur Demo. Die breite Unterstützung zeigt, dass es zwar längst nicht mehr nur um die Person Holm geht, aber viele bereit sind, für ihn einzustehen. Von Lucian Bumeder

Video: Marius Mestermann & Lucian Bumeder

Sie kamen, um ihre Solidarität mit Andrej Holm zu signalisieren, der wenige Tage zuvor seine Kündigung von der Präsidentin der Humboldt Universität (HU) Sabine Kunst erhalten hatte. Aber nicht nur dazu kamen am Samstagnachmittag die nach Eigenangaben der Veranstalter 2000 Demonstrierenden. Denn längst hat sich die Debatte über die Person Holm hinausentwickelt. Sie wendet sich nun auch gegen steigende Mieten und die dauerpräsente Gentrifizierung.

Protest über Uni-Grenzen hinaus

Der Demonstration schlossen sich folglich auch nicht nur Studierende, sondern eine Vielzahl an bereits bestehenden Initiativen an, die sich gegen Erhöhung von Mieten und Vertreibung angestammter Anwohner wehren. Vertreten waren etwa „Stadt von Unten“, „Kotti & Co“ oder „Lause bleibt“. Wie es ein Sprecher der „Interventionistischen Linken“ formulierte: „Holm ist ein Symbol für eine andere Politik.“ Diese andere Politik hatten sich die Demonstrierenden mit der Ernennung Holms zum Staatssekretär erhofft. Nun zeigen sie sich enttäuscht, aber auch wütend über seine Entlassung. „Wer hat uns verraten?“ skandierte die empörte Menge und – besonders laut vor dem Roten Rathaus – gab sie selbst die schallende Antwort: „Sozialdemokraten!“

Ihrer Empörung verliehen die Demonstrierenden oft in einer durchaus kreativen Form Ausdruck. Am auffälligsten waren eindeutig die vielen hellblauen Schaumstoffwürfel, die sich die Teilnehmer der Demonstration immer wieder gegenseitig zuwarfen. Ob hinter der Kunstaktion auch noch eine politische Botschaft stand oder wie diese lautete, bleibt wohl der Interpretation überlassen. Auf jeden Fall aber trugen sie dazu bei, dem ernsten Protest einen ausgelassenen Charakter zu verleihen. Selbst die teilweise damit beworfene Polizei nahm die Aktion mit Humor auf. Eine eindeutige politische Botschaft vermittelten dagegen die Masken eines gekrönten Bürgermeister Müllers, dem hier viele Selbstherrlichkeit und Alleingänge vorwerfen.

Die Besetzung bleibt

Bezüglich ihres Durchhaltevermögens zeigten sich die Besetzer der HU selbstsicher. „Es gibt eine anhaltende breite Unterstützung, dank derer es ohne weitere Probleme möglich ist, eine weitere Woche in der HU auszuhalten.“ Eine Ausbreitung der Proteste auf die anderen Universitäten scheint im Moment noch unwahrscheinlich. Zwar hatte es am Mittwoch ein erstes Vernetzungstreffen mit Begeisterten der FU gegeben. Aber die Diskussion wurde von vielen als eher unstrukturiert wahrgenommen. Der Tenor war, dass es einfach noch an Vorbereitung fehle. Wichtiger noch, es fehle ein Anlasspunkt, der ausreichend Studierende an ihrer eigenen Universität betreffe. Außerdem schwäche die Mehrbelastung einer weiteren Besetzung die Unterstützung für den Protest an der HU. Dies wolle man unbedingt vermeiden.

Fotos: Marius Mestermann

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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