Danach geh ich schlafen

Wer sich einmal in den Kaninchenbau Youtube gewagt hat, findet aus eigener Kraft nicht mehr hinaus. Protokoll eines verlorenen Abends der Furios-Redaktion.

Nachts halb vier auf Youtube. Ich weiß nicht wie ich herkam und ich habe Angst vor dem, was vor mir liegt: Nicht schon wieder Katzen. Ursprünglich wollte ich mir das neue John Oliver Video anschauen. Da war es noch hell. Jetzt sitze ich im Dunklen – zwischen den Überresten von Schokoladentafeln und unangetasteten Uni-Texten. Nur der PC leuchtet noch und mein Zeigefinger holt im drei-Minuten-Takt zum Klicken aus: Nur noch ein Video, dann gehe ich schlafen. Versprochen.

Ich bin nicht stolz darauf, was Youtube aus mir macht. Auf der Frontpage geht es los: Vor zehn Jahren hielt ich es für eine gute Idee, mich «Barbiegirl93” zu nennen. Die Buße dafür leiste ich noch heute: Mir werden vor allem Videos empfohlen, die mir fünf Minuten lang erklären, wie ich mir einen Pferdeschwanz binden kann, oder welche Schmink-Produkte ich verwenden muss, um auszusehen, als wäre ich ungeschminkt. Aus Protest schaue ich mir an, wie man eine Krawatte mit einem doppelten Windsor bindet. Das heißt für die allwissende Suchmaschine anscheinend, dass ich Interesse an der Bundeswehr habe – plötzlich wird mir Werbung für „Die Rekruten“ angezeigt. Netter Versuch, aber ich bin Studentin am OSI.

Dann schaue ich mir doch lieber zum fünften mal an, wie Donald Trump das Wort „China“ wiederholt. Doch schon lenken mich alte „Upps, die Pannenshow“-Gewinnspiele wieder ab. Mein Favorit: „Ist das eine Klobürste oder eine Zahnbürste?“. Wenigstens gibt’s „Sharknado 3“ nicht auf Youtube – so muss ich nur die ersten zwei anschauen. Bis ich damit durch bin, hat John Oliver auch endlich sein neues Video hochgeladen. Und so lange heißt es: China, China, China, China…

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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