Furios suchtet: Das Spiel mit der Zeit

Unterhaltung dient oft als Zeitvertreib. Bei „Quantum Break“ kann davon keine Rede sein: Marius Mestermann über eine spektakuläre Mischung aus Action-Game und TV-Serie, in der die Zeit Kopf steht.

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Die Starbesetzung: Lance Reddick und Aidan Gillen. Foto: Marius Mestermann

Stellen wir uns vor: Jemand erfindet eine Zeitmaschine – so weit, so SciFi. Doch bei der Verwendung geht etwas gehörig schief. Ein Riss in der Zeit entsteht, es kommt zu verheerenden Anomalien, Weltuntergangsstimmung. Wahrscheinlich haben nun alle ein gewisses Bild im Kopf, genährt von Hollywood-Katastrophenfilmen und der eigenen Fantasie.

Doch noch nie wurde dieses Szenario so überzeugend und innovativ umgesetzt wie in „Quantum Break“. Ich suchtete mich in nur drei Tagen durch die Kombination aus actionreichem Shooter und TV-Serie (natürlich nur zu Recherchezwecken!). Drei Argumente, warum auch ihr euch die Zeit nehmen solltet:

1. Drama, baby!

Alles beginnt mit einem missglückten Experiment an einer Universität. Dort will der geheimnisvolle Paul Serene eine vom Wissenschaftler William Joyce entworfene Zeitmaschine testen. Erfinder Joyce ist der Einsatz der Maschine noch zu riskant, doch Paul Serene scheint es eilig zu haben und aktiviert sie trotzdem. Es kommt zur Katastrophe: Ein Riss in der Zeit entsteht.

Mitten in das Chaos an der Universität stürze ich als Jack Joyce, Williams Bruder. Und stelle fest, dass die Katatrophe meiner Spielfigur ein paar nette Skills zur Zeitmanipulation verliehen hat. Leider ist das gleiche mit Paul Serene passiert, der fortan mein Widersacher ist – dabei waren wir als Kinder beste Freunde.

Jedenfalls sieht der Zeitkollaps in „Quantum Break“ einfach unfassbar gut aus. Anomalien lassen Spielszenen gefrieren, sodass ich heranstürmenden Angreifern entspannt die Waffe mopsen kann. Doch einfach wird das Spiel dadurch nicht, denn niemand hat Kontrolle darüber, wann die Zeitanomalien auftreten.

2. Schwierige Entscheidungen – und erstklassige Schauspieler

Der eigentliche Clou liegt aber in der hybriden Natur von „Quantum Break“. Mal muss ich den Finger schussbereit am Abzug haben, mal kann ich mich entspannt zurücklehnen. Flüssig geht es von Gamesequenzen zu TV-Episoden und zurück. Schauspieler wie Aidan Gillen und Shawn Ashmore wurden dazu als digitale Figuren ins Spiel geklont, sind zugleich aber Darsteller einer Serie – eine raffinierte Story entsteht.

Noch abwechslungsreicher wird es, wenn man zwischendurch plötzlich Paul Serene steuert – und folgenschwere Entscheidungen treffen darf. Etwa, als seine Schergen protestierende Studenten festnehmen: Lasse ich ihre Anführerin umbringen? Oder zwinge ich sie, eine Videobotschaft aufzunehmen, die Jack Joyce als Terroristen darstellt und alle gegen ihn aufbringt?

3. Zeit zum Nachdenken

Über die Bedeutung und die Logik der Zeit haben uns schon Filmklassiker wie „Zurück in die Zukunft“ grübeln lassen. Doch „Quantum Break“ beschreitet visuell und dramaturgisch neue Pfade. Mehrfach überrascht mich das Spiel, als ich schon glaube, alles durchschaut zu haben.

Wer Jack Joyce blind durch die Gegend laufen lässt und kleine Extras verpasst, verschwendet mit „Quantum Break“ wortwörtlich seine Zeit. Alle anderen lädt es dazu ein, alltägliche Vorstellungen von Raum und Zeit zu hinterfragen – wozu man natürlich erst einmal die Zeit haben muss.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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