Pferdammt weit weg

Alle Wege führen nach Bad Saarow. Eher nicht! Der Campus der Pferdewissenschaftler liegt unerreichbar im Berliner Umland. Von Paul Lütges Versuch eines Besuches.

Illustration: Nikola Tietze

Illustration: Nikola Tietze

„Wann kommt endlich der Bus, ich friere mich hier tot!“, schreit ein kleiner Junge. Es ist 11 Uhr morgens, irgendwo weit außerhalb Berlins in der brandenburgischen Pampa. Und tatsächlich, es ist schweinekalt. Der Junge wartet gemeinsam mit seinen Großeltern auf den gleichen Bus wie ich – auf den Bus, der angeblich auch nach Bad Saarow fährt, zum Pferdezentrum der FU.

Ich bin noch nicht einmal dort angekommen und mir reicht es schon wieder. Neben mir tippelt eine ältere Dame hin und her und schüttelt nur noch den Kopf. Besser kann man es nicht ausdrücken.

Wer meint, dass Dahlem weit ab vom Schuss ist, der hat sich noch nie auf den Weg nach Bad Saarow gemacht! Über eine Stunde Zugfahrt habe ich bereits hinter mir, um an diese Bushaltestelle zu gelangen, doch das Ziel ist noch lange nicht in Sicht.

Irgendwann kommt der Bus. Die Fahrt dauert eine halbe Ewigkeit. Der Busfahrer kutschiert uns durch Orte, die gerade mal aus einer Straße bestehen. Man glaubt es kaum, doch irgendwann komme ich in Bad Saarow an, wo mich eine Idylle erwartet: Vögel zwitschern, Pferde traben auf der Weide – doch keine Menschenseele weit und breit. Und es ist immer noch verdammt kalt. Hier gibt es nichts. Und schon gar nichts Sehenswertes. Ich stehe vor den Eingangstoren des Pferdezentrums und klingele. Keiner macht mir auf. „Wir können Sie nicht reinlassen. Heute sind hier auch keine Studenten“, erfahre ich von einer Tierärztin am Telefon. Naja macht nichts, ich beginne ohnehin, die Zivilisation und den Kontakt zu anderen Menschen zu vermissen. Berlin, du kannst so hässlich sein. Aber auch warm und voller Leben. Und tatsächlich freue ich mich, nach Berlin zurückzukehren. Nur vor dem Heimweg graut es mir schon.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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