Das alltägliche Miteinander lässt sich auf vielfältige Weise untersuchen. Welchen Einfluss unsere Sprache jedoch darauf hat, möchte der neue Studiengang „Sprache und Gesellschaft“ näher ergründen. Von Corinna Cerruti
Wer sich bisher für ein Sprachen-Studium an der FU interessierte, musste sich für ein oder zwei Sprachen entscheiden: Deutsche oder Englische Philologie? Oder doch lieber eine Romanische Sprache? Jede Philologie betreibt Wissenschaft auf ihrem Gebiet und bietet damit auch in den zugehörigen Studiengängen nur eine eingeschränkte Sicht. Dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aber für die Gesellschaft von Nutzen sein kann, soll ab dem Wintersemester 2017/18 der neue Bachelorstudiengang „Sprache und Gesellschaft“ vermitteln.
In dem vom Interdisziplinären Zentrum Europäische Sprachen (IZ ZEUS) angebotenen Studiengang sollen die Auswirkungen von Sprache im gesellschaftlichen Miteinander beleuchtet werden. Begegnungen zwischen Menschen, die nicht dieselbe Sprache sprechen oder diese nicht auf demselben Niveau beherrschen, sind gerade in einer multikulturellen Stadt wie Berlin an der Tagesordnung. Daher bietet die Stadt den Studierenden die Gelegenheit, mit den Herausforderungen und Chancen einer multilingualen Gesellschaft unmittelbar konfrontiert zu werden.
Bedarf an ausgebildeten Fachkräften ist hoch
Frau Prof. Meinschaefer, stellvertretene Sprecherin des IZ ZEUS und ansässig im Institut für romanische Philologie, sieht in diesem Studiengang eine große Chance, die Sprachvermittlung im Bereich der Erwachsenenbildung und die Beratungsangebote in Deutschland zu verbessern. Es gebe zwar massenhaft Beratungsinitiativen, diese seien jedoch häufig nicht auf professionellem Niveau. Besonders aufgrund der angestiegenen Zahl Geflüchteter in Deutschland gebe es einen erhöhten Bedarf an Fachkräften. Diese sollten zum einen die Kompetenz besitzen, Sprache zu vermitteln, zum anderen auch die soziokulturellen Hintergründe der Menschen einordnen können.
Auch Schulen und Kitas hätten Bedarf an Expert*innen was das Thema Mehrsprachigkeit von Kindern betrifft. Konsens ist, dass beispielsweise die Muttersprache nicht aufgegeben werden soll, damit die Umgebungssprache gut beherrscht wird. Doch wie kann man dann erreichen, dass das Kind in beiden Sprachen erfolgreich ist? „Das sind auch Fragen der Integration“, meint Meinschaefer. „Mehrsprachigkeit ist etwas, womit wir als Menschen ohne Weiteres zurechtkommen und was in den allermeisten Gesellschaften der Welt völlig normal ist.“ Daher steht für sie fest, dass Einsprachigkeit in Deutschland nicht mehr erstrebenswert ist.
Globale Sprachenwelt studieren
Die zukünftigen Studierenden des neuen Bachelors werden sich deshalb besonders mit den sprachlichen Problemen auseinandersetzen, die die heutige globalisierte Welt mit sich bringt. Sie lernen die Grundlagen der Sprachwissenschaft sowie ihre Methoden kennen und beschäftigen sich explizit mit Fragestellungen der Soziolinguistik. Das IZ ZEUS arbeitet dafür mit den einzelnen philologischen Instituten der FU zusammen. Zusätzlich können die Studierenden ein bis zwei Fremdsprachen neu erlernen oder vertiefen. Durch den neuen Studiengang „Sprache und Gesellschaft“ findet so das alltägliche Berliner Zusammentreffen der verschiedenen Sprachfamilien auch bald in akademischer Umgebung statt.
Der Bachelorstudiengang „Sprache und Gesellschaft“ kann als Kernfach oder 60LP-Modulangebot im Kombi-Bachelor studiert werden. Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester 2017/18 ist der 15. Juli. Weitere Informationen hier.
Um in die Themen des neuen Studiengangs einzuführen, veranstaltet das IZ ZEUS in diesem Sommersemester eine öffentliche Ringvorlesung. Weitere Infos und Termine hier.