Holm bleibt wirklich

Für Andrej Holm wurde ein Institut besetzt und demonstriert. Jetzt zieht die Humboldt-Uni die Kündigung ihres Dozenten zurück, weil der seine Falschangaben bedauert. Von Julian Jestadt und Marius Mestermann

16710226_1422797411086289_1351913310_o
Die Humboldt Universität zieht Andrej Holms Kündigung zurück. Foto: Marius Mestermann

Die Präsidentin der Humboldt-Universität (HU) Sabine Kunst hat ihre Entscheidung, den Stadtsoziologen Andrej Holm als Dozenten zu entlassen, rückgängig gemacht. Statt einer Kündigung bekommt Holm jetzt eine Abmahnung. Das Vertrauensverhältnis sei zwar weiterhin gestört, aber „nicht mehr vollständig zerstört“, heißt es in einer Mitteilung der HU vom Freitag.

Das Bedauern gibt den Ausschlag

Grund für diesen Wandel war ein Schreiben vom Donnerstag, in dem Holm eingesteht, falsche Angaben über seine Stasi-Vergangenheit gemacht zu haben. „Ich bin mir heute bewusst, dass ich gegenüber der HU objektiv falsche Angaben hinsichtlich meiner Tätigkeit für das MfS (Ministerium für Staatssicherheit, Anm. d. Red.) gemacht habe“, wird in der HU-Mitteilung aus der Erklärung Holms zitiert. “Ich bedauere das und ebenso, dies nicht sofort gegenüber der HU zum Ausdruck gebracht zu haben.”

Damit habe Holm seine Falschangaben gegenüber der HU erstmals zugegeben und bedauert, heißt es in der Mitteilung weiter. HU-Präsidentin Sabine Kunst – sie hatte auch die Kündigung veranlasst – zeigt sich erfreut, „dass wir mit Herrn Holm zu einer gemeinsamen Lösung gekommen sind und damit seine Expertise im Lehrbereich Stadtsoziologie der HU auf diese Weise für Lehre und Forschung erhalten können.“

Vorgeschichte eskalierte im Dezember

Der 46-Jährige hatte seine Tätigkeit für das MfS bei der Einstellung an der HU im Jahr 2005 verschwiegen. Als er im Dezember 2016 zum Staatssekretär für Wohnen berufen wurde, sorgte das für breite Kritik. Fehlender Rückhalt in der rot-rot-grünen Koalition und die Ankündigung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müllers (SPD), Holm entlassen zu wollen, führten am 16. Januar schließlich zu seinem Rücktritt. Kurz darauf kündigte ihm auch die HU.

Studierende und Aktivisten besetzten daraufhin aus Protest das Sozialwissenschaftliche Institut der HU und riefen zur Demonstration auf. Nach der Rücknahme von Holms Entlassung ist noch unklar, wie es mit der Protestaktion weitergeht. Die ersten Reaktionen auf Twitter fielen gemischt aus:

Die HU-Leitung scheint im Fall #Holm begriffen zu haben, dass #Hochschulpolitik nur mit Studierenden funktioniert. https://t.co/iQyd7HAdEi

— LAK Berlin (@berlin_lak) 10. Februar 2017

Also wenn man an der #HU lügt und es erst bedauert, nachdem man gekündigt wurde, dann darf man doch weiterlehren. Peinlich! Peinlich!#Holm

— Manuel Schwalm (@coolservativ) 10. Februar 2017

Ob die Uni auch bei einer Vergangenheit in einer rechten Verbrecherorganisation so großzügig ein Auge zugedrückt hätte? #holmbleibt #Holm

— Benjamin Konietzny (@langzeh) 10. Februar 2017

Und könnten wir dann jetzt mal über den Umgang mit DDR-Geschichte reden? #Holm

— Anne Roth (@annalist) 10. Februar 2017

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.