Chaotische Koordination

Der Traum von der Ferne: Viele Studierende verbringen ein oder zwei Semester im Ausland. Karolin Tockhorn und Hannah Lichtenthäler haben nachgefragt, welche bürokratischen Hürden sie überwinden mussten.

Magdalena war für zwei Semester in Rom. Foto: Hannah Lichtenthäler
Magdalena war für zwei Semester in Rom. Foto: Hannah Lichtenthäler

Magdalena K.

Studium: B.A. Italienstudien im 6. Semester

Erasmus 2016: 2 Semester an der Roma Tre Universität (Italien)

„In Italienstudien haben wir den Vorteil mit 7 bis 8 Studierenden ein sehr kleiner Studiengang zu sein. Unsere Koordinatorin hat uns demensprechend gut betreuen können. Ich denke, dass ich ohne ihre Präsentation über die einzelnen Bewerbungsschritte ziemlich verloren gewesen wäre. Insgesamt gab es schon viele Formulare, die man einreichen musste. Am schwierigsten war das Learning Agreement. Wir sollten eine Liste von Kursen erstellen, die wir dann im Ausland belegen wollten. Das war fast unmöglich, da man das Angebot auf den Seiten der Unis größtenteils noch gar nicht einsehen konnte. Am Ende war das alles sehr improvisiert und oberflächlich und hat sich auch andauernd wieder geändert. Ich musste das Learning Agreement zig Mal ausdrucken. Probleme mit der Anrechnung gab es in meinem Fall glücklicherweise nicht, da ein Auslandssemester in Italienstudien verpflichtend ist.“

Katharina möchte im Winter in England oder Norwegen studieren. Foto: Karolin Tockhorn

Katharina L.

Studium: B.A. Englische Philologie und Allgemeine Vergleichende Literaturwissenschaft im 3. Semester

Erasmus 2017/2018: Beworben für Manchester (England), Dublin (Irland) und Bergen (Norwegen)

„Es hat mich ein bisschen gestresst, dass die Bewerbungsfrist häufiger verschoben wurde, weil ich nicht einschätzen konnte, ob das dann noch zu schaffen ist. Als das Formular online war, war ich doch erstaunt, wie schnell die Bewerbung ging. Sobald man sich da eingefunden hat, geht es sehr einfach. Aufwändig war, dass man ein Motivationsschreiben, den Lebenslauf, das Online-Bewerbungsformular, einen Sprachnachweis und ein Empfehlungsschreiben abgeben muss. Ich habe mir selbst Stress wegen des Motivationsschreibens gemacht, da ich das natürlich sehr gut machen wollte. Ansonsten war der bürokratische Aufwand nicht so hoch.“

Richard hat sich für einen Platz in Oslo beworben. Foto: Karolin Tockhorn

Richard U.

Studium: B.A. Geschichte und Biologie auf Lehramt im 1. Semester

Erasmus 2017/2018: Beworben für die Universität in Oslo

„Da auf der Website die verschiedenen Bewerbungsschritte gut einsehbar waren, fand ich den Bewerbungsprozess eigentlich recht unproblematisch. Genervt hat mich nur, dass es so lange gedauert hat, bis das Bewerbungsformular verfügbar war und sich die Abgabefrist dadurch verschoben hat. Das traf allerdings für den Fachbereich Biologie nicht zu, da ging eine E-Mail rum, die ich leider übersehen hatte. Glücklicherweise sind aber in Bio so wenige Bewerbungen eingegangen, dass ich trotz verspäteter Abgabe extrem schnell Bescheid bekommen habe, dass ich meine Erstwahl bekomme. Ich kann mich also wirklich nicht beschweren.“

René war in England und Stephanie in Kanada. Foto: Hannah Lichtenthäler

René N.

Studium: M.A. Nordamerikastudien im 5. Semester

Erasmus 2015/2016: 2 Semester an der University of Nottingham, England

„Ich habe mich für Erasmus entschieden, da ich den Direktaustausch in die USA nicht machen konnte – denn da waren die Hürden so groß. Die Bewerbungsfrist war direkt zwei Wochen nach Semesterbeginn. Für die Bewerbung braucht man zwei Empfehlungsschreiben, eins davon muss von einem Professor oder einer Professorin der FU sein. Da ich meinen Bachelor in Dresden gemacht habe und mich am JFK niemand kannte, habe ich keins bekommen. Die Bewerbung für Erasmus war hingegen recht leicht. Ich habe auch direkt meine Erstwahl bekommen, denn an unserem Institut möchte im Master kaum jemand Erasmus machen. Das einzige Problem war das Learning Agreement, was vorher abgezeichnet werden muss. Die Kursliste für den Master stellt die Gastuniversität allerdings erst zu Semesterbeginn zur Verfügung. Ich musste noch einmal wegen der Unterschrift meines Erasmus-Koordinators der FU nach Berlin zurückfliegen und konnte das Learning Agreement dann mit monatelanger Verspätung endlich abgeben. Ich warte allerdings immer noch auf die Anrechnung der Kurse, das ist da scheinbar in einer Warteschleife hängen geblieben.“

Stephanie F.

Studium: M.A. Global History im 7. Semester, vorher B.A. Nordamerikastudien

Direktaustausch 2011/2012: 2 Semester an der Wilfrid-Laurier-University in Waterloo, Kanada

„Ich war im Bachelor mit dem Direktaustausch in Kanada. Bürokratische Hürden gab es nicht so viele. Ich musste einen TOEFL-Test machen, damals brauchte ich nur ein Empfehlungsschreiben, ein Motivationsschreiben und das Transkript meiner bisherigen Noten. Die Anrechnung der Kurse im Nachhinein war sehr kompliziert, da die Umrechnung der Noten unklar war. Das wurde dann nach meinem Jahrgang institutionalisiert, weil es bei uns so viele Unregelmäßigkeiten gab. Es ließ sich dann doch noch alles klären und insgesamt kann ich mich nicht beschweren.“

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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